Wettlauf mit dem Tod
die Wand belauscht. Mit einem Abhörgerät.«
So ein Mist. Reese blickte zur brennenden Sonne hinauf, deren Strahlen inzwischen rot, pink und purpurn leuchteten. Zurzeit waren die Nächte kaum kühler als die Tage. »Ich vermute mal, dass du das gemacht hast, ohne einen Durchsuchungsbefehl zu haben.«
»Ja.«
Also musste das unter Verschluss bleiben und durfte niemals erwähnt werden. Na, großartig. »Hast du es der Chefin gesagt?«
»Noch nicht. Bisher weißt nur du davon.«
Das war doch schon mal was. »Dabei wollen wir es vorerst auch belassen.«
»Sie erwartet, dass ich sie ständig über mein Vorgehen unterrichte.«
Oh ja, Lieutenant Peterson behielt gern alles im Auge. Sie hielt unbeirrt daran fest, in ihrer Abteilung gründlich aufräumen zu müssen, und Proteste prallten einfach von ihr ab.
Reese war ebenso entschlossen, sie in diese Angelegenheit nicht einzuweihen. »Dann werde ich mich um die Sache kümmern.« Auf seine ganz eigene Art und Weise und im besten Interesse aller Beteiligten. Das würde Logan sicher nicht gefallen, ließ sich aber nicht ändern.
Hier ging es um mehr als nur sein Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Vergeltung.
»Mir bleibt sowieso nicht mehr viel Zeit.«
Reese sah sich nach seiner Nachbarin um. Sie war inzwischen aufgestanden und führte Cash zu einem schattigen Fleckchen auf der Wiese. »Ich werde dein Haus überwachen. So kann ich Rowdy quasi zufällig auf frischer Tat ertappen.« Cash trottete brav und folgsam hinter Alice her.
Was für ein dusseliger Hund
, dachte er bei sich und musste unwillkürlich grinsen.
Er hoffte sehr, dass Alice achtgab, wo sie hintrat, denn er hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, Cashs Hinterlassenschaft zu entfernen.
»So habe ich es mir auch vorgestellt«, erwiderte Logan. »Niemand braucht zu erfahren, dass ich mitgehört habe.«
Reese sah auf die Uhr. Er konnte den neugierigen Blick seiner Nachbarin im Nacken spüren.
Ach, Schätzchen, das ist wirklich der ungünstigste Augenblick, um plötzlich Interesse für mich zu entwickeln.
»Ich werde gut eine Stunde brauchen, um zu dir zu fahren.« Er hatte ein eigenes Team in der Hinterhand, das sich in ständiger Alarmbereitschaft hielt und dessen Loyalität weder dem Lieutenant noch Logan galt, sondern nur ihm allein.
Anders ging es nicht.
»Der genaue Zeitpunkt ist mir nicht bekannt«, erklärte Logan, »aber sie erwartet mich in Kürze. Vorher wird also wahrscheinlich nichts stattfinden.«
»Schinde so viel Zeit heraus, wie du kannst. Am besten stellst du dich auf den Balkon oder so, denn selbst wenn ich da bin, brauche ich noch ein wenig Zeit, um alles zu organisieren. Schaffst du das?«
»Kein Problem.«
War es tatsächlich möglich? Hatte Logan wirklich und wahrhaftig den schwer zu fassenden Yates aufgespürt? Reese fragte sich, was er dafür wohl alles auf sich genommen hatte. »Was ist mit der Schwester?«
Logans Schweigen beunruhigte ihn mehr als alles andere.
»Soll ich sie auch abführen lassen?«, fragte er, um ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.
»Keiner fasst sie an.«
So, so. Das war eindeutig. »Logan, du wirst ihr nicht ersparen können, verletzt zu werden.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht?«
Hätte Logan die Sache nur auf sich beruhen lassen. Aber das hatte er nicht – wahrscheinlich hatte er noch nicht begriffen, wie überzeugend Morton Andrews sein konnte. »Ich gehe davon aus, dass sie deine wahren Motive bisher noch nicht kennt?«
Logan lachte freudlos. »Nein.«
Reese ahnte langsam, dass auch Logan sich inzwischen nicht mehr über seine eigenen Motive im Klaren war. »Na, mach dir keine Sorgen. Nach der Sache heute Nacht ist sie nicht mehr dein Problem.« Oder vielleicht doch? Er hatte den Eindruck, als würden die Widrigkeiten, mit denen er es zu tun hatte, von Tag zu Tag mehr. Reese musste sich dringend darum kümmern, bevor ihm alles über den Kopf wuchs.
Schon wieder schwieg Logan viel zu lange. »Logan?«
»Ich weiß, es ist total bescheuert, aber … ich mag sie.«
Zum Teufel. »Wie bitte?«
»Verdammt, ich mag sie. Sie ist ganz anders, als ich erwartet hatte.«
Aber klar war sie das. Alice wurde langsam ungeduldig. Er zuckte mit den Schultern. »Wie meinst du das?«
»Sie ist nett, Reese, und völlig unverschuldet in dieses Chaos hineingeraten.«
Ja, sie steckte ganz schön in der Klemme. Aber da konnte man nichts machen, oder? Nicht, solange ihr Bruder noch frei herumlief.
»Ich finde sie nicht nur nett.«
Reese
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