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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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steckte. Vermutlich immer noch auf Tournee mit den Runners, einer Tournee, die niemals endete. Vielleicht hatte er ein Mal im Leben das Richtige getan, als er die Band verließ. Nein, vermutlich nicht. Blue hatte wenigstens ein Ziel und sei es nur der nächste schäbige Club in der nächsten schäbigen Stadt.
    Und da sah er es. Es war wie ein teurer Science Fiction-Film mit schlechten Special Effects. Die Welt der Kreaturen aus James Camerons Abyss . Doch es war real.
    Es sah aus wie ein gigantischer Hut, ein Zauberhut, denn die Oberfläche der Kuppel schien alles Licht in sich aufzusaugen. Als sich seine Augen darauf eingestellt hatten, sah er jedoch durch das Schwarz. Zuerst fühlte er überhaupt nichts, doch dann wuchs ein unbeschreiblicher Zorn in ihm. Sie hatten ihm seine letzte Zuflucht geraubt. Den einzigen Ort auf dem ganzen verdammten Planeten, an den er noch hatte gehen können, ohne sich ständig zu erinnern.
    Als Kind hatte er in einem alten Science Fiction-Magazin einen hübsch illustrierten Artikel gelesen, die Menschheit auf dem Weg ins nächste Jahrtausend, überkuppelte Siedlungen auf dem Mond und auf dem Grund des Ozeans. Unermessliche Ressourcen, von mutigen Pionieren erschlossen. Und nun war es gebaut worden, von den verdammten Vierfingern, und niemand hatte es bemerkt. Nein, das stimmte nicht mehr. Er wusste davon, ein ausgebrannter, drogensüchtiger Musiker auf Schatzsuche.
    Im selben Moment, als der Gedanke Form annahm, überfiel ihn Panik. Er war Zeuge von etwas Ungeheuerlichem, was würden sie mit ihm anstellen, wenn sie ihn fanden? Pierce hatte die Bilder von dieser Stadt in Deutschland noch gut vor Augen, sie waren monatelang im Netz gewesen. Ein Schiff war durch einen Anschlag so beschädigt worden, dass die Aliens es aufgegeben hatten. Zur Vergeltung hatten sie eine mittlere Großstadt in der Nähe von Berlin eingeäschert.
    Es gab Augenblicke in seinem Leben, dem Leben nach den Runners, da hatte er ernsthaft überlegt, ob er sich einer dieser Untergrundbewegungen anschließen sollte. Aber mit steigendem Drogenkonsum war die Angelegenheit in Vergessenheit geraten. Außerdem war er immer ein Feigling gewesen. Oder weshalb sonst versteckte er sich auf einem alten SunCo-Boot und tauchte nach Militärschrott? Vielleicht, wenn er heil aus dieser Sache herauskam, sollte er noch mal darüber nachdenken. Und sei es nur, damit der Ozean wieder ihm gehörte, stellvertretend für die Menschheit des nächsten Jahrtausends, sozusagen.
    Pierce ließ sich treiben. Er wagte nicht mal zu paddeln, aus Angst, die Vierfinger würden etwas Ungewöhnliches auf ihrem Sonar, oder was sie sonst benutzten, entdecken. Für einen irren Moment sah er sogar winzige schwarz-silberne Bathyskaph, die mit stecknadelkopfgroßen Torpedos auf ihn zielten, aus der schwarzen Kuppel auf sich zuschießen. Es war nur eine verstörte Schule Zebrafische. Schließlich erfasste ihn eine gnädige Strömung und trug ihn langsam zurück in den sicheren Schatten des Riffs. Er kauerte so lange unter den Felsen, bis sein Sauerstoff knapp wurde.
    Die Dekompression dauerte bis zum Nachmittag. Und zeitweilig schien es ihm, als sollte er die Sonne nie wieder sehen. »Das ist es doch, was du immer sein wolltest, ein Geschöpf der Nacht«, sagte Blue. Pierce meinte so etwas wie Neid in der Stimme seines kleinen Bruders zu erkennen, weil er der Vampir sein konnte, voll dunklem Charisma und Macht. Blue wollte, dass den Leuten die Show der Runners gefiel und dass seine schwarze Gibson wie flüssiges Silber und Eiswasser klang. Pierce wollte den Ruhm und die Mädchen, und er wollte keine Grenzen.
    Blues Stimme war nicht die einzige, die während seines endlos scheinenden Aufstiegs zu ihm sprach. Da war Jaki, die »Es tut mir so Leid« sagte, und Shell, der ihn anbrüllte. Und dann war da wieder Blue. »Du musst alles zerstören, was gut ist.« Das stimmte doch gar nicht, widersprach er hitzig, jeder wusste, dass die Runners am Ende waren. Ohne Platten-Deal konnte die Band doch einpacken. Er würde sein Talent jedenfalls nicht an abgegriffene Elvis-Nummern vergeuden. »Dann gehst du wohl am besten, viel Glück.« Das waren die letzten Worte, die er von seinem Bruder hörte.
    Und nun sprach Blue wieder zu ihm. Fast war er bereit zu glauben, dass dieser Stimme eine tiefere Bedeutung innewohnte, dass es Vorsehung war und nicht der Sklak-Entzug. »Wir warten auf dich«, sagte sein kleiner Bruder. »Wir brauchen dich bei den Runners, eine Rockband ohne

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