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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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sie kaum verständlich.
    »Macht er wieder Stress, weil du so viel arbeiten musst?«, fragte Jan. Er wusste, dass die Beziehung zwischen Vera und ihrem Freund in letzter Zeit mehr Tiefen als Höhen durchlaufen hatte.
    »Schlimmer, aber lassen wir das.« Veras Stimme klang niedergeschlagen. »Wir müssen über Carolin Winkelmann sprechen. Was, glaubst du, steckt dahinter? Ob sie vielleicht nur von zu Hause abgehauen ist?«
    »Ich würde mich freuen, wenn es so wäre«, antwortete Jan nachdenklich. »Mein Verstand sagt mir allerdings etwas anderes. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass ihr Verschwinden in Zusammenhang mit unseren Ermittlungen steht. Wenn jemand gezielt der Familie Winkelmann schaden will – und danach sieht es ja nun wirklich aus –, dann wäre es vorstellbar, dass sie sich das wehrloseste Mitglied herausgegriffen haben.«
    »›Sie‹?«, fragte Vera nach.
    »Ist nur ein Bauchgefühl«, antwortete Jan wahrheitsgetreu. »Mir scheint es unwahrscheinlich, dass wir es mit einem einzelnen Täter zu tun haben.«
    »Erst der Giftanschlag, dann der Mord an Winkelmann und schließlich eine Entführung von Carolin«, sinnierte Vera. »Klingt plausibel. An der Theorie mit der Erpressung scheint also wirklich etwas dran zu sein.«
    »Dann würde sich nur noch die Frage stellen, ob das Unternehmen erpresst wird oder ein einzelnes Familienmitglied.«
    »Bernhard ist tot, Carolin womöglich entführt.« Vera sah Jan eindringlich an. »Das Ganze könnte gegen Dagmar gehen.«
    »Vielleicht stammen der oder die Täter ja sogar aus dem innersten Kreis der Familie. Ich denke auch an das, was Stahlhut beobachtet hat.«
    »Andreas Behrendt?«, fragte Vera.
    Jan nickte. Gerade als er seine Vermutung ausführen wollte, klopfte es an der Tür. Ein Beamter der Schutzpolizei steckte den Kopf herein.
    »Sie ist da«, sagte er knapp. »Geht vorsichtig mit ihr um, sie ist ziemlich mit den Nerven runter.«
    »Danke«, nickte Vera. »Bring sie rein.«
    Die Tür fiel zu und wurde einen Augenblick später erneut geöffnet. Jan musste zweimal hinschauen, ehe er sich sicher war, dass es sich bei der Frau, die ins Büro trat, tatsächlich um Dagmar Winkelmann handelte. Ihre Wimperntusche war verlaufen, das Rouge auf den Wangen ungleichmäßig aufgetragen. Der anthrazitfarbene Hosenanzug warf Falten, als hätte sie in ihm geschlafen; die schwarze Bluse darunter war verrutscht und im unteren Bereich falsch zugeknöpft. Jan verspürte Mitleid bei ihrem Anblick, erinnerte sich jedoch sofort wieder daran, dass sie das bevorstehende Gespräch mit ihr den entscheidenden Schritt weiterbringen konnte. Er war sich sicher, dass sie mehr wusste, als sie bislang preisgegeben hatte.
    Während Vera verschwand, um den frisch gebrühten Kaffee zu holen, musterte Jan die Frau, die vor noch nicht einmal einer Woche ihren Mann verloren hatte und seit wenigen Stunden ihre Tochter vermisste. Eine Zeit lang hatte er sogar geglaubt, sie könne etwas mit dem Tod von Bernhard zu tun haben, doch in der Verfassung, in der sie gerade vor ihm saß, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie die trauernde Witwe und Mutter nur spielte.
    »Wie lange dauert das denn hier?«, fragte sie unvermittelt. »Meine Tochter ist verschwunden, und wir sitzen hier und warten darauf, dass der Kaffee fertig ist. Vielleicht ist sie entführt worden. Suchen Sie Carolin, verdammt noch mal!«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe, Frau Winkelmann.« Jan versuchte beruhigend auf sie einzuwirken. Mit mäßigem Erfolg. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und begann im Zimmer auf und ab zu laufen.
    »Der Giftanschlag, der Tod Ihres Mannes und jetzt auch noch das Verschwinden Ihrer Tochter. Wir fragen uns natürlich, inwieweit diese Dinge in einen Zusammenhang gebracht werden können«, probierte es Jan erneut.
    »Das hoffe ich«, entgegnete Dagmar Winkelmann entschieden. »Sie ermitteln doch wohl schon länger in diese Richtung.«
    Jan blickte sie verwundert an. Wenn es so klar war, dass die Vorfälle zusammenhingen, warum hatte sie bei ihren bisherigen Gesprächen nie ein Wort darüber verloren?
    Vera kam mit einem Tablett in der Hand zurück und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Sie nickte Jan zu, den Kaffee einzuschenken, und ergriff das Wort.
    »Bitte setzen Sie sich und erzählen Sie uns, was genau passiert ist. Wie haben Sie die letzten vierundzwanzig Stunden verbracht? Wann haben Sie festgestellt, dass Ihre Tochter verschwunden ist, und wo waren Sie zu dieser Zeit?«

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