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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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dass das Wasser so weit zurückgehen würde, dass die Stadt wieder bewohnbar wäre. Genauso wenig rechneten die offiziellen Stellen allerdings damit, dass ihnen eine komplette Evakuierung der überfluteten Gebiete gelingen würde. In wenigen Wochen wäre Hamburg, oder was davon übrig war, endgültig in der Hand der Schwarzmarkt-Dealer, Erlösungssekten und Aliens – wozu sich also noch groß Stress machen?
    Skadi und der Junge schlossen sich einem Flüchtlingstreck ins Landesinnere an. Wie inzwischen überall auf der Welt, machte die Flut die Bewohner der Küstenregionen zu Nomaden wider Willen. Einzig Skadis Vorfahren bekamen, nachdem die diversen Stützpunkte geräumt worden waren, mehr Land, als sie haben wollten. Und zusätzlich radioaktive Endlager und andere Hinterlassenschaften der diversen Militärbasen wie Thule, verschrottete Atom-U-Boote der Nordmeerflotte, die aus dem Packeis auftauchten. Und irgendwann würde auch das Schiff der Vierfinger, das vor rund fünfzig Jahren im ewigen Eis verschollen war, wieder zum Vorschein kommen. Damals lautete die offizielle Version des Absturzes natürlich, in dem Gebiet sei ein Meteorit niedergegangen. Die Eskimos, die sich in der Nähe zur Robbenjagd aufhielten, hätten allerdings eine andere Geschichte zu erzählen gehabt. Doch sie sollten nie in ihr Dorf zurückkehren.
    Der Treck bewegte sich mit ermüdender Langsamkeit. Doch Skadi sah niemals zurück. Eines wusste sie, sie würde so lange in Bewegung bleiben, bis sie das Ende des Horizonts erreicht hatte.

Zwischenspiel

    Sie hatten den taktischen Sprengkopf zum zehnjährigen Jubiläum abgeschossen. Er hatte die Sprengkraft von zwanzig Hiroshima-Bomben und er machte aus Nord-Italien ein atomares Niemandsland. Sie wollten den Moslems zuvorkommen – dachten sie. Irgendjemand – eine irre Gruppierung, die sich Propheten der Apokalypse nannte, bekannte sich später dazu – hatte im Internet die Falschmeldung lanciert, dass die Moslems eine Lieferung atomarer Sprengköpfe übers Mittelmeer abfangen wollten. Doch die hatten ihre Waffen längst aus dem Iran erhalten, dem sie wiederum von Glaubensbrüdern oder der Atom-Mafia – bei der Definition kam es auf den jeweiligen Standpunkt an – aus der ehemaligen Sowjetunion geliefert worden waren. Als Antwort auf den Angriff über Norditalien vernichteten sie auf einen Schlag das, was in den Medien immer als Rest-Jugoslawien bezeichnet worden war.
    Der Fall-out wurde durch den Mistral über das Mittelmeer und Südfrankreich verteilt. Doch selbst an der Ostküste Nordamerikas konnte man den radioaktiven Niederschlag noch messen. Es sah so aus, als wäre die Menschheit recht erfolgreich in ihren Bemühungen, sich selbst zu vernichten. Und dann, rund zwanzig Jahre später, kamen die Aliens.

20 000 Meilen unter dem Meer

    Pierce prüfte die Anzeigen des Tanks. Er hatte noch Luft für drei Stunden. Zeit genug, murmelte er mit einem Halblächeln, Zeit genug zum Sterben. Irgendwo hatte er diesen Satz schon einmal gehört, in einem anderen Film, in einem anderen Leben. Pierce machte da keinen großen Unterschied mehr. Nicht, seit er Sklak-süchtig war. Doch heute war er seit langer Zeit zum ersten Mal wieder klar. Bedächtig, einem Ritual gleich, zog er den Neopren-Anzug an und legte sich den Zylinder mit komprimiertem Atemgemisch zurecht.
    Er schwenkte die Maske in dem grünen Wasser des Atlantiks. Er hatte mal gewusst, ob das Grün von dem erhöhten Algenwachstum herrührte oder nur eine chemische Reaktion auf irgendeine illegale Verklappung war. Am Horizont konnte er die behäbige Silhouette eines Planktonschleppers erkennen, vermutlich fuhr er unter nordamerikanischer Flagge. Pierce griff unter das Armaturenbrett und holte sein Fernglas hervor. Er wusste gerne, mit wem er es zu tun hatte. Hier draußen, außerhalb der Dreißig-Meilen-Zone vor der westafrikanischen Küste, war selbst sein veraltetes SunCo-Boot noch eine lohnende Beute für Piraten. Manchmal versteckten sie sich im Schatten eines Planktonschleppers – kleine wendige Speedboats mit geringer Reichweite –, und sobald die Sonne unterging, schossen sie wie gierige Raubfische aus ihrem Versteck. Sie machten keine Gefangenen. Frischfleisch jedweder Art war eine begehrte Ware in den Aids-Ländern.
    Der Planktonschlepper hatte Anker geworfen. Folgte er dem Schema, würde er erst am nächsten Morgen wieder Fahrt aufnehmen. Pierce zuckte die Schultern. Ob er nun noch ein paar Stunden abwartete oder gleich tauchte,

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