When the Music's Over
Drummer taugt doch nichts.« Und was ist mit eurem scheiß Drum-Computer? »Der ist abgehoben wie ein Ufo, schwusch, weg war er.« Er hatte Blue noch nie so irre lachen hören. Und plötzlich wusste er: Sein Bruder war in Schwierigkeiten und er rief ihn.
Früher hatte oft diese Verbindung zwischen ihnen bestanden. Eine telepathische Telefonverbindung hatte er es einmal scherzhaft genannt, zu verwundert über das Phänomen, um ernsthaft damit umzugehen. Seit drei Jahren hörte er die Stimme zu ersten Mal wieder. Und noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Was konnte er schon für seinen Bruder tun?
Die Sonne stand bereits über dem Horizont, als er neben seinem Boot auftauchte. Der Planktonschlepper war mit bloßem Auge kaum noch auszumachen. Er zog sich hoch auf die Tauchplattform und warf seine Ausrüstung aufs Deck. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und wollte nur noch schlafen, doch etwas ließ ihn in seinen Ausguck klettern und das Fernglas in die Hände nehmen.
Irgendetwas war da draußen, kam direkt aus dem Sonnenuntergang auf ihn zu. Pierce hatte das Gefühl, als würde er unversehens Zeuge eines mystischen Ereignisses, und das hatte nichts mit dem, was er auf dem Meeresgrund entdeckt hatte, den Stimmen in seinem Kopf oder dem Entzug zu tun. Aber es war der Beginn von etwas, daran bestand nicht der geringste Zweifel, auch wenn er keine Ahnung hatte, was es war. Er starrte immer noch über das Wasser und allmählich nahm das da draußen eine bekannte Form an.
Er musste im Schatten des Konvois gefahren sein. Sein Boot war so lächerlich klein und er kauerte unter einer Plane, als würde er Schutz vor einem Gewitter suchen. Er trug eine Brille, die vom Salzwasser verkrustet war, und seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Star Wars IX-T-Shirt und 501-Jeans. Pierce grinste. Ein echter Ami war da von der Bugwelle des Planktonschleppers angespült worden.
Die andere Art
Doc blinzelte. Ohne seine Brille war seine Fernsicht nahezu null. Er versuchte die Nationalität des Bootes zu entziffern, doch da war nur ein seltsamer Schriftzug an den Bug gepinselt. »ZORRO« – nein, Doc rieb sich die Augen – »ZACA« und darunter »San Francisco«. Es war verrückt. Aber am Bug stand ein Mann mit einem Fernglas, der wie die idealisierte Ausgabe eines Piraten aussah. Doc rieb hektisch an den salzverkrusteten Brillengläsern, entweder hatte er Halluzinationen oder er war hundert Jahre in der Zeit zurückgereist. Obwohl ihm der letztere Gedanke ausnehmend gut gefiel – schließlich war er in einem anderen Leben Science Fiction-Autor gewesen –, war es besser, seine Phantasie zu bremsen. Die Realität war schließlich verrückt genug.
Früher schrieb er SF-Romane, jetzt lebte er in einem. Anna hatte immer seinen Sarkasmus und seinen schrägen Sinn für Humor gemocht. Ob sie auch über den größten Witz von allen gelacht hätte? Sie, die, als sie seinen größten Traum lebte, von den Aliens aus diesem Universum gesprengt worden war.
Es war die Voyager-Crew gewesen, die die Alien-Flotte entdeckt hatte. Die Shuttle-Mission hatte dem Aussetzen eines Beobachtungssatelliten gedient. Welch eine Ironie. Während sich die Nationen auf der Erde gegenseitig ausspionierten, hatte der Feind längst auf der erdabgewandten Seite des Mondes Position bezogen und keiner hatte es bemerkt. Wirklich nicht? Diese Frage nagte an ihm, und würde sich jemals ein Weg zeigen, die Antwort zu bekommen, er würde ihn ohne zu zögern gehen. Und vielleicht war seine Flucht nichts weiter als der erste Schritt auf diesem Weg.
»He, fang auf, Mann!«
Der Pirat warf ihm ein Tau zu. Vergeblich versuchte Doc, danach zu greifen. Seit jenem fatalen Augenblick vor neun Tagen, als ihm ein Brecher sein Paddel aus der Hand geschlagen hatte, war jede Kraft von ihm gewichen. Noch nie zuvor hatte er seine eigene Sterblichkeit so deutlich vor Augen gehabt. Und nun sah er sich, unfähig sich selbst zu retten, an dem Boot vorbeitreiben.
»Das war schon ganz gut. Versuchen wir’s noch mal.«
Und wieder flog das Tau auf ihn zu. Diesmal klatschte es auf die Reling und Doc griff zu und befestigte es in der Halterung für das verlorene Paddel.
Der Mann, der ihn mit einem kräftigen Griff an Bord holte, hätte allerdings gut ein Filmstar sein können, wenn nicht exzessiver Drogenkonsum sein Gesicht aufgeschwemmt hätte. Und irgendwie kam er ihm sogar bekannt vor, nicht nur, weil er wie eine Mischung aus Errol Flynn und dem King aussah. Doc hatte vor vielen
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