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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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einen Vertrag …« Unsicher brach er ab.
    »Einen Vertrag mit Sakamoto Industries?« Pierce konnte es nicht fassen. War sein kleiner Bruder schon immer so naiv gewesen? »Ich weiß nicht, was in deinem Kopf rumgeht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es nie so genau gewusst. Aber ich werde nicht wieder den großen Bruder spielen, der dich aus der Scheiße holt, in die du dich ständig bringst.«
    »Aber du bist mein großer Bruder, oder?« Blue legte die Gibson in ihren Koffer und stand auf. Er war bis auf zwei Millimeter genauso groß wie Pierce. Er starrte ihn aus seinen intensiven blauen Augen an. »Du brauchst mir keine Vorwürfe zu machen. Wenn ich dich so ansehe, scheinst du dich auch ganz schön in die Scheiße gebracht zu haben.«
    »Stimmt.« Plötzlich musste Pierce lachen. Die ganze Situation war ihm auf so absurde Art vertraut. Blue fiel mit ein. Und so lachten sie beide, schütteten sich aus vor Gelächter, bis ihnen die Rippen schmerzten. Und dann umarmten sie sich, und all die harten Worte und Vorwürfe verblassten.
    »Du bist zurückgekommen und hast mich gerettet«, sagte Blue schließlich. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.«
    »Ich bin zurückgekommen, um mich zu retten.« Bis zu diesem Augenblick hatte Pierce es selbst nicht gewusst. »Dich retten, das kannst nur du selbst. Das kann dir niemand abnehmen.«
    Blue erwiderte nichts. Ob er ihn überhaupt gehört hatte? Sein kleiner Bruder hatte es schon immer gut verstanden, die Dinge, die nicht in seine Welt passten, auszublenden.
    Verdammt, jetzt tat er es schon wieder. Fiel in dieses Großer-Bruder-Klischee.
    »Was ist passiert?« Blue sah ihn neugierig an. Er wollte es wirklich wissen.
    Und Pierce erzählte es ihm. Erzählte von dem Alien-Parasiten, von den Tunnel-Soldaten und ihrem seltsamen, mutigen Kampf gegen die Vierfinger und von dem Zauberhut auf dem Meeresgrund, dem einzigen Ort auf dem Planeten, an dem er Seelenfrieden gefunden hatte und der ihm jetzt genommen war.
    Blue sagte lange Zeit nichts. »Und jetzt willst du dahin zurück.« Es war keine Frage. Blue brauchte keine Antworten – er kannte seinen Bruder.
    »Ich habe mich nie gefragt, wo die Songs geblieben sind«, sagte Pierce. »Aber vielleicht habe ich doch eine Antwort.«
    Er ging zum Bug und stieg in den Frachtraum. Nach kurzer Zeit kam er mit einem Gitarrenkasten unter dem Arm zurück.
    »Hier, kleiner Bruder. Frag mich nicht, was es mich gekostet hat – der Halsabschneider, dem die Pfandleihe gehört, hat wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens gemacht –, aber ohne sie bist du mir nie mehr vollständig vorgekommen.«
    Es war seine Martin. Völlig unbeschädigt lag sie in dem Flightcase wie ein Juwel auf blauem Samt, und nun musste er mit seinen Tränen die Politur versauen.
    »Jetzt hast du keine Ausrede mehr und mich brauchst du auch nicht. Jetzt kannst du selber herausfinden, wo die Songs geblieben sind.« Pierce grinste ihn an, und es war, als würde Blue in einen Spiegel sehen. Auf einmal war alles möglich und die bitteren Jahre dazwischen hatte es nie gegeben.
    Der Augenblick ging vorüber. Es war zu spät. Sie hatten eine zweite Chance erhalten, doch sie würden sie nie mehr nutzen können.
    »Ich werde bald sterben«, sagte Pierce. »Wirst du ohne mich da draußen überleben?«
    Blue wusste es nicht. Aber er würde es versuchen, und das sagte er auch seinem Bruder. Er nahm die Martin auf, strich über die Saiten – sie waren kaum verstimmt – was für ein unglaubliches Instrument.
    »Ich würde gerne mit in den Norden fahren. Glaubst du, die können da oben einen Bandleader ohne Band gebrauchen?«
    »Frag sie einfach.«
    Blue nickte, unsicher, was er sagen sollte. Er hatte nie gelernt, Abschied zu nehmen.
    »Lebe einfach, Blue. Du hast eine Menge zu leben. Ich erwarte von dir, dass du mein Leben mitlebst, hörst du?«
    Blue nickte wieder. Überwältigt von Gefühlen, konnte er nicht sprechen. Er spürte nur das brennende Verlangen, den Augenblick des Abschieds hinauszuzögern.
    »Nimm dein Zeug und mach, dass du von Bord kommst«, presste Pierce mit rauer Stimme hervor. »Ich gehe jetzt den Kurs programmieren, und wenn ich wiederkomme, bist du verschwunden. Ist das klar?«
    Blue blieb am Pier stehen und sah dem SunCo-Boot beim Ablegen zu. Dieses Bild – sein Bruder mit den beiden Gitarrenkästen – war ein gute Erinnerung, fand Pierce. Er wollte es im Gedächtnis behalten bis zu jenem Moment …

    Pierce erreichte die Koordinaten mitten in der

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