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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Runen?«, hatte Skadi damals wissen wollen. Åsgård sagte nur: »Die Runen sind die Runen, sie sind unveränderlich. Du bist es, die sich ändert.«

    Sie holte den Jungen an der Stadtgrenze ein. Die Gebäude, die Garfield am Horizont ausgemacht hatte, waren die Überreste eines Rangierbahnhofs, und nun benutzten sie die geborstenen Schienen als Wegweiser. Bei den zwei ungleichen Weggefährten hatte sich freudige Erwartung eingestellt: eine neue Stadt, ein neues Ziel und vielleicht ein neues Abenteuer. Ein nettes Abenteuer natürlich, darin stimmten beide überein.

Die Unterwelt

    Wiesel hörte ein leises »Plop«, und der Junge, der eben noch neben ihm gelaufen war, sackte unvermittelt zusammen. Er hatte ihn nie richtig kennen gelernt. Alle nannten ihn immer nur Bingo, weil das sein Lieblingswort war. Keiner kannte seinen richtigen Namen, womöglich hatte auch Bingo selbst ihn vergessen. Er hatte ein hageres Gesicht und leicht vorstehende Zähne, doch am bemerkenswertesten waren seine unglaublich strahlend blauen Augen gewesen, die weit aufgerissen in den Himmel starrten, als stünde dort eine Antwort, und die sich nun langsam mit Regen füllten – oder waren es Tränen? Können Tote weinen?
    Plötzlich sah es Wiesel ganz deutlich vor sich: Auch er würde sterben, einfach so. Er fühlte sich auf eine seltsame Art erleichtert. Eben noch war Bingo neben ihm gelaufen, hatte ihm aufmunternd zugegrinst, und jetzt war er tot. Er hatte nicht einmal mehr Zeit gehabt, Angst zu haben.
    »Komm schon«, Dreisatz zerrte an seinem Arm, »wir müssen weiter.« Ihre Stimme war ganz flach und ihre Augen so weit aufgerissen, dass sie wie zwei weiße Murmeln aussahen.
    Die MP im Anschlag, kauerte Sunshine hinter einem umgeworfenen Container, dem Überrest irgendeiner Straßenblockade. Sie sah so ungeheuer mutig und kämpferisch aus, doch Wiesel wusste, dass ihre Munition so gut wie verbraucht war. Sie hatte keine Angst. Seit jenen Wochen im Raumschiff der Fremden war Sunshine jenseits der Angst.
    Sie waren voll in die Falle gelaufen. Dabei schien ihr Plan so perfekt. Sie würden das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben. Während die Gruppe um Dreisatz ein Ablenkungsmanöver an dem Kontrollpunkt inszenieren würde, wäre der Rest des Teams längst dabei, den Stützpunkt der Aliens auf dem alten Militärflughafen plattzumachen. Sie hatten sich mit einem VID-Team getroffen, die den Einsatz der Tunnel-Soldaten aufzeichnen und dann ungeschnitten ins Netz einspeisen wollten. Das war vor wenigen Stunden gewesen. Seit Wochen hatten sie die Aktion vorbereitet. Sie würden ein Zeichen für alle anderen Gruppen setzen und die Regierung von der Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit der Tunnel-Soldaten überzeugen – wer auch immer diese Regierung war.
    Doch schon früh hatten sich die Vorboten der Katastrophe gezeigt. Die Panzerfäuste taugten einen Scheiß. Ein Wunder, dass sie sich nicht als Erstes selbst in die Luft gesprengt hatten. Nachdem zwei von den Dingern mit der Sprengkraft von Wunderkerzen verpufft waren, flogen die restlichen wie ferngezündet in die Luft und rissen einen manntiefen Krater in den Asphalt – rund hundert Meter vor der Straßensperre der Vierfinger – wirklich ungeheuer wirkungsvoll.
    Die Tunnel-Soldaten zogen sich daraufhin erst mal zurück. Doch es war ein Rückzug voller Panik und Verluste. Dass sie in dem Durcheinander den Einstieg zu einem der Tunnel fanden, war mehr als nur Glück. Fast war Sunshine bereit, an ein Wunder zu glauben.
    Da hockten sie nun und lauschten besorgt auf die verzerrten Geräusche, die durch die Dunkelheit zu ihnen drangen. Die VID-Leute hatten die Köpfe zusammengesteckt und redeten mit gedämpften Stimmen aufeinander ein. So hatten sie sich den Verlauf ihrer Riesen-Exklusivstory bestimmt nicht vorgestellt. Besonders die schwarzhaarige Frau, Faizul, sah recht ängstlich aus, fand Sunshine. Mitleid verspürte sie allerdings nicht. Die Leute waren schließlich freiwillig mitgekommen, hatten sich den Tunnel-Soldaten förmlich aufgedrängt.

    Sunshine hatte schon längst gewusst, dass ein VID-Team in der Stadt war und versuchte Kontakt zu einer der Widerstandsgruppen herzustellen. Sie hatte Käppi vorgeschickt. Käppi mit seinen unschuldigen großen blauen Augen, verwuschelten blonden Haaren und niedlichen Sommersprossen. Der Junge kam durch jede Straßensperre, ab und zu steckte ihm einer von der Bürgerwehr sogar einen Schokoriegel zu. Die standen auf blonde kleine Jungen. Käppi

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