Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
richtig, dass ich ihn normalerweise hier im Lokal antreffe?«
»Ja, André hängt in der Regel immer hinter dem Tresen rum. Aber er hat ja kaum noch etwas zu tun.«
Jan nickte und erhob sich von dem Barhocker, auf dem er sich niedergelassen hatte. Er bedankte sich bei dem Glatzkopf und verließ den Laden. Als er auf den Bürgersteig trat und die warme Sommerhitze ihm augenblicklich Schweißperlen auf die Stirn trieb, hielt er noch einmal inne. Er befühlte die hintere Tasche seiner Jeans und zog ein Foto hervor, das ihm Bettina ein paar Stunden zuvor im Präsidium in die Hand gedrückt hatte. Es war ein Werbefoto und zeigte Bernhard Winkelmann vor einem goldfarbenen Braukessel mit einem Glas Bier in der Hand. Kurzerhand machte er kehrt und betrat das Café Central noch einmal. Der Mann mit der Glatze schlürfte gerade seinen Espresso und legte einen Fünfeuroschein auf die Theke. Noch immer war weit und breit kein Mitarbeiter zu sehen.
»Darf ich Sie noch einmal kurz stören?«, sagte Jan und setzte sich erneut neben den Mann.
»Der alte Columbo-Trick, was?«, lachte der Glatzkopf.
»Ein bisschen Monk ist auch dabei«, antwortete Jan. »Aber lassen wir das. Haben Sie diesen Mann hier schon einmal gesehen?« Er legte das Bild von Winkelmann auf die Theke.
»Ja, allerdings«, sagte der Mann ohne Zögern. »Den Vogel habe ich hier schon ein paarmal gesehen.«
»Tatsächlich?«, fragte Jan überrascht. »Erzählen Sie mehr! Was können Sie über ihn sagen?«
»Er ist vor einigen Wochen ein paarmal hier gewesen. Saß immer hier an der Bar und hat sich volllaufen lassen.«
»Wissen Sie, wer er ist?«
»Keine Ahnung. Nach seinem Äußeren zu urteilen irgendein Geschäftsmann, schätze ich. Er trug Anzug, Krawatte und teure Krokoschuhe.«
»Sie kannten ihn also nicht?«
»Nee, sollte ich denn? Sagen Sie nicht, dass das Dr. Oetker junior höchstpersönlich war.« Der Mann blickte Jan einen Moment lang mit ernster Miene an, dann brach er in schallendes Lachen aus.
»So ähnlich«, antwortete Jan knapp. »Haben Sie sich auch mit ihm unterhalten?«
»Nur das Nötigste«, antwortete der Mann. »Er war mir von Anfang an unsympathisch.«
»Haben Sie eine Ahnung, weshalb er hier war?«, fragte Jan. »Gab es vielleicht einen bestimmten Grund?«
»Hmm, also wenn Sie mich so fragen, dann …« Der Mann strich sich mit der linken Hand über die Glatze. »… also, wie soll ich sagen? Ich hatte das Gefühl, als hätte er es auf Maren abgesehen.«
»Wer ist Maren?«, fragte Jan.
»Maren Spilker, Andrés Freundin.«
Jan starrte den Mann an. Hatte der knochige Glatzkopf ihm soeben die Erklärung für die letzten Stunden in Bernhard Winkelmanns Leben gegeben? War Maren Spilker die Frau gewesen, mit der er kurz vor seinem Tod Sex gehabt hatte? Die Streichhölzer mit dem Logo des Café Central, die in seiner Hosentasche gefunden worden waren, und die Aussagen des Mannes neben ihm ließen diesen Schluss zu.
»Beruhte das Ganze denn auf Gegenseitigkeit?«, wollte Jan wissen.
»Was meinen Sie?«
»Na, hat Maren Spilker auch an Winkelmann Interesse gezeigt?«, antwortete Jan ungeduldig.
»Woher soll ich denn das wissen? Fragen Sie sie doch einfach selbst!«
»Sind Sie denn so freundlich und sagen mir, wo ich sie finde?« Jan merkte selbst, wie genervt er plötzlich klang.
Der Mann lächelte ihn gelangweilt an und machte eine Bewegung mit dem rechten Zeigefinger, die Jan nicht deuten konnte.
»Würden Sie mir bitte …«
»Den beiden gehört das Haus, sie wohnen in den oberen Etagen.«
»Na also, warum denn nicht gleich?« Jan nickte dem Mann zu und eilte aus dem Café Central. Eine innere Unruhe trieb ihn plötzlich an. Die mögliche Verbindung zwischen Bernhard Winkelmann und Maren Spilker konnte der erhoffte Durchbruch sein. Vielleicht würde ihnen diese Frau dabei helfen können, die letzten Stunden in Winkelmanns Leben zu rekonstruieren.
Nachdem auch das dritte Klingeln keinen Erfolg gebracht hatte, musste Jan frustriert einsehen, dass André Brinkhoff und Maren Spilker offenbar nicht zu Hause waren. Obwohl er sich sicher war, von der Straße aus eine Lichtquelle im Innern der Wohnung erkannt zu haben, drang keinerlei Geräusch durch die massive Tür im ersten Stockwerk des unscheinbaren Hauses, das in den sechziger Jahren gebaut worden sein musste.
Jan betrat noch einmal das Café und erkundigte sich bei der Bedienung, die mittlerweile wieder hinter der Theke stand, nach der Telefonnummer von Brinkhoff und Maren
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