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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Einbaufächer.
    Gegenüber der Tür hatte Cliff eine Schreibplatte aus der Wand ausfahren lassen. Eine Punktleuchte warf einen Kreis von Helligkeit auf die Arbeitsunterlagen. Vor der Arbeitsplatte befand sich ein quadratmetergroßer Videophonschirm; das Bild einer grauenhaft öden Planetenlandschaft war darauf zu erkennen. Wenn Cliff den Blick hob, konnte er die feinen Sandschleier erkennen, die über die Klippen wehten. Es war eine lebende Projektion aus dem Bildvorrat des Bordspeichers.
    McLane fuhr sich verzweifelt durch das Haar.
    Seit Stunden saß er hier und sah sämtliches Material über Tareyton durch. Er versuchte krampfhaft, sich in die Lage eines Kolonisten zu versetzen, der einen Anschlag auf die Erde plante.
    Oder eines Mannes, der die Erde in die Zwangssituation bringen wollte, in der sie der völligen Selbständigkeit des Planeten zustimmen mußte. Und er sagte sich zum wiederholten Mal, daß es für Tareyton und jeden anderen Planeten dieser Altersgruppe im höchsten Maß sinnlos war, sich von der Erde isolieren zu wollen.
    Jeder Angriff traf diese Siedlerwelten voll. Sie besaßen höchstens ein paar Handelsschiffe, aber nicht die schlagkräftige Flotte der Erde.
    Und jeder Planet hatte vollen Anspruch darauf, von der Mutterwelt voll unterstützt zu werden. Mit Nahrungsmitteln, Waffen, Schiffen und Maschinen und sogar mit Menschen; Spezialisten und Wissenschaftlern.
    War der Planet voll, autark und selbständig, war er aus dem Verband ausgeschlossen. Dann entfielen sämtliche Hilfen. Und er war – wenn beispielsweise Extraterrestrier ihn zu überfallen drohten, hilflos. Shardeeba zum Beispiel wäre kampflos in die Hände der Fremden vom Ende der Galaxis gefallen, wenn nicht McLane, stellvertretend für die Erde, geholfen hätte.
    Cliff zuckte die Achseln und lehnte sich zurück.
    Vor ihm lagen die Bilder, Diagramme, Schilderungen und Kurven, die Zahlen und Statistiken. Dreißigtausend Menschen! Und die Zentrale Rechenanlage hatte diesen Planeten als verdächtigen Gefahrenherd lokalisiert.
    Cliff gab es auf.
    Im gleichen Augenblick ertönte links neben ihm ein schwach eingestellter Summer, und er schaltete sofort die Bordsprechanlage an. Der kleine Schirm leuchtete auf. Helga Legrelle war darauf zu sehen.
    »Tamara Jagellovsk an Bord der HYDRA II an McLane. Ich schalte um«, sagte sie frostig.
    »Danke«, meinte Cliff und schüttelte unmerklich den Kopf.
    Auf dem kleinen Schirm war das Gesicht Tamaras zu erkennen.
    »Wie weit ist der kluge Kommandant?« fragte sie lächelnd.
    Cliff zog die Mundwinkel herunter und erwiderte:
    »Er ist so klug wie zuvor. Wamsler hat uns den Zopf geölt.«
    Auf Tamaras Stirn erschienen senkrechte Falten.
    »Was hat er?« Ihr Erstaunen war nicht gespielt.
    »Vor einigen tausend Jahren, als es noch Männer gab, die aus ihren eigenen Haaren Zöpfe flochten und sie im Nacken trugen, meist mit einer dekorativen Schleife verziert, puderten sie diese Zöpfe, meist weiß.«
    »Das ist unglaublich!« staunte Tamara. »Das hat es wirklich gegeben?«
    Cliff nickte.
    »Ja. Diese Zöpfe waren also voller Puder. Wenn nun jemand, was an sich die richtige Haarpflege ist, das Haar mit Öl tränkte, richtete er in Verbindung mit dem Puder eine richtiggehende Verwüstung an. Daraus entstand das Sprichwort. Wenn jemand jemandem einen Gefallen tun will, und er erreicht damit das genaue Gegenteil, dann sagt man: Er hat ihm den Zopf geölt . Wamsler wollte uns einen interessanten Auftrag vermitteln, und was kam dabei heraus – ratloses Rätselraten!«
    »Woher kennst du dieses Sprichwort?« fragte der GSD-Leutnant.
    »Irgendwo bei Intellektuellen aufgeschnappt«, sagte Cliff. »Hast du inzwischen einen guten Einfall gehabt?«
    Sie schüttelte den Kopf, und die blonden Haare, vor den Ohren spitz zufrisiert, vibrierten.
    »Nein. Nur dich anzurufen – das halte ich für einen guten Einfall. Wie werden wir vorgehen?«
    »Formell!« erwiderte Cliff.
    »Das bedeutet, daß wir offiziell bei Konsul Halvorsen landen und uns als Vertreter der Erde ausweisen. Wir dringen darauf, eingeladen zu werden und halten die Augen offen.«
    Cliff lächelte Tamara an und nickte dann grimmig; sein Gesichtsausdruck zeigte die bekannte Entschlossenheit.
    »Nicht nur die Augen. Die drei Schiffe werden im Orbit bleiben und mit den Systemen jeden Quadratmeter der Planetenoberfläche abtasten.«
    »Eine Frage, Cliff!«
    Er spielte mit dem elektronischen Rechenstift in seinen Fingern.
    »Gern, Liebling.«
    »Glaubst du,

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