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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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müssen, nachdem die alte Limousine zu teuer im Unterhalt geworden war. Nach außen hin versuchten sie den Schein zu wahren, doch das Wasser stand ihnen längst bis zum Hals.
    »Im Kofferraum«, rief sie Carolin zu. »Dort sind die Tüten mit den schweren Sachen. Die Saftkiste können wir zu zweit nehmen.«
    »Kein Problem«, antwortete Carolin hilfsbereit. »Übrigens, das Licht an deinem Auto brennt.«
    »Ach, ich bin manchmal so schusselig«, sagte sie lachend und öffnete die Fahrertür. »Der Kofferraum ist offen. Wenn du willst …«
    »Bin schon dabei!« Carolin klappte den Deckel des Kofferraums auf und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz, schloss die Augen und atmete durch in der Gewissheit dessen, was in den nächsten Sekunden geschehen würde. Im Seitenspiegel sah sie, wie ihr Freund hinter einem Baum hervortrat und sich Carolin mit wenigen Schritten näherte. In der linken Hand trug er das Tuch mit dem Chloroform.
    Es vergingen einige Momente, in denen sie hoffte, dass er sanft mit ihr umging. Dann erschütterte ein kurzes Ruckeln das Heck des Wagens, gefolgt von dem Geräusch des zuklappenden Kofferraumdeckels. Im nächsten Augenblick ging die Beifahrertür auf, und ihr Freund nahm neben ihr Platz.
    »Fahr los!«, sagte er, den Blick starr nach vorne gerichtet. »Wir haben nicht viel Zeit.«

20
    Seit Stunden saß Jan hinter seinem Schreibtisch im Präsidium, durchforstete Vernehmungsprotokolle, telefonierte und diskutierte mit den Kollegen. Von Ergün hatte er erfahren, dass keine der Damen aus dem Eroscenter sich an Bernhard Winkelmann erinnern konnte. Obwohl Jan es nicht so recht glauben wollte, war Joachim Pagels angeblich tatsächlich allein dort gewesen. Er beschloss, dieser Angelegenheit noch einmal nachzugehen.
    Auch Stahlhut hatte sich gemeldet und von seinem Gespräch mit Andreas Behrendt berichtet. Zwar hatte der die Affäre mit Dr. Steinhaus nicht abgestritten, doch blieb unklar, inwieweit dies für ihre Ermittlungen überhaupt von Bedeutung war. Immerhin hatte Stahlhut Jans Eindruck bestätigen können, dass Behrendts Rolle durchaus suspekt war. Der Verdacht, er habe es lediglich auf Anteile an der Brauerei abgesehen, ließ sich nicht von der Hand weisen. Jan machte sich eine Notiz, noch einmal mit Martina Winkelmann sprechen zu wollen und sie mit dem Seitensprung ihres Lebensgefährten zu konfrontieren.
    Nach mehreren vergeblichen Versuchen bekam Jan am späten Nachmittag endlich den Getränkemarktbesitzer aus Bünde ans Telefon. In dem Moment, in dem sich dieser genervt mit »Pagels« meldete, verlor Jan das letzte bisschen Neutralität gegenüber dem Mann, der einer der Letzten gewesen war, die Winkelmann lebend gesehen hatten. Er war ihm einfach nur unsympathisch.
    »Oldinghaus, Kripo Bielefeld«, sagte Jan knapp. »Wir müssen Sie leider noch einmal stören.«
    »Was gibt es denn noch? Ich habe eine Menge Stress im Geschäft. Die Leute trinken wie die Bekloppten bei der Hitze. Einige Bier- und Limosorten sind bereits aus.«
    »Das tut mir leid für Sie«, log Jan. »Ich kann Ihnen unsere Fragen nicht ersparen.«
    »Dann machen Sie schnell!«
    »Sagen Sie uns einfach, wo Bernhard Winkelmann in der Nacht von Sonntag auf Montag war, dann lasse ich Sie sofort in Ruhe.«
    »Was soll diese Frage? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er sich ein Taxi genommen hat. Ich denke, er wollte nach Hause.«
    »Ist er aber nicht«, antwortete Jan gelassen. »Das Taxi ist nach wenigen Metern umgekehrt und hat ihn wieder vor dem › GLÜCKUNDSELIGKEIT ‹ rausgeschmissen. Auf eigenen Wunsch. Was sagen Sie denn dazu?«
    »Ich …« Pagels zögerte. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Ich kann Ihnen sagen, was ich will«, entgegnete Jan in deutlich schärferem Ton. »Ich glaube, dass Ihr guter Freund Winkelmann gemeinsam mit Ihnen in diesem Eroscenter war. Unsere Rechtsmedizin hat nämlich festgestellt, dass Winkelmann kurz vor seinem Tod Sex gehabt hat.«
    Es entstand ein Augenblick des Schweigens. Jan spürte, dass er Pagels verunsichert hatte.
    »Sind Sie noch dran? Haben Sie meine Frage verstanden?«
    »Natürlich habe ich das«, bellte Pagels zurück. »Ich habe Bernhard nicht mehr gesehen, nachdem ich ihn ins Taxi gesetzt habe. Fragen Sie doch die Damen im Eroscenter.«
    »Sie sind also sofort in Ihren Wagen gestiegen und davongefahren? Laut dem Taxifahrer hat die Fahrt von Winkelmann keine zwei Minuten gedauert.«
    »Ich habe ihn nicht mehr gesehen. Mehr habe

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