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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deutschen Botschaft in Athen und wurde dann zurückgeholt nach Bonn, um im Außenministerium die Karriereleiter emporzuklettern. Als Referent in der Konsularabteilung kam er mit etlichen vertraulichen Meldungen in Berührung und gab sie an den Minister weiter.
    Vor sieben Jahren, kurz nach seiner Versetzung ins Auswärtige Amt, klingelte in seiner kleinen Wohnung in Bonn das Telefon. Es war gegen acht Uhr abends, und Karl Köllner hatte gerade überlegt, ob er in der nahe gelegenen Wirtschaft Im Eckchen essen oder sich schnell selbst drei Eier in die Pfanne hauen sollte. Eine Flasche Bier, ein Kölsch, dazu wertete das einfache Abendessen auf.
    Köllner hob ab und meldete sich. Eine ihm fremde Stimme antwortete ihm, eine Stimme mit einem fremdländischen Akzent.
    »Können wir uns treffen?« fragte die Stimme ohne Umschweife. »Heute, 21 Uhr, in Bad Godesberg? Ich schlage das Restaurant Casselshöhe vor …«
    »Moment, Moment …« Köllner schüttelte den Kopf. Da machte sich jemand einen Scherz mit ihm. Kollegen haben manchmal solche lustigen Ideen. Da kommt man dann zum Treffpunkt, und keiner ist da. Aber der Tisch ist reserviert, der Ober führt einen dorthin, und man muß etwas bestellen, um sich nicht zu blamieren. Er war als Neuling im Amt zweimal auf diesen Scherz hereingefallen, eine dritte Überraschung würde nicht mehr gelingen.
    »Wer ist denn da?« fragte Köllner zurück.
    »Sind Namen so wichtig?« antwortete die fremde Stimme.
    »In diesem Falle – ja! Vor allem, wenn Sie mit verstellter Stimme reden.«
    »Ich verstelle mich nicht.«
    »Ihr Akzent ist falsch.«
    »Wie können Sie das beurteilen, ohne mich zu kennen?«
    »Warum soll ich mich mit Ihnen treffen?«
    »Wegen Griechenland.«
    »Griechenland?« Köllner lehnte sich an die Wand neben dem Telefon. »Sind Sie Grieche?«
    »Nein. Aber ich kenne Chakli … genügt das?«
    Köllner kniff die Augen zusammen. Chakli … ach ja, das war das hübsche Mädchen, das er im deutschen Club kennengelernt hatte, eine schwarzhaarige Schönheit mit einer Traumfigur und einem Mund, den man einfach küssen mußte. Er hatte sie geküßt, und dann waren sie in ein Hotel gefahren, und er hatte eine Nacht voller Leidenschaft erlebt, die er nie vergessen würde. Es war ihre einzige Nacht, sie sahen sich nicht wieder. Sie kam nicht zu dem vereinbarten Treffen, auch im Club tauchte sie nicht wieder auf. Er wußte von ihr nur, daß sie Chakli hieß und in Athen wohnte, zu wenig, um sie zu finden. Und nun war da ein Mann, der ihren Namen nannte! Köllner atmete tief durch. Chakli! Die Erinnerung an ihren weichen Körper, an ihre schlangengleichen Bewegungen, an ihren hellen Schrei der Lust war in seiner Erinnerung geblieben.
    »Sie kennen Chakli?« fragte er.
    »Ja, sehr gut. Ist das kein Grund, sich mit mir zu treffen? Chakli läßt Sie grüßen.«
    »Sie machen mich neugierig. Ich habe seit einem Jahr nichts mehr von ihr gehört.«
    »In diesem Jahr ist allerhand geschehen. Aber sollen wir das am Telefon besprechen? Ich erwarte Sie um 21 Uhr in der Casselshöhe. Ich halte es für wichtig, daß Sie kommen.«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    Köllner legte auf. Auch das kann ein dummer Scherz sein, dachte er. Natürlich wissen die Kollegen, daß ich als Attaché an der deutschen Botschaft in Athen war. Aber niemand konnte wissen, daß es Chakli gab! Ich habe nie über sie gesprochen, sie war ein Erlebnis, das nur mich berührte. Und plötzlich meldet sich ein Mann, der mir von Chakli Grüße bestellt. Nach einem Jahr ein Lebenszeichen von ihr.
    Köllner fuhr nach Bad Godesberg, getrieben von der Neugier und der Erinnerung an eine Nacht, wie er sie nie wieder mit anderen Frauen erlebt hatte. Als er das Restaurant Casselshöhe betrat, stand ein Mann von einem Tisch auf und kam ihm entgegen. Alter etwa vierzig Jahre, schätzte Köllner. Ein Anzug vom Feinsten. Italienische Schuhe. Braune, kurzgeschnittene Locken. Ein Allerweltsgesicht. Braungrüne Augen. Ein eckiges Kinn, das einzig Auffällige an ihm. Ein schmaler Mund, der jetzt lächelte.
    Köllner blieb stehen und ließ den Mann an sich herankommen.
    »Ich wußte, daß Sie meiner Einladung folgen würden«, sagte der Mann. »Ich freue mich darüber.«
    »Wieso wissen Sie, daß ich es bin? Hier kommen viele Gäste herein.«
    »Sie sehen, ich weiß es. Ich habe einen Tisch dort in der Ecke bestellt, wo wir ungehindert sprechen können.«
    Der Mann ging voraus, und beide setzten sich fast gleichzeitig.
    »Ich bin

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