Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
Maßeinheiten, beispielsweise in Kilometer pro Stunde, an. Die gebräuchlichsten Geräte sehen wie kleine Windräder mit daran befestigten schalenförmigen Löffeln aus. Sie werden heute auch für den ambitionierten Amateur angeboten. Dessen Messergebnisse weisen aber oft Fehler auf. Dies liegt weniger an der Ungenauigkeit der Instrumente, als an Fehlerquellen bei ihrer Aufstellung. Üblicherweise wird die Windgeschwindigkeit in zehn Meter Höhe über dem Erdboden und in mindestens ebenso großem Abstand vom nächsten Hindernis gemessen, um den Einfluss von Gebäuden oder höheren Pflanzen auszuschließen. Solche Standorte wird man jedoch bei einer privaten Wetterstation nur selten einmal finden.
Bestens bewährt hat sich daher ein schon vor über 200 Jahren von dem britischen Admiral Sir Francis Beaufort entwickeltes Verfahren. Dabei wird nicht die Windgeschwindigkeit gemessen, sondern die Stärke des Windes nach dessen Auswirkungen auf die Erdoberfläche geschätzt. 13 Windstärkegrade (Beaufort-Grade) unterschied der Admiral damals. Sie reichen von 0 Beaufort, der Windstille, bei der Rauch senkrecht aufsteigt, über 6 Beaufort, dem starken Wind, der starke Äste bewegt und auf dem Wasser große Wellen erzeugt, bis 12 Beaufort, dem Orkan, der schwerste Verwüstungen hinterlässt und das Meer so heftig aufpeischt, dass durch verwehte Gischt keine Fernsicht mehr möglich ist.
Für den Hausgebrauch reicht die Schätzung der Windstärke aus. Auch professionelle Wettervorhersagen geben Beaufort-Grade an, beziehen sich dabei jedoch meist auf die mittleren Stärken. Einzelne heftige Windböen mit Spitzengeschwindigkeiten können durchaus um zwei Grade stärker sein.
Mega-Orkane über den Wolken
So beeindruckend die Rekordwerte von Stürmen auch sein mögen, sie werden noch übertroffen – am Erdboden vermutlich in den Rüsseln der Tornados (S. 88) und vor allem in der Höhe, im Stockwerk über den Wolken. Dort rasen die Jet-streams in schlingenförmigen Bahnen überwiegend aus westlichen Himmelsrichtungen um den Erdball. Manchmal geben sich die im Extremfall über 600 Kilometer pro Stunde schnellen Jetstreams durch zerrissene und zerfaserte Eiswolken am Himmel zu erkennen
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Rekordwinde
Die übliche Skala zur Bezeichnung der Windstärke endet mit dem zwölften Beaufort-Grad, der einer Windgeschwindigkeit von knapp 120 Kilometer pro Stunde entspricht. Winde können aber durchaus doppelt so schnell sein. Um extrem starke Orkane zu charakterisieren, wurde die Skala daher inzwischen um fünf Grade bis auf 17 Beaufort (über 200 Kilometer pro Stunde) erweitert. Doch die Rekordwinde schießen noch weit über die höchste Stufe hinaus. Deutscher Rekordhalter ist ein Orkan, der am 12. Juni 1985 mit bis zu 335 Kilometer pro Stunde über den Gipfel der Zugspitze fegte. Der Weltrekord ist im US-Bundesstaat New Hampshire zu Hause, wo am 12. April 1934 auf dem Mount Washington unvorstellbare 416 Kilometer pro Stunde gemessen wurden.
Schalenkreuzanemometer nennen Experten das gängige Instrument zum Messen von Windstärken. Dieses Exemplar bescherte den Olympischen Ruderern in Sydney 2004 einige Terminverzögerungen
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(c) picture-alliance/dpa
Nutzt oder schadet der Wind Boden und Pflanzen?
Die Auswirkungen des Windes
Der Wind taucht auffällig häufig in sprichwörtlichen Wendungen auf. Da ist der eine „im Aufwind“, ein anderer erlebt „eine Flaute“, während dem dritten gar „der Wind ins Gesicht bläst“. Aus gutem Grund, denn über die einzelnen verheerenden Katastrophen hinaus macht sich der Wind tagtäglich bemerkbar, nutzt den Menschen wie der gesamten Natur oder richtet im Lauf der Zeit große Schäden an.
Windige Angelegenheiten
Viele Pflanzenarten könnten sich ohne den Wind nicht ausbreiten und vermehren, besonders jene, die an kühlen Standorten wachsen. Denn den Insekten, die sonst oft Pollen transportieren, behagt es dort nicht. Also übernimmt der Wind diese wichtige Aufgabe, verfrachtet den Blütenstaub nicht selten über Hunderte von Kilometern, in Höhen bis 1500 Meter oberhalb des Erdbodens und in riesigen Mengen.
Andererseits leiden die Pflanzen aber auch unter dem Wind. Wie die „Wetterbuchen“ in den Gebirgen werden sie von der Kraft der Luftströmungen zerzaust und beschädigt. Hinzu kommen die großen Wasserverluste durch die starke Verdunstung in bewegter Luft, die die Blätter verdorren lassen. In Gegenden mit beständigen, stärkeren Winden kehren sich darum Sträucher und Bäume als
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