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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ihr kam.
    »Was hast du denn da drin getrieben?«, fragte sie. »Du wolltest doch mit ihm sprechen. Hast du das vergessen, oder was? Ich sitze draußen im Wald und warte und mache mir Sorgen, und du sitzt da und spielst Schach? Das ist doch komplett daneben.«
    »Reg dich ab«, sagte er zu ihr. Er sah zurück zum Haus, bevor er mit ihr in den Wald ging. Über die Schulter rief er ihr zu: »Ich hab dir gesagt, es geht in Ordnung, und das tut es auch. Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen? Ins Haus stürmen und eine Geschichte über das Baumhaus erzählen, eine halbe Stunde, nachdem er sich dort umgesehen hat?« Er lief rasch den Weg entlang, und Becca hatte Schwierigkeiten, mit ihm Schritt zu halten. Sein Flüstern verriet ihm, wie sehr sie ihn beleidigt hatte mit ihren Fragen und Anschuldigungen. Die denkt wohl... jeder Idiot hätte ... ich bin ja nicht BLÖD ... sprach für sich.
    Sie liefen schweigend weiter, bis sie die Lichtung erreicht hatten und Becca sich entschuldigte. Voller Reue sagte sie: »Es tut mir leid. Ich wollte nicht... Manchmal weiß ich nicht, was ich sage.«
    »Das habe ich gemerkt«, antwortete er trocken.
    »Ich halte dich nicht für blöd. Ich bin halt ... Ich habe Angst und bin durcheinander, und manchmal ist alles ganz anders, als ich denke.«
    »Allerdings«, sagte er.
    Sie scharrte verlegen mit den Füßen und wartete. In diesem Augenblick war nichts mehr sicher für sie.
    Dann sagte er: »Du bist eine Nachhilfelehrerin von mir. Für angewandte Mathematik. Du hast einen Freund,der total eifersüchtig ist, also treffen wir uns hier. Wir haben es in der Bibliothek versucht, im Gemeindezentrum, und wir waren sogar in einem Konferenzraum im Rathaus. Aber der Typ hat uns überall ausfindig gemacht und bei der Arbeit gestört. Also haben wir beschlossen, hierher zu kommen.«
    »Das hast du ihm erzählt?«
    »Ich fand das gut. Das ist ja immerhin zum Teil sogar die Wahrheit. Ausgenommen natürlich die Sache mit dem Lernen. Aber wenn er die Geschichte überprüft, kriegt er alles bestätigt. Denn ich war mit meiner Nachhilfelehrerin wirklich überall dort, wo ich es ihm gesagt habe. Der Einzige, den es nicht gibt, ist ihr eifersüchtiger Freund. Aber den hast du ja. «
    »Den hatte ich.« Sie sah vom Baumhaus zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Hat er dir denn geglaubt?«
    »Sicher hat er mir geglaubt. Aber nur, weil ich nicht aus heiterem Himmel auf seiner Veranda aufgetaucht bin und ihn mit einem total dämlichen Geständnis überrumpelt habe. Ich musste warten, bis er das Baumhaus von sich aus ansprach. Wenn man mit der Wahrheit spielt, ist das die einzige Möglichkeit.«
    Der Ausdruck »mit der Wahrheit spielen« gefiel Becca nicht so gut.
    »Ich hoffe, du wirst es nicht bereuen«, sagte Becca.
    »Das werde ich nicht. Ich hab das im Griff«, sagte Seth.

Kapitel 24
    W enn Courtney wie zwei verschiedene Menschen wirkte - eine öffentliche Courtney, so wie sie sich vor ihren Freunden gab, und eine sehr private Courtney, die ihm Fotos schickte -, dann konnte Derric es ihr nicht krummnehmen. Denn er verwandelte sich auch immer mehr in zwei verschiedene Menschen. Einerseits war er der Derric, der seiner Mutter sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen, wenn sie wieder mit ihrem Lieblingsthema anfing, nämlich den »Hormonen, die bei jungen Männern außer Rand und Band geraten«, weil er und Courtney überhaupt nichts machten und es auch nicht vorhatten, klar, Mom? Aber er war auch der Derric, dessen Gedanken nur noch um ein Thema zu kreisen schienen und dessen Träume ihn feucht und verlegen aufwachen ließen und dafür sorgten, dass er morgens zu viel Zeit in der Dusche verbrachte.
    Als er schließlich beschloss, Courtneys Bibelgruppe zu besuchen, gab es dafür nur einen einzigen Grund. Sie hatte ihm nämlich erzählt, dass sie sich im taghellen Untergeschoss ihrer Kirche traf. Das hieß, dass sie zusammen im Auto hinfahren mussten. Und danach würden sie wieder mit dem Auto nach Hause fahren. Das hieß, er wäre mit ihr allein. Und nichts anderes wollte er. Er musste mit ihr sprechen. Sie schickte eine SMS nach der anderen. Sie schickte ihm Fotos, und er drehte fast durch. Aber was noch schlimmer war: Er hatte auch angefangen, ihr Fotos zu schicken. Er wusste, dass das dämlich war, aber er konnte nicht aufhören. Irgendetwas musste geschehen. So oder so. Also würde er nach der Bibelgruppe sagen: »Können wir uns mal unterhalten?«, und vorschlagen, an den Goss

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