Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
dringend mit euch sprechen.«
»Jetzt?«, fragte sie überrascht.
»Ja.«
»Also ehrlich gesagt, passt es gerade nicht …«
»Ich will wissen, was los ist«, wurde sie unterbrochen. Sie hörte, dass er aufgebracht war.
»Was soll denn los sein?«, versuchte sie so ruhig wie möglich zu klingen.
»Mir wächst das alles langsam über den Kopf. D… die Bullen waren bei mir. Ich glaube, die ahnen etwas.«
»Was heißt das?«, fragte sie. Das Unwohlsein verstärkte sich. Ihr Unterleib schmerzte wie bei einem Krampf. Sie ging in die Hocke und atmete tief durch, während er weitersprach. Sie hörte, dass er darauf bestand, persönlich mit ihnen zu sprechen.
Doch sie schaffte es nicht mehr zu antworten. Die Schmerzen wurden unerträglich. Im nächsten Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Dann verlor sie das Bewusstsein.
Eine halbe Stunde später war sie wieder halbwegs bei Kräften. Sie lag Carolin auf dem Schlafzimmerbett und realisierte nach und nach, was passiert war. Ihr Unwohlsein, die Schmerzen im Unterleib. Sie sträubte sich gegen den Gedanken, der langsam in ihr wuchs.
Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgestoßen, und ihr Freund trat herein.
»Wie geht’s dir?«, fragte er.
»Besser.«
»Was war denn los? Schwanger, oder was?«
Einen Moment packte sie die Panik, dass er etwas ahnte. Doch an seinem Grinsen erkannte sie, dass er nur einen Scherz gemacht hatte.
»Sehr witzig«, lächelte sie unsicher. »Ich glaube, der Fisch heute Mittag war nicht gut.«
»Ich merke nichts«, sagte er kurz. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Sein Grinsen verschwand, Sorgenfalten machten sich auf seiner Stirn breit. »Ich weiß, mit wem du eben telefoniert hast«, flüsterte er. »Er sitzt im Esszimmer.«
Sie erinnerte sich wieder an das Telefonat, kurz bevor sie zusammengebrochen war. Dann blickte sie zur Seite und sah Carolin, die geknebelt, gefesselt und mit verbundenen Augen neben ihr lag. Augenblicklich kehrte das schlechte Gewissen zurück.
»Was will er?«, fragte sie vorsichtig.
»Er hat Angst«, antwortete er. »Angst, dass es aus dem Ruder läuft.«
»Ist es doch längst«, entfuhr es ihr. »Kapiert er das denn nicht, dieser Vollidiot?«
Allmählich hatte sie das Gefühl, als verliere sie die Kontrolle über ihren Körper. »Können wir sie nicht losbinden?«, fragte sie mit leiser Stimme.
»Und dann?«, blaffte er. »Was bringt uns das? Ich will nichts riskieren. Wir lassen sie frei, sobald man auf unsere Forderungen eingegangen ist.«
»Hoffentlich schon bald«, entgegnete sie und drehte sich Carolin zu. »Wir tun dir nichts, glaub mir.« Ihre beruhigend gemeinten Worte blieben wirkungslos. Carolin lag wie versteinert neben ihr.
Sie wandte ihren Blick von dem Mädchen ab und versuchte auf die Beine zu kommen. Im nächsten Augenblick wurde die Tür erneut aufgestoßen. Der Mann stand urplötzlich im Raum, sein Blick flackerte.
Gemeinsam mit ihrem Freund trat sie schnell auf ihn zu, griff ihn am Arm und schob ihn unsanft aus dem Zimmer. Sie war sich sicher, dass er realisiert hatte, wer da gefesselt auf dem Bett lag.
Mit Mühe gelang es ihnen, seinen schweren Körper auf die Couch im Wohnzimmer zu bugsieren. Es dauerte eine Weile, ehe er sich wieder beruhigt hatte.
»W… was habt ihr mit ihr vor?«, fragte er nervös. »Seid ihr jetzt völlig verrückt geworden?«
»Beruhig dich!«, sagte er. »Wir tun ihr nichts, solange wir die Kohle bekommen.«
»I… ich habe euch doch gesagt, dass sie genau wie Bernhard ist. Knallhart und berechnend.« Er versuchte sich aufzurichten, sackte jedoch sofort wieder zurück auf die Couch.
Sie ließ sich erschöpft in den Ledersessel fallen und blickte ihrem Freund hinterher, der unruhig durch den Raum lief.
»Abwarten«, sagte er nach einer Weile. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so abgebrüht ist.«
»Mir egal. Ich steig aus.«
»Dafür ist es zu spät. Du steckst viel zu tief in der Sache drin.«
»Weil ihr mich dazu getrieben habt!«, ereiferte er sich. »Ich wollte das alles doch gar nicht.«
»Hättest du besser aufgepasst, wäre es gar nicht erst so weit gekommen!«
»Ich weiß doch auch nicht, was da schief…« Er brach ab. Plötzlich flackerten seine Augen wieder.
»Ich sag dir, was da schiefgelaufen ist«, sagte ihr Freund heftig. »Du warst einfach zu blöd dafür. Wie immer in deinem Leben.«
»Jetzt hört doch mal mit der Streiterei auf«, mischte sie sich ein. »Lasst uns lieber darüber sprechen, wie wir
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