Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
Vom Netzwerk:
Jahren seiner Leidenschaft für alte Piratenfilme ein Denkmal gesetzt. China Sea war kein kommerzieller Erfolg gewesen. Aber Mann, hatte er einen Spaß gehabt beim Schreiben.
    »Hi, Landsmann.« Sein Lächeln war entwaffnend.
    Da wusste er es. »Running Wild – sieben Wochen auf Platz eins, stimmt’s?«
    »Ein Fan – der Himmel steh mir bei!« Pierce legte den Kopf auf die Seite und taxierte den Fremden. »Du hast nicht zufällig ’n bisschen Stoff dabei, oder?« Er schüttelte den Kopf und gab sich selbst die Antwort. »Na, mach erst mal, dass du unter Deck kommst. Irgendwo sollte es da auch was zu essen geben. Bedien dich einfach.« Und nach einem weiteren Blick: »Da unten ist auch ’ne Notapotheke, guck mal, ob du was für dein Gesicht findest. Hast ’nen Sonnenbrand, der sieht echt legendär aus, Mann.«
    Ohne den Mann weiter zu beachten, ließ er den Motor des SunCo an. Wurde Zeit, dass er nach Freezone kam, sonst würde er das Boot nicht mehr in die Mole manövrieren können, und der Ami sah nicht unbedingt wie ein begnadeter Seemann aus. Pierce sah ihm nach, wie er ungeschickt das Fallreep hinunterkletterte. Irgendetwas an diesen ungelenken Bewegungen kam ihm vertraut vor. Nein, das konnte nicht sein. Hier draußen, hundertsiebzig Meilen vor der westafrikanischen Küste, hüpften einem keine alten Bekannten ins Boot.
    »He, Mann, wie heißt du eigentlich?«
    Der Fremde kam nach einer Weile an Deck. Seine Nase war mit weißer Paste beschmiert. In der einen Hand hielt er eine Büchse mit Pfirsichen, er kaute heftig.
    »Die sind wahrscheinlich so kontaminiert, dass du wie ’ne alte Uhr leuchten wirst, Mann«, grinste Pierce.
    »Weiß ich.« Der Mann kaute ungerührt weiter, schluckte und streckte Pierce dann seine Rechte entgegen. »Meine Freunde nennen mich Doc.«
    Pierce schüttelte seine Hand und überlegte, wie weit er ihm wohl trauen konnte. Seit der Blockade wusste niemand so genau, was in diesem großen Land vor sich ging, und immerhin war sein Passagier aus dem Windschatten eines Planktonschleppers in sein Leben getreten, sozusagen. Nun, das sollte nicht seine größte Sorge sein. Freezone würde sich schon um ihn kümmern – auf die eine oder andere Weise, so war es schon immer gewesen. Die Enklave nahm die Menschen und formte sie um – zu etwas Neuem oder, im schlimmsten Fall, zu etwas Totem. Und wer dazugehörte, den versorgte sie mit allem, was er brauchte.
    Pierce warf einen Blick auf den Autopiloten. »Ich hau mich für ’ne Weile in die Koje, okay?«
    Doc machte eine unbestimmte Geste aus dem Handgelenk, die wohl Zustimmung oder was Ähnliches signalisieren sollte. Pierce zuckte die Achseln und kletterte nach unten. Wenn er noch eine Valium schmiss, konnte er vielleicht weitere ein, zwei Stunden durchhalten. Ihm fiel ein, dass er die letzte Valium vor drei Tagen genommen hatte. Scheiße. Fröstelnd rollte er sich in der Koje zusammen und schloss die Augen.

    Sie hatten ihn zwangsrekrutiert, irgendeine windige Regierungsstelle, von der er noch nie zuvor gehört hatte. Eines Abends standen sie vor seiner Haustür, dunkel gekleidete Männer mit lächerlichen Ray-Bans und Schulterhalftern. Joni Mitchells »Hejira« dröhnte durch das leere Haus, Jaco Pastorius’ satte Bassläufe brachten die Fensterscheiben zum Vibrieren. Anna war ein Fan der Folkrock-Heroine gewesen. Jetzt war »Amelia« – Jonis Hymne an die verschollene Pilotin Amelia Erhardt – zu ihrem Requiem geworden. Er hatte darum gebeten, dass sie es auf der Gedenkfeier für die Voyager-Crew spielten. »She was swallowed by the sky or by the see, like me she had a dream to fly.«
    Seltsam, seit Annas Tod war es für ihn nur noch das leere Haus. Früher war es ihr Heim gewesen, der Ort, an dem er seine Bücher schrieb und wo er an seinem Schreibtisch zu unbekannten Dimensionen durchbrach. Und nachts hatten sie gemeinsam durch das Teleskop gesehen, er mit schwärmerisch verklärtem Blick und sie mit dem Sachverstand der Astronomin. Da war der Himmel über den Oakland-Hills noch sternenklar gewesen, und die Bay-Bridge lag unter ihnen wie die Lichter einer gigantischen Halskette. Die Lichter verloschen, lange bevor sie das Verbot von Privatfahrzeugen erließen. Und nach dem so genannten Vergeltungsschlag hatten die wenigen Überlebenden die Stadt verlassen.
    Die Aliens hatten auf dem ehemaligen Navy-Stützpunkt »Nimitz Field« auf Alameda ihre Basis eingerichtet. Die Bay-Area hatte ihr kreatives Potential verloren, und manchmal kam

Weitere Kostenlose Bücher