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Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe

Titel: Westmoreland 4 Das Wunder der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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neu war. Er suchte nach irgendeinem Zeichen von Erfahrung.
    Aber er fand nur Unwissenheit und Unschuld.
    Es war für sie das erste Mal.
    Sie hatte so etwas noch nie getan.
    Dennoch wollte er sie. Nein, machte er sich fast ungläubig bewußt: nicht dennoch, weil! Weil es das erste Mal für sie war, empfand er dreimal soviel Verlangen nach ihr. Sie stand vor ihm, wollte genommen werden, hatte ihn gebeten, es zu tun, ihm sogar Geld dafür angeboten. Aber er zögerte. Er hob ihr  Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Mit einer Stimme, der nichts zu entnehmen war als wohlwollende Neutralität, fragte Nicki: »Sind Sie auch absolut sicher, daß Sie bleiben wollen, um... es zu tun? «
    Julianna schluckte. Dann nickte sie. »Es ist etwas, das ich tun... hinter mich bringen muß. «
    »Sie sind sich also völlig sicher? «
    Wieder nickte sie, und Nicki tat, wonach es ihn schon von Anfang an verlangt hatte. Allerdings kam ihm flüchtig der beunruhigende Gedanke, daß er nicht nur einer Jungfrau Gewalt antat, sondern einem ahnungslosen Engel. Er bemächtigte sich ihres Mundes mit wilder Zärtlichkeit, bis sie in seinen Armen leise aufstöhnte. Seine Hände zogen sie fest an sich, glitten dann höher, um ihre bebenden Brüste zu umfangen.
    »Nein! « schrie sie auf und riß sich so überraschend von ihm los, daß er zu keiner Reaktion fähig war. »Ich kann nicht! Ich kann nicht! Das nicht! «
    Wild schüttelte sie den Kopf. Nicki starrte sie verblüfft an. Eben noch hatte sie ihn geküßt, ihre Arme zärtlich um seinen Hals geschlungen, sich fast sehnsüchtig an ihn gedrängt. Jetzt rannte sie quer durch den Raum, riß die Tür auf und stürzte hinaus.
    Direkt in die Arme von Valerie und einer anderen Frau, die offenbar auf der Suche nach ihrer Tochter war und lautstark verlangte, daß das gesamte Haus nach ihr durchkämmt wurde. Wie im Traum, in einem Alptraum, sah er, daß die Frau, die ihn im Park belästigt hatte, ihre Arme beschützend um das Mädchen schlang, das vor wenigen Sekunden noch an seiner Brust gelegen hatte.
    Jetzt allerdings reagierte sie total anders. Sie äußerte keine Freude darüber, ihn zu treffen, sondern blickte ihn mit feindseligem Triumph an und sagte: »Nachdem ich meine Tochter zu Bett gebracht und meinen Ehemann geholt habe, werden wir unter sechs Augen über die Vorfälle hier sprechen! «
9.
    »Julianna! « Der ganz normale Tonfall ihrer Mutter klang in Juliannas Ohren wie das Kreischen einer Furie. Ihr Kopf schmerzte so fürchterlich, daß selbst ihre Zähne in den Wurzeln zu puckern schienen. Das einzige Nicht-Grauenhafte an diesem Morgen war ihre Mutter. Ihre Mutter, die doch eigentlich vor Zorn außer sich sein müßte, von der Julianna angenommen hatte, sie würde sie verstoßen, nach allem, was sie getan hatte, war ein wahres Muster an Fürsorge und Verständnis.
    Keine Fragen, keine Vorwürfe.
    Zusammengerollt wie ein Ball lehnte sich Julianna gegen die Kutschentür und sah zu, wie das Haus, in dem sich das alles ereignet hatte, schaukelnd ihren Blicken entschwand. »Ich glaube, mir wird schlecht«, flüsterte sie.
    »Nein, Liebes, denn das wäre ganz und gar nicht angenehm. «
    Julianna schluckte krampfhaft. »Sind wir bald zu Hause? «
    »Wir fahren nicht nach Hause. «
    »Wohin fahren wir denn dann? «
    »Wir sind... gleich da«, erwiderte ihre Mutter und sah forschend aus dem Fenster. Plötzlich wurden ihre Augen vor Freude ganz groß.
    Julianna versuchte gleichfalls aus dem Fenster zu sehen und erblickte ein hübsches kleines Cottage. Vor ihm standen die Kutsche ihres Vaters und eine weitere Kutsche mit einer Krone auf der Seite. Dann sah sie die Kapelle. Und vor der Kapelle, in beträchtlicher Entfernung von ihrem Vater, stand Nicholas du Ville und blickte ihrer Kutsche entgegen.
    Der Ausdruck auf seinem finsteren Gesicht war tausendmal kälter und verächtlicher als im Hyde Park.
    »Warum sind wir hier? « fragte Julianna, fast ohnmächtig vor Schock, Übelkeit und Kopfschmerzen.
    »Wegen deiner Hochzeit mit Nicholas du Ville. «
    »Meiner was? Aber warum? «
    »Warum er dich heiratet? « fragte ihre Mutter zurück und öffnete die Tür. »Weil ihm keine Wahl bleibt. Schließlich ist er ein Gentleman. Unsere Gastgeberin und zwei Diener haben gesehen, wie du aus seinem Schlafgemach gerannt bist. Er hat den Ruf einer unschuldigen, wohlerzogenen jungen Lady ruiniert. Wenn er dich nicht heiraten würde, könnte er sich nie wieder als Gentleman bezeichnen. Er würde das Gesicht verlieren.

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