Wettfahrt der Drachenboote - Mika, der Wikinger ; 1
Wildschwein vor einer großen Eiche stehen bleibt.
„Wir sind da! Das ist dein Boot!“, erklärt das Wildschwein.
„Das ist kein Boot, das ist ein Baum“, erwidert Mika enttäuscht.
„Noch ist es ein Baum, bald ist es ein Boot“, grunzt Hardy. „Ihr müsst ihn nur noch fällen und daraus ein Schiff bauen. Aber vorsichtig, das ist ein besonderer Baum. Ein richtiger Zauberbaum ist das.“
„Aber das dauert doch ewig!“, seufzt Edda.
„Abwarten“, erwidert Hardy und macht es sich auf einem Laubhaufen bequem.
Das mit dem Zauberbaum glauben die Kinder mit keinem Wort. Trotzdem holt Edda ihre Axt aus der Werkzeugkiste. Sie hat mit ihrem Vater schon so viele Bäume gefällt, da kommt es auf einen mehr nicht an.
„Du kannst dich auch mal nützlich machen“, grunzt Hardy und stößt Mika mit seinen Hauern sanft in die Seite. „Du kannst mir den Nacken krabbeln.“
Weil sie nur eine Axt dabei haben und Edda viel besser ist im Bäumefällen als er, krault Mika Hardy die Nackenhaare.
Die sind gar nicht so rau und drahtig, wie sie aussehen, sondern ganz weich und flauschig.
„Kannst du bitte ein bisschen höher krabbeln“, schnurrt Hardy, als Edda mit ihrer Axt auf die Eiche zugeht.
Das Wikingermädchen holt weit aus und schlägt mit aller Kraft zu. Sie benötigt nur diesen einen Hieb.
Der Baum kippt zur Seite und kracht donnernd auf den Waldboden: BUMM!
„Aber das war doch nur ein einziger Schlag!“, stottert Edda verwundert.
„Ich hab doch gesagt, das ist ein Zauberbaum. Warte erst mal ab, wie schnell ihr daraus euer Schiff gebaut habt“, grunzt Hardy zufrieden. „Ist übrigens noch was von eurem Kuchen da?“
Mika gibt Hardy das letzte Stück, das von seinem Geburtstagskuchen übrig ist. Während das Wildschwein den süßen Fladenkuchen verputzt, machen sich die beiden kleinen Wikinger an die Arbeit. Tatsächlich geht das mit dem Holz des Zauberbaums ganz leicht. Während Edda und Mika den Stamm bearbeiten, ist das Holz weich wie warmes Wachs. In null Komma nichts ist so aus der Zaubereiche ein kleines Langschiff mit einem breiten Rumpf, zwei Rudern und einem hohen Mast entstanden.Die beiden haben einfach Eddas Modell nachgebaut, nur eben viel größer. Am Ende sieht das Schiff genauso aus, wie Mika es sich gewünscht hat.
„Jetzt brauche ich nur noch eine Tischdecke von meiner Mutter als Segel“, ruft Mika überglücklich, als er das Boot gemeinsam mit Edda auf den Bollerwagen hebt. „Dann habe ich mein eigenes Langschiff!“
„Vielleicht könntest du deine Mutter dann gleich auch noch nach ein paar Käsebroten als Proviant fragen“, bemerkt Hardy und springt mit einem Satz an Bord des Bootes. „Und jetzt los! Auf zum Meer!“
Edda und Mika ziehen den Bollerwagen mit ihrem neuen Boot und Hardy zu einer kleinen, etwas abgelegenen Bucht. Es ist gar nicht so leicht, den Wagen über den Strand zu ziehen.
Die Holzräder versinken im Sand, weil Hardy so schwer ist. Endlich haben sie es geschafft. Sie heben das Schiff mit dem Wildschwein von dem Wagen herunter und setzen es vorsichtig am Strand ab. Hier wollen sie ihr Schiff startklar machen.
„Ich hole schnell das Segel“, sagt Mika.
„Und ich besorge noch einen geschnitzten Drachenkopf! Ein Wikingerboot muss doch einen Drachen vorne am Bug haben“, sagt Edda.
„Und vergesst die Käsebrote nicht!“, ruft Hardy ihnen hinterher. „Ich pass hier so lange auf das Schiff auf.“
Mika und Edda rennen zurück ins Dorf. Sie haben nicht mehr viel Zeit. Als sie am Hafen vorbeikommen, sehen sie Ulf schon in seinem Schiff. Er steht am Heck seines Bootes und brüllt seinen beiden Ruderern Befehle zu, als wäre er ein richtiger Wikingerhäuptling, so wie sein Vater.
„Hier drinnen muss noch irgendwo ein Drachenkopf aus Holz herumfliegen“, ruft Edda, als sie die Werkstatt ihres Vaters erreichen. „Der war Ulfs Vater nicht grimmig genug für sein Langschiff. Wir treffen uns nachher am Strand!“
„Abgemacht“, erwidert Mika und läuft schnell nach Hause.
Weil seine Mutter gerade die Hühner füttert, kann sich Mika unbemerkt in die Hütte schleichen. Leise öffnet er die Truhe, in der die Wäsche lagert. Mika durchwühlt die Truhe nach einer Tischdecke, die groß genug ist, um sie als Segel zu benutzen.
Weil er es so eilig hat, landen Jacken, Hosen und Decken einfach auf dem Boden.
„Mika! Lass das sein!“, ertönt plötzlich eine Stimme hinter ihm. Es ist seine Mutter. Vor lauter Sucherei hat er sie gar nicht kommen
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