Wettlauf mit dem Tod
seine Gewissensbisse nur wenig. Bevor das hier vorbei war, würde Pepper Yates sehr verletzt werden. Von ihrem Bruder und von ihm.
Und am Ende würde sie ihn wahrscheinlich alles andere als nett finden.
»Wenn du nichts entdeckst, lässt du es dann auf sich beruhen?«
Logan hielt den Atem an, bis Pepper schließlich sagte: »Danke.«
Sie hatte sich also auf den ominösen Plan ihres Bruders eingelassen? Na, wahrscheinlich lief es zwischen den beiden schon immer so, dass Rowdy seine Schwester in seine gesetzeswidrigen Machenschaften mit hineinzog.
Doch dummerweise wusste sie nicht, dass er das Gesetz repräsentierte.
»Eigentlich sollte ich heute Abend zu ihm kommen, aber ich kann ihn auch bitten, dass wir uns stattdessen bei mir treffen. Ja, ich bin sicher. Ich will es nur hinter mich bringen.«
Logan ballte die Faust.
Heute Nacht also
. Nach so vielen Fehlschlägen hätte es ihn eigentlich erleichtern, sogar erfreuen sollen.
Stattdessen drückte ihn sein Gewissen, und die Trauer darüber, dass er etwas verlieren würde, was er eigentlich nie wirklich besessen hatte, wog schwer.
Er würde Pepper Yates verlieren.
Reese stieg gerade die Treppe zu seiner Wohnung im zweiten Stock hinauf, als eine seiner Nachbarinnen aus der Tür kam. Er blieb kurz stehen, um ihr zuzunicken und sie zu grüßen, doch sie nahm ihn überhaupt nicht zur Kenntnis. Stattdessen schloss sie ihre Tür ab, überprüfte sie zweimal und ging an ihm vorbei, als würde er überhaupt nicht existieren.
Kein Augenkontakt. Nicht einmal ein schneller Blick. Sie mied ihn, als wäre er ein Aussätziger.
Gesehen hatte sie ihn mit Sicherheit.
Einen Mann seiner Größe konnte man unmöglich übersehen. Von der Damenwelt wurde er deshalb oft scherzhaft als Hüne bezeichnet, Männer dagegen gingen ihm lieber aus dem Weg. Er hatte das große Glück, die guten Gene seiner männlichen Vorfahren geerbt zu haben, die ebenfalls groß und stark gewesen waren. Als Junggeselle hatte er Zeit genug, um mehrmals die Woche ins Fitnessstudio zu gehen und in Form zu bleiben.
Verflucht, Frauen schenkten ihm immer Beachtung.
Doch sie tat so, als wäre er nicht da.
Was für eine hochnäsige Tussi. Sie hieß Alice Soundso und war eher der klassische Typ: schulterlanges, feines, braunes Haar, sanfte, braune Augen, sehr helle Haut und durchschnittlicher, schlanker Körperbau.
Er drehte sich nachihr um, doch sie ging einfach gedankenverloren weiter und marschierte zielstrebig auf die Haustür zu. Das war ihm schon häufiger aufgefallen: Wann immer er sie traf, schien sie zielgerichtet irgendeine Mission zu erfüllen. Selbst wenn sie nur den Müll rausbrachte, tat sie das dermaßen konzentriert, als koste es sie größte Mühe.
Es gehörte zu Reeses Gewohnheiten, jeden in seinem Wohnhaus im Auge zu behalten. Ach was, jeden in seinem Viertel. Diese Nachbarin interessierte ihn nicht unbedingt mehr als die anderen Bewohner, jedoch wurmte es sein männliches Ego, ignoriert zu werden. Egal von wem. Er war ein netter Mensch. Ein heiterer Mensch, verflucht noch eins.
Aber wie sollte er freundlich zu ihr sein, wenn sie ihn so abkanzelte?
Kopfschüttelnd ging Reese weiter. Ein höllisch langer Tag auf dem Polizeirevier lag hinter ihm, und er freute sich auf ein Bier, die Sportsendung im Fernsehen und ein fettes Schinkensandwich. Über Alice Soundso würde er sich nicht den Kopf zerbrechen.
Er balancierte seine zentnerschweren Einkaufstüten aus und schaffte es, den Schlüssel ins Schloss zu schieben, woraufhin von drinnen ein manisches Bellen ertönte.
Seufzend öffnete er die Tür und stellte sich der Verwüstung im Inneren der Wohnung. Der Hund begrüßte ihn kläffend und winselnd und umkreiste dabei hektisch seine Beine. Er hatte weiches, welliges Fell, lange Ohren, ein hysterisches Gemüt und hinterließ überall kleine Pfützen.
Großartig. Wenigstens hatte seine Wohnung Holzböden. Teppiche wären … Nein, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
Resigniert stellte er die Einkäufe ab und nahm sich das Halsband und die Leine. »Du hast wohl gedacht, ich würde nicht wiederkommen?«
Der Hund kam schwanzwedelnd auf Reese zu.
Er musste grinsen. »Zwar sieht es ganz danach aus, als hättest du das Gassigehen schon selbst erledigt, aber irgendwann musst du es sowieso lernen, stimmt’s?« Er legte dem Hund das Halsband um und befestigte die Leine daran. Dann steckte er noch einige Plastiktüten ein, in denen er später die Hinterlassenschaften des Hundes
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