Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
Vom Netzwerk:
Geräusche gehört. Erst dachte ich, Papa würde sich einen Film ansehen, aber es war so laut …«
    Sie schüttelte den Kopf und unterdrückte die Tränen. »Die Geräusche kamen aus dem Schlafzimmer. Ich bin hoch, und die Tür stand einen Spalt weit offen. Eigentlich wollte ich ja gar nicht reingucken, aber es war so …« Ihre letzten Worte gingen in Schluchzen unter.
    »Was genau hast du gesehen?«, fragte Jan nach.
    »Na, meinen Vater mit einer anderen. Im Bett meiner Eltern, es war schrecklich!«
    »Das muss ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein«, sagte Jan einfühlsam.
    Bettina, die ebenfalls aufgestanden war, ging auf Carolin zu und nahm sie in den Arm. Plötzlich brach es aus dem Mädchen heraus, und sie weinte bitterlich.
    »Ich würde dir gerne weitere Fragen ersparen, aber hast du vielleicht erkennen können, wer die Frau war, mit der dein Vater …?«
    »… gepoppt hat?«, entgegnete Carolin hart. »Meinen Sie das?«
    »Wenn du es so nennen willst, ja.« Jan konnte die rüde Ausdrucksweise verstehen. Für Carolin musste der Anblick des Vaters, der sich gerade mit seiner Geliebten vergnügte, traumatisch gewesen sein.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie nach einigen Sekunden. »Sie lag unter Papa. Ich bin sofort weggerannt. Die haben mich gar nicht bemerkt.«
    »Hast du deinen Vater im Nachhinein auf die Sache angesprochen?«
    »Sind Sie wahnsinnig? Das Ganze war mir ja so schon unendlich peinlich.«
    »Verständlich«, antwortete Bettina. »Ich mag mir das gar nicht vorstellen.«
    »Okay, wir wissen jetzt, was du gesehen hast«, versuchte Jan es anders. »Was genau hat das mit der Erpressung zu tun, von der du erzählt hast?«
    »Das war ein paar Tage später«, erklärte Carolin, jetzt wieder etwas gefasster. »Ich habe zufällig ein Telefonat von Papa mitbekommen. Es war ziemlich eindeutig, dass ihn jemand unter Druck setzte. Womit, weiß ich aber nicht. Er hat gemerkt, dass ich hinter der Tür stand, und hat das Gespräch beendet. Zum Glück wusste er nicht, dass ich viel mehr mitbekommen habe.«
    »Was heißt, jemand hat ihn unter Druck gesetzt?«, fragte Jan. »Kannst du das etwas genauer beschreiben?«
    »Er sagte die ganze Zeit, dass er sich nicht erpressen lassen würde. Und dass sie nicht denken müsse, dass sie damit durchkäme. Das war absolut eindeutig.« Carolin klang jetzt klar, beinahe entschlossen.
    »Und wieso bist du dir so sicher, dass das diese Frau war, mit der dein Vater …?«
    »… gevögelt hat. Sagen Sie es doch einfach!«
    »Das ist nicht mein Stil«, entgegnete Jan ruhig. »Und ehrlich gesagt steht dir diese Sprache auch nicht, auch wenn ich deinen Schock nachvollziehen kann. Also, warum bist du dir sicher, dass sie es war?«
    »Weil er gesagt hat, dass er wegen ihrer kleinen Affäre nicht seine Familie aufs Spiel setzen wolle und nicht vorhabe, sich von ihr erpressen zu lassen.«
    »Und davon wusste niemand?«, fragte Jan verwundert. Er erinnerte sich daran, dass Claus und Dagmar Winkelmann empört reagiert hatten, als Carolin die Erpressungstheorie in den Raum geworfen hatte. So übertrieben empört, als hätten sie gewusst, wovon sie sprach.
    »Ich glaube, Opa weiß von der Affäre«, flüsterte Carolin. »Ich habe die beiden darüber reden hören. Sie wollten es aber für sich behalten.«
    »Ist dir in der letzten Zeit irgendetwas aufgefallen, das dir seltsam vorgekommen ist? Gab es weitere Anzeichen für eine Erpressung?« Jan musterte sie eindringlich.
    »Kann schon sein, aber ich habe versucht, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen und auf Durchzug zu stellen«, antwortete Carolin mit verschlossener Miene.
    Jan spürte, dass er nicht mehr von ihr erfahren würde. Zwei Sachen wollte er jedoch noch geklärt haben, ehe sie die Winkelmann’sche Villa wieder verließen.
    »Noch mal etwas anderes«, begann er vorsichtig. »Dein Opa sagte mir, dass gestern ein Polizist hier gewesen ist. Weißt du, wie er hieß?«
    »Nein, den Namen hab ich vergessen.«
    »Was wollte er denn von dir?«
    »Nichts«, antwortete Carolin. »Er hat nur gefragt, ob Mama oder Opa zu Hause wären. Als ich sagte, dass ich allein bin, hat er sich bedankt und ist wieder gegangen.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Recht klein und muskulös, ein bisschen prollig.«
    Stahlhut!, dachte Jan. War er etwa auf eigene Faust hier gewesen?
    »Wir haben gestern auch mit deinem Onkel und deiner Tante gesprochen«, unterbrach Bettina seine Gedanken. »Wir hatten das Gefühl, als wären sie nicht immer mit allen

Weitere Kostenlose Bücher