Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
letzten Reservate – so lange, bis an frostigen Wintermorgen die Eiskratzer in Aktion treten.
Tückische Reifglätte
Die Meteorologen unterscheiden in ihren Prognosen mehrere Arten von Straßenglätte, etwa Glatteis, Schneeglätte oder überfrierende Nässe. Sie alle sind gefährlich und führen oft zu folgenschweren Unfällen
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Am tückischsten ist zweifellos die Glätte, die bei starker Wärmeausstrahlung durch Reifabsatz auf den Fahrbahnen entsteht. Denn mit ihr muss man gerade an schönen Tagen mit schwachem Wind und sonnigem Wetter rechnen – besonders im Herbst und Frühjahr, wenn die Autofahrer nicht oder nicht mehr mit Straßenglätte rechnen. In den Übergangszeiten ist die Luft am Tag relativ warm und kann deshalb viel Feuchtigkeit aufnehmen. Nachts bilden sich dann auf den Straßen durch Ausstrahlung die dicksten und rutschigsten Reifbeläge
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Auf einer frisch geputzten Fensterscheibe wird es schwierig, ein solch wunderbares Exemplar einer Eisblume zu zaubern. Staubteilchen sind als Kristallisationskeime unabdingbar
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(c) mauritius images (age)
Warum bildet sich aus nebelsatten Lüften Frost?
Der Raureif
Von der Herkunft bedeutet das Wörtchen „Reif“ etwa so viel wie „etwas Zartes, das man leicht abstreifen kann“. Auf die zerbrechlichen Eisnadeln des Reifs trifft dies ohne jeden Zweifel zu. Der Raureif andererseits verrät durch seinen „rauen“ Namen, dass er einen robusteren Charakter hat. Und von der Entstehungsweise her liegen zwischen dem Reif und dem Raureif meteorologische Welten.
Der Frost, der aus dem Nebel kommt
Sowohl Reif als auch Raureif entstehen nur dann, wenn die Lufttemperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt des Wassers liegen. Damit sind jedoch die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden wichtigsten Varianten eisiger Ablagerungen an der Erdoberfläche bereits erschöpft: Im Unterschied zum Reif, der sich nachts bei kaltem, klarem Wetter bildet, ist Raureif nämlich ein Produkt ungemütlicher, feuchter, nebliger Wetterlagen, die häufig auch tagsüber andauern. Was nicht heißt, dass die häufigste Form des Nebelfrosts keine Reize besäße. Im Gegenteil: Wenn die Nebelschwaden verschwunden sind, verwandelt sich die von Reifkristallen überzuckerte Landschaft bei Sonnenschein in ein Wintermärchen. Nur zuvor muss diese Landschaft eben von Nebel oder Wolken verhüllt gewesen sein.
Nebelfrost besteht aus winzigen Wassertröpfchen, die vom Wind gegen irgendwelche Gegenstände der Erdoberfläche getrieben werden und dort bei tiefen Temperaturen gefrieren. Weiterer Unterschied zum Reif: Während dort die Eiskristalle mehr oder weniger gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen wachsen, werden die Wassertröpfchen beim Raureif in eine bestimmte, vom Wind vorgegebene Richtung verfrachtet. Wie eine umgekehrte Wetterfahne zeigen die Reifansätze so die vorherrschende Windrichtung zur Zeit ihrer Entstehung an.
Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist der Nebelfrost unterschiedlich zusammengesetzt und sieht daher auch ganz verschieden aus: Das Klareis ist, wie der Name sagt, glasklar, das Raueis kompakt und fest, der eigentliche Raureif hingegen porös und locker.
Nach dem Eisbruch der Säureschock
Die Eismassen des Nebelfrosts stellen für Pflanzen gleich eine doppelte Gefahr dar: durch ihr Gewicht und durch die in ihnen enthaltenen Säuren. Beides zusammen trägt maßgeblich zum Waldsterben bei.
Während der saure Regen vergleichsweise schnell an den Bäumen abrinnt und mehr oder minder gleichmäßig über die warme Jahreszeit verteilt ist, werden die im Nebelfrost angesammelten Säuren bei Tauwetter in kurzer Zeit geballt freigesetzt. Umso heftiger ist folglich der Säureschock.
Eisiges Übergewicht
„Etwas aus den nebelsatten / Lüften löste sich und wuchs / über Nacht als weißer Schatten / eng um Tanne, Baum und Buchs. / Und erglänzte wie das Weiche / Weiße, das aus Wolken fällt, / und erlöste stumm in bleiche / Schönheit eine dunkle Welt.“
Das, was Gottfried Benn 1912 in schönen Reimen pries, ist in Wirklichkeit nicht nur für Bäume eine schwere, oftmals unerträgliche Last, unter der sie zusammenknicken. „Eisbruch“ oder „Duftbehang“ nennen die Forstleute den mitunter dezimeter- bis meterdicken Nebelfrostansatz, der vor allem Bäume in Gebirgen überzieht
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Unter seinem Gewicht können selbst solide Bauwerke wie Funkmasten oder Aussichtstürme zusammenbrechen
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Mitunter wiegt die Last schwer, die Bäume und Sträucher am Nebelfrost zu tragen
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