Wettlauf mit dem Tod
er erwartet hatte, weil er es nicht mehr schaffte, unvoreingenommen zu bleiben. Es gelang ihm nicht mehr, sich Pepper gegenüber kühl und gleichgültig zu geben, weil Pepper ganz und gar nicht kühl oder gleichgültig war, sondern herzlich, witzig, launisch und so verflucht sexy … Oh Mann, wie hätte er das auch ahnen sollen? Die unscharfen Schwarz-Weiß-Fotos von ihr hatten das ebenso gut verborgen wie die scheußlichen Kleider und die reservierte Fassade, hinter der sie ihr Feuer verbarg.
Nein, ihre Reize waren nicht auf den ersten Blick zu erkennen, sondern eher unterschwellig. Ihre besondere weibliche Ausstrahlung, ihr sanftes Wesen, ihre verwundete Seele. Doch diese subtilen Reize waren viel stärker, als es eine bloße körperliche Attraktivität jemals sein konnte.
Das Rumpeln in den Rohren verstummte, und Logan ging zu der Wand, die an ihr Apartment grenzte.
Sie hatte die Dusche ausgestellt.
Er schloss die Augen und versuchte, sie sich nackt vorzustellen, doch es gelang ihm nicht, sich ein vollständiges Bild von ihr zu machen. Sie versteckte so viel vor ihm, jeden Zentimeter Haut zwischen ihrem Schlüsselbein und ihren Ellbogen, ihrer Taille und ihren Knöcheln.
Und trotzdem brachte sie es irgendwie fertig, ihn so scharf zu machen, dass er es kaum aushalten konnte. Die Kleidung, die sie trug, verbarg ihre Körperform so effizient, dass er noch so scharf hinsehen konnte und es doch nie schaffte, etwas Konkretes zu erkennen.
Der Triebstau und seine wilden Fantasien hielten ihn neuerdings nachts wach und machten ihn ganz kirre.
Sie schien derart nach Gesellschaft zu hungern, genauer gesagt nach seiner Gesellschaft, dass es ihm schier sein zynisches Herz brach und an seinen Grundsätzen nagte.
Wenn er nur Sex wollte, konnte er ihn von ihr haben.
Doch er wollte
sie
.
Nackt, mit eingeschalteten Lichtern, offenen Haaren und diesem besonderen, zurückhaltenden Lächeln auf den Lippen.
»Gottverdammt.« Entnervt rieb er sich den Nacken und lachte in sich hinein. Wenn er nicht aufpasste, würde er gleich mit einem mächtigen Ständer herumlaufen. Er musste das mit ihr auf die Reihe kriegen, und zwar bald.
Er hatte es auf ihre Art versucht, doch die vielen Tage der sinnlichen Folter hatten ihm nicht die gewünschten Ergebnisse beschert. Heute Abend würde er ihr auf die Pelle rücken, emotional und körperlich. Er würde sich zwar wie ein Scheißkerl vorkommen, weil er damit egoistische Ziele verfolgte, doch er würde es trotzdem durchziehen. Wenn er dabei seine Tarnung ruinierte, musste er eben damit leben, aber es gab keinen anderen Weg.
Das Klingeln ihres Mobiltelefons unterbrach seine aufgewühlten Gedanken.
Das musste schon wieder ihr verfluchter Bruder sein, der sie ständig kontrollierte. Diese Anrufe von Rowdy Yates waren der Hauptgrund, weshalb Logan sich das Abhörgerät besorgt hatte. Ihre Wohnung zu verwanzen wäre viel zu riskant gewesen.
Es war sicherer, sie durch die dünnen Wände hindurch zu belauschen.
Logan holte das Gerät aus dem Versteck unter einer Schublade, steckte sich die Ohrhörer in die Ohren und drückte den Empfänger auf die Wand. Er hatte zwar verpasst, wie Pepper ihren Bruder begrüßt hatte, jedoch war ihr gepeinigter Tonfall nicht zu überhören.
Jeder Anruf ihres Bruders schien eine Qual für sie zu sein.
»Was ist, wenn er dich dabei ertappt?«, erkundigte sie sich gerade besorgt. »Das ist vollkommen unmöglich. Selbst wenn ich versuchen würde, ihn hier festzuhalten … Nein.«
Logan hörte stirnrunzelnd zu. Wer könnte wen wobei ertappen? Er drehte die Lautstärke höher und wartete ab.
»Rowdy, ich bitte dich, hör mich an.« Sie sprach leiser, jedoch nicht leise genug. »Das ist zu gefährlich. Natürlich vertraue ich dir, aber wenn Logan dich in seinem Apartment erwischt, wird er doch höchstwahrscheinlich die Polizei rufen. Was sollen wir dann tun?«
Zorn stieg in ihm hoch und verdrängte all seine Schuldgefühle und sein Mitleid, vernichtete alle anderen Emotionen. Rowdy Yates hatte vor, in seine Wohnung einzubrechen.
Bingo. Jetzt hab ich dich, du Mistkerl
.
Auch wenn er nicht wusste, wann genau dieser Einbruch stattfinden sollte, konnte er doch Reese davon in Kenntnis setzen, und der würde Vorkehrungen treffen, damit …
»Dafür gibt es gar keinen Grund. Er ist einfach nur ein netter Kerl.« Eine kurze Pause entstand, dann sprach sie weiter: »Ich weiß es eben.«
Lieber Gott, sie fand ihn nett? Logan schloss die Augen, doch das linderte
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