Wettlauf mit dem Tod
langen Rock, den schlabberigen Pullover und den hässlichen Pferdeschwanz. Ihre Nervosität war unübersehbar. Sie atmete schnell, und ihre Hände zitterten ein wenig.
Ein Knistern lag in der Luft, das auch seinem Schwanz nicht entging.
Er kam sich skrupellos vor, und seltsamerweise verspürte er das Bedürfnis, sein Territorium zu verteidigen. »Darf ich reinkommen, Sue?«
Sie sah ihn unablässig an und begutachtete ihn von oben bis unten.
Logan senkte die Stimme. »Ich komme jetzt rein«, wiederholte er noch einmal mit etwas mehr Nachdruck.
»Oh.« Sie schlug verschämt die Augen nieder und trat zur Seite. »Ja, natürlich.«
Eigentlich hatte er vorgehabt, nichts zu überstürzen, sondern gelassen und geduldig zu bleiben, doch als er an ihr vorbeiging, konnte er einfach nicht widerstehen und drückte ihr einen festen Kuss auf die weichen Lippen. »Danke.«
Schon diese flüchtige Berührung wirkte geradezu berauschend, entflammte seine Sinne und brachte sein Blut zum Brodeln.
Und das nur wegen eines simplen Kusses.
Er hatte bereits die Küche erreicht, als ihm auffiel, dass sie noch immer schreckensstarr in der offenen Tür verharrte. Sie verfolgte aus sicherer Entfernung, wie er die Bierdosen, das Steak und die Kartoffel ablegte, und sah dabei aus, als stünde sie kurz davor, die Beine in die Hand zu nehmen und vor ihm zu fliehen.
Logan tat so, als würde er den Grund für ihr Verhalten nicht durchschauen. »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich.
Sie starrte ihn aus großen, unschuldigen Augen an. »Ja.« Er hörte, wie sie den Atem ausstieß. Sie schloss die Tür, zögerte noch einen Augenblick und kam dann einen Schritt auf ihn zu. »Ja, alles in Ordnung.« Dann rauschte sie mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Lippen an ihm vorbei. »Ich habe den Grill schon angezündet. Noch ein, zwei Minuten und wir können die Steaks auf den Rost legen.«
Logan hielt sie am Arm fest. Er spürte, wie schlank und zerbrechlich sie war.
Warum war ihm das bisher nicht aufgefallen?
»Du hast aufgeräumt.« Da die Türen zum Schlafzimmer und zum Badezimmer inzwischen geschlossen waren, konnte er nicht beurteilen, wie es dort aussah, doch aus dem Wohnzimmer waren der Pizzakarton, die leeren Dosen und alle alten Zeitungen verschwunden. »Ich hoffe, du hast dir nicht extra meinetwegen die Mühe gemacht.«
»Aber nein.« Sie schlängelte sich an ihm vorbei, flüchtete sich hinter ihr Zweisitzersofa und schüttelte ein Zierkissen auf. »Die Sachen sind gestern Abend liegen geblieben.«
Ihre kleinen Fluchtversuche weckten seinen Jagdtrieb. Er machte einen Schritt auf sie zu und bemerkte, dass sie augenblicklich unruhig wurde. Sie wandte ihm hastig den Rücken zu und wankte ein wenig, blieb jedoch erstaunlicherweise, wo sie war.
Ein Abwehrmechanismus? Wie schlecht hatte ihr verfluchter Bruder sie wohl behandelt?
Ein urtümlicher Beschützerinstinkt erwachte in ihm. Sie war so verdammt süß und so scheu.
Nicht, dass es eine Rolle spielte. Dass er hier bei ihr war, hatte nichts damit zu tun, dass sie ihm immer besser gefiel. Er würde sie trotzdem für seine Zwecke benutzen.
Logan streichelte ihren Hals mit einem Finger, und zur Belohnung erschauerte sie. Ihre Weichheit erregte ihn. »Du hast gestern Abend ganz alleine Pizza gegessen?«, fragte er mit belegter Stimme. Die Vorstellung schmerzte ihn.
»Ich … selbstverständlich.« Wieder schwankte sie. »Ich
bin
alleine.«
Erstaunt darüber, wie schnell sie dahinschmolz, legte er beide Hände auf ihre Schultern und bemerkte erneut, wie schlank sie war, nicht mager, aber zart.
War es wirklich so einfach? Verfügte sie denn nicht mal ansatzweise über einen Selbsterhaltungstrieb? Sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen, ihre Sehnsucht nach Zuneigung.
Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und in den Arm genommen, doch er wollte sie nicht verschrecken.
Er rieb mit den Daumen über ihre Oberarme. »Du hättest mich einladen können.«
»Ich …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das konnte ich nicht.«
Weil ihr Bruder es nicht gestattete? Was für ein Mistkerl.
Logan schmiegte sich dichter an sie und hauchte seinen Atem in ihren Nacken. »Jederzeit, Sue. Du hast meine Nummer«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Er berührte mit den Lippen zart ihr Ohrläppchen. »Oder klopf einfach an meine Tür.«
Er hörte ihren schweren Atem. Sie regte sich und entfernte sich taumelnd von ihm. »Nein, tut mir leid«, sagte sie hastig. »Das werde ich niemals tun.« Dann
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