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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Vera war hochkonzentriert und zeigte keine Spur mehr von Verunsicherung.
    Sichtlich widerwillig nahm Dagmar Winkelmann Platz und griff nach einer Kaffeetasse. Nach einem kurzen Nippen begann sie zu reden.
    Sie hatte am gestrigen Freitag am frühen Nachmittag die Winkelmann’sche Villa verlassen, um Besorgungen anlässlich der Beerdigung ihres Mannes zu erledigen. Auch ihr Schwiegervater war unterwegs gewesen, um einige Entscheidungen der Brauerei mit seiner Tochter Martina abzusprechen.
    »Carolin war also allein zu Hause«, fasste sie zusammen.
    »Was war denn mit dem Dienstmädchen?«, hakte Jan ein.
    »Als ich das Haus verließ, war sie noch nicht da. Freitags kauft sie immer Lebensmittel ein. Sie war erst gegen fünfzehn Uhr zurück, wahrscheinlich war Carolin da schon …« Sie brach ab.
    »Wann waren Sie selbst wieder zu Hause?«, fragte Vera.
    »So gegen kurz vor sieben, Claus kam kurz danach wieder.«
    »Was haben Sie gemacht, als Sie gemerkt haben, dass Ihre Tochter nicht zu Hause ist?«
    »Erst mal nichts. Sie ist fünfzehn, da kommt es schon mal vor, dass sie sich mit Freundinnen trifft und nicht pünktlich ist. Außerdem war gestern ja auch Freitag.«
    »Verständlich«, sagte Vera. »Trotzdem haben Sie uns gegen zwölf Uhr am Abend angerufen. Sie waren sich also zu diesem Zeitpunkt sicher, dass etwas nicht in Ordnung ist, richtig?«
    »Na, hören Sie mal«, rief Dagmar Winkelmann. »Wie können Sie so eine naive Frage stellen? Sie haben keine Kinder, oder?«
    »Nein.«
    »Dann können Sie überhaupt nicht beurteilen, was es heißt, wenn Ihre Tochter nicht nach Hause kommt. Stunde um Stunde verrinnt, und plötzlich haben Sie diese Bilder im Kopf, von ekelhaften, sabbernden Männern, die sich an Ihrem Kind vergangen haben.«
    Jan befürchtete einen Moment lang, Dagmar Winkelmann stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch, doch nach einem heftigen Kopfschütteln schien sie sich wieder gefangen zu haben.
    »Mir war mit einem Mal klar, dass etwas nicht stimmte«, fuhr sie mit gesenkter Stimme fort. »Eine Mutter spürt so etwas.«
    »Was genau veranlasst Sie dazu, zu glauben, Carolin sei entführt worden?«, mischte sich jetzt Jan ein.
    »Sagen Sie mal, hören Sie eigentlich schlecht?«, fauchte ihn Dagmar Winkelmann an.
    »Worauf ich hinauswill«, blieb Jan ruhig, »ist die Frage, ob Sie Ihre Vermutung, dass Carolin entführt wurde, auf etwas begründen. Unsere Kollegen, die heute Nacht bei Ihnen waren, haben keinerlei Anzeichen gefunden, die auf eine Entführung schließen lassen.«
    »Carolin würde nicht einfach so verschwinden, ohne mir Bescheid zu geben. Ihr muss etwas zugestoßen sein.«
    »Aber warum sind Sie sich so sicher, dass sie Opfer einer Entführung geworden ist?«, hakte Jan nach.
    »Ich verstehe nicht …« Sie stockte und blickte Jan irritiert an. »Ich meine … was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Kann es sein, dass Sie deshalb davon überzeugt sind, weil Sie eine Ahnung haben, wer dahintersteckt?«
    »Wie bitte?«, keifte Dagmar Winkelmann. Sie stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und blickte abwechselnd Vera und Jan an. »Was soll denn das heißen? Sie wollen mir doch wohl nichts unterstellen, oder? Kümmern Sie sich darum, meine Tochter zu finden! Andernfalls werde ich selbst nach ihr suchen.«
    »Das brauchen Sie nicht!«, rief Vera die hysterische Frau zur Räson. »Und setzen Sie sich verdammt noch mal wieder hin!«
    Jan sah seine Chefin verdutzt an. So viel Strenge kannte er nicht von ihr. Er musste aber zugeben, dass ihr die Rolle der harten Beamtin durchaus stand.
    »Bevor wir allerdings mit der großflächigen Suche nach Carolin beginnen, müssen wir sichergehen, dass sie nicht einfach nur bei einer Freundin geschlafen hat oder irgendeine andere banale Erklärung vorliegen kann«, sagte Vera eindringlich. »Wir werden Ihnen also noch ein paar weitere Fragen stellen müssen.«
    »Machen Sie bitte schnell, ich habe kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.«
    »Hatten Sie gestern Streit mit Carolin, bevor Sie das Haus verlassen haben?«, fragte Vera.
    »Nein.«
    »Vielleicht in den vergangenen Tagen?«
    »Nichts Außergewöhnliches«, antwortete Dagmar Winkelmann. »Sie hat vor ein paar Tagen ihren Vater verloren. Klar, dass sie etwas labil war.«
    »Aber im Grunde war zwischen Ihnen alles wie immer?«
    »Ja, natürlich.«
    »Gut, dann sprechen wir noch einmal über etwas anderes. Wir haben wie gesagt allen Grund zu der Annahme, dass die Vorfälle der vergangenen Tage,

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