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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Spilker. Da die junge Frau erst seit wenigen Tagen im Central arbeitete, verzichtete Jan darauf, sie über Winkelmann auszufragen. Er erfuhr, dass der Laden an Sonntagen nur bis zwölf in der Nacht geöffnet war, sodass er beinahe ausschließen konnte, dass Winkelmann nach seinem Besuch im » GLÜCKUNDSELIGKEIT « hier gewesen war.
    Während er das Café zum dritten Mal binnen weniger Minuten verließ, spürte er im Rücken das selbstgefällige Lächeln des Glatzköpfigen, der noch immer beschäftigungslos an der Theke stand.
    Jan setzte sich in seinen Mini, den er unweit des Central abgestellt hatte, und drehte die Anlage auf. Im Handschuhfach kramte er wahllos nach einer CD . Als er sah, dass er das Arcade-Fire-Album in der Hand hielt, das ihm Philipp vor ein paar Wochen geschenkt hatte, überkam ihn ein kurzer Moment der Zufriedenheit. Instinktiv hatte er nach der richtigen Musik für seine momentane Stimmung gegriffen.
    Die epischen Töne und beinahe choralen Klänge von Sänger Win Butler erzeugten in Jan ein Gefühl der Schwerelosigkeit, während er mit der untergehenden Sonne im Rücken über die Herforder Straße heizte.
    * * *
    Der Gedanke, in Stedefreund abzubiegen und in Richtung des elterlichen Hofes zu fahren, war ihm spontan gekommen. Ein fataler Fehler, wie er sich im Nachhinein eingestehen musste.
    Schon die Begrüßung durch seinen Vater auf dem gepflasterten Hofplatz war überaus kühl ausgefallen. Sie hatten in der geräumigen Wohnküche auf der teuren Eckbank im Landhausstil Platz genommen. Seine Mutter hatte ihm die Reste des Abendessens serviert, doch die schlechte Stimmung war ihm so sehr auf den Magen geschlagen, dass er kaum einen Bissen hinunterbekommen hatte.
    Eigentlich hatte er sich nur versöhnen, auf seinen Vater zugehen wollen, weil der seinen Stolz nicht überwinden konnte. Doch offenbar war seit ihrem Streit auf der Sparrenburg noch nicht genug Zeit vergangen.
    Die Situation war eskaliert, als er beiläufig auf die Ermittlungen im Mordfall Winkelmann zu sprechen kam. Heinrich war aufgesprungen, hatte drohend seine Hand gehoben und mit einer Vehemenz auf Jan eingeredet, dass er das Anwesen fluchtartig verlassen hatte, um die Situation nicht vollends eskalieren zu lassen.
    Jan lag auf dem Bett und ließ die Szene wieder und wieder vor seinem inneren Auge ablaufen. Er konnte noch immer nicht glauben, dass ihm sein Vater tatsächlich verbieten wollte, den Winkelmanns noch länger auf den Zahn zu fühlen, obwohl doch mittlerweile klar war, dass Bernhard umgebracht worden war. Weshalb nur war es ihm wichtiger, einen früheren Klassenkameraden zu schützen, als den eigenen Sohn bei dessen nervenaufreibenden Ermittlungen zu unterstützen?
    Das trötende Geräusch seines iPhones riss ihn aus seinen unerbaulichen Gedanken. Eine SMS . Als er sah, wer der Absender war, verzog er unwillkürlich das Gesicht. Mit den seltsamen Anwandlungen von Katharina von Allwörden wollte er sich in diesem Moment am allerwenigsten beschäftigen. Dennoch öffnete er die Nachricht und las.
    Tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Bin immer etwas schwierig, muss an meinem Sternzeichen liegen. Ich bin Zwilling. Vielleicht schaffen wir es ja noch mal, uns zu treffen und normal miteinander zu reden. Würde mich freuen. KvA
    Jan schüttelte den Kopf und legte das Telefon beiseite. Was immer sie mit dieser SMS bezweckte, er wollte es gar nicht wissen.
    Noch einmal trötete sein Handy. Obwohl er fast schon geneigt war, das Telefon unter seinem Kopfkissen verschwinden zu lassen, warf er einen flüchtigen Blick auf das Display. Diesmal kam die SMS von seiner Chefin Vera. Verwundert darüber, dass sie ihm um kurz nach zwölf an einem Freitagabend eine Mitteilung schickte, nahm er das Handy in die Hand und klickte die Nachricht an.
    Hallo, Jan, kannst du morgen früh ins Präsidium kommen? Dagmar Winkelmann hat vorhin auf der Notrufnummer angerufen und ihre Tochter als vermisst gemeldet. Wenn sie nicht wieder auftaucht, werden wir ab fünf Uhr nach ihr suchen lassen. Schlaf ein wenig, Vera
    Jan saß kerzengerade in seinem Bett. Er las die Nachricht noch einmal und fragte sich im nächsten Augenblick, wie er jetzt ein Auge zubekommen sollte.

23
    Zwischen zwei und vier Uhr hatte Jan ein paar Minuten Schlaf gefunden. Doch als die ersten Vögel vor seinem Schlafzimmerfenster gezwitschert hatten, war er aufgestanden und unter die Dusche gesprungen. Mit einem Thermosbecher Kaffee in der Hand brach er schließlich gegen halb fünf

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