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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er Zeuge des geplanten Mordes geworden? Warten wir ab, was er weiter sagt.
    »Ich freue mich auch«, antwortete er nichtssagend.
    »Vorhin sagte ich, Kirenskija sei eine Geisterstadt für mich.« Curlis nahm einen neuen Schluck des köstlichen Rotweins, der im Gaumen einen leichten Geschmack nach Brombeeren hinterließ. »Ich muß hinzufügen: Ein Geist davon sind Sie.«
    »Ich fasse das als eine Art Kompliment auf, auch wenn ich es nicht verstehe. Erklären Sie bitte, was Sie meinen.«
    Curlis nickte. Im Plauderton sagte er: »In den Akten des CIA … Sie wissen, was der CIA ist?«
    »Der amerikanische Geheimdienst.« Frantzenow beugte sich etwas vor. Jetzt wurde es interessant.
    »Also, in den Akten des CIA, die man uns zur Verfügung gestellt hat, sind Fotos eines feierlichen Begräbnisses in Moskau. Damals brachten die Fernsehstationen einen kurzen Bericht über den Toten. Der CIA glaubte nicht – ich weiß nicht, warum – an den Herztod des berühmten Mannes. Man vermutete, daß nicht die Leiche in dem Sarg lag, sondern 76 Kilo Steine, das Gewicht des angeblich Toten. Aber es gab keine Spur, der man nachforschen konnte. Jahrelang nicht. Bis vor vier Tagen. Da gelang es einem Agenten des CIA endlich, einen Totengräber durch ein Bündel Dollarscheine zu überzeugen, daß die Öffnung eines längst vergessenen Grabes keine Schande sei. In der Nacht grub man den schon eingefallenen Sarg aus. Und es stimmte: Es lagen Steine darin. Schöne, blanke Steine aus der Moskwa. Der Tote lebte also noch.«
    »Das klingt wie ein amerikanischer Krimi.« Frantzenow lachte ahnungslos. »Und warum erzählen Sie mir dieses Drehbuch?«
    »Wir haben den toten Lebenden gefunden … nach neun Jahren Suche. Möchten Sie seinen Namen wissen?«
    »Bei so einem Krimi bin ich gespannt darauf.«
    »Der für tot erklärte und öffentlich begrabene, international bekannte Wissenschaftler heißt Andrej Valentinowitsch Frantzenow.«
    Schweigen. Tiefes, erdrückendes Schweigen. Im Gesicht des Forschers zuckte kein Muskel. Es war unglaublich, wie stark er sich selbst beherrschen konnte. Nur seine Augen hatten plötzlich einen anderen Ausdruck bekommen – sie starrten fassungslos ins Leere.
    »Das … das ist doch ein ganz dummes Märchen, Mr. Curlis«, sagte er endlich.
    »Ich werde es Ihnen morgen mit den Berichten des CIA beweisen, Herr Professor.«
    »Ich bin tot?«
    »Ja, seit neun Jahren für die übrige Welt gestorben. Und Sie wären es noch, wenn mir nicht gerade Ihr Name im Gedächtnis geblieben wäre. Als man Sie gestern vorstellte – sicherlich ein Fehler Ihres Chefs Nurgai –, läuteten bei mir die Alarmglocken. Es war so einfach wie eins und eins zwei ist. Man holt Sie nach Kirenskija, und deshalb mußten Sie für die Umwelt sterben.« Curlis beugte sich vor. »Sie haben wirklich nichts davon gewußt?«
    »Nein.« Frantzenow holte tief Atem. »Aber man wird sich bemühen, meinen Tod in der Realität nachzuholen.«
    Jetzt haben wir die Erklärung für die letzte Stunde, dachte er voll Bitterkeit. Der KGB ahnt, daß man mich nun doch entdeckt hat, und muß jetzt seinen Toten haben. Seit neun Jahren bin ich tot. Rußland, mein Rußland, was hast du mit mir getan?
    Curlis schwieg und sah Frantzenow abwartend an. Was geht jetzt in ihm vor, dachte er. Ein Mann erfährt, daß er seit neun Jahren tot ist, daß er prunkvoll begraben wurde mit allen Ehren, die einem großen Sohn Rußlands gebühren. Und alles war nur ein Theaterbegräbnis gewesen, um ihn in einer unbekannten Stadt an der Perfektionierung einer Atombombe arbeiten zu lassen. ›Blicken Sie sprachlos gegen die Wand, Sir. So etwas muß man erst verkraften.‹
    »Und weiter?« fragte Frantzenow mit dumpfer, aber fester Stimme. Er griff zum Wein und trank das Glas aus wie ein Verdurstender, in einem Zug.
    »Weiter nichts, Herr Professor.«
    »Das ist alles, was Sie mir zu sagen haben?«
    »Genügt das nicht?«
    »Nein.« Frantzenow goß sich neuen Wein ein. »Ich möchte mehr über mich wissen. Ihr Amerikaner kennt mein Leben besser als ich. Was hat Ihr CIA noch weiter über mich gesammelt?«
    »Es wird von einem neuen Raketentreibstoff gemunkelt, für den es keine Entfernungen mehr gibt. Er könnte aus dem fernsten Sibirien problemlos eine Atomrakete nach New York bringen und punktgenau treffen durch ein neues elektronisches Zielsuchgerät.«
    »Das stimmt«, sagte Frantzenow nüchtern.
    »Auch dieses Superding soll Ihre Handschrift tragen.«
    »Auch das stimmt. Ich bin an der

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