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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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dich fertig.«
    Stumm und mit mürrischer Miene packte Garfield seine Sachen. Würde es von nun an immer so seltsam sein?

    Sie waren ungefähr eine Stunde gelaufen, als sie an eine Wegkreuzung kamen.
    »Hier ist es«, sagte Skadi und kramte einen länglichen Beutel aus ihrem Rucksack. Wieder entfachte sie ein Feuer
    »Was soll das Ganze?« Ungeduldig wippte der Junge auf seinen Fußballen. Ihm war kalt, und er wollte weiter.
    »Stör mich nicht, dummer Junge.«
    Garfield starrte sie an, verletzt und irgendwie wütend. Sie hatte kein Recht, ihn einfach auszuschließen, immerhin waren sie Reisegefährten, das hatte doch was zu bedeuten – oder etwa nicht? Als er noch mit den Schauspielern rumzog, war es nie so gewesen, und dabei hatten die nicht mal seine Sprache gesprochen. Ob es daran lag, dass sie ein Mädchen war? Mädchen waren seltsam, egal aus welcher Ecke der Welt sie kamen. Sollte sie doch. Er hockte sich auf einen Meilenstein, holte den Gameboy aus seiner Tasche und fing an zu daddeln. Mittlerweile war er so gut, dass er sich mit Lichtgeschwindigkeit von Level zu Level bewegte. Allmählich wurde das Ganze eine ziemlich öde Angelegenheit. Zu blöde, dass überall der Strom abgeschaltet war, sonst hätte er sich stundenlang in einem der VR-Läden amüsieren können. So konnte er nur vor den stummen Automaten stehen und so tun als ob, dabei war er für so etwas eigentlich viel zu alt. Das Leben war schon unfair, grübelte er. Früher hatte er nie Geld für die VR-Maschinen gehabt und jetzt, wo niemand mehr da war, der Geld von ihm wollte, standen die Dinger nur unnütz rum. Dabei glaubte er, dass er mittlerweile richtig gut wäre – unschlagbar gut. Mist, Mist Mist!
    Vielleicht sollte er einfach schon ein Stückchen vorgehen. Er schaute zu Skadi. Sie sah nicht aus, als würde sie sich so bald von der Stelle rühren. Also drehte er sich um und stapfte hinein in den dicken Winternebel. Vielleicht fände er etwas, was sich als Unterschlupf für die Nacht eignete. Da würde die ’skimo-Tussi schön gucken, wenn er …
    Plötzlich hielt er inne. Vor sich sah er einen anderen Ort, eine andere Zeit, gar nicht so lange her. Er spürte ein kaltes Kribbeln der Angst. Was wäre, wenn sie auch hier wären – versteckt im eintönigen, wabernden Grau –, die »Zombies«, die ihn schon einmal verfolgt hatten? Den Fuß schon umkehrbereit in der Luft, hielt er inne und lauschte – nicht auf keuchenden Atem oder schwere Schritte, nein, auf das Pochen seines Herzens. »Es ist kein Zeichen von Mut, keine Angst zu haben«, hatte ihm Skadi einmal gesagt. Das war, als er sie gefragt hatte, ob sie Angst vor dem Vierfinger gehabt hatte, der sie auf Sklak bringen wollte. Skadi war klug. Er hatte wissen wollen, ob sie alle so klug waren da oben im Norden. Sie hatte gelacht, aber fröhlich hatte sie dabei nicht geklungen.
    Der Nebel riss in dicken Fetzen auf und er konnte am Horizont einige Gebäude ausmachen. »Man soll auf das Unbekannte zugehen und nicht vor ihm davonlaufen, doch es ist ratsam, vorsichtig zu sein. Wenn man die Stärke des Eises nicht kennt, muss man es prüfen, ehe man es betritt. Aber wenn man vor ihm ausweicht, kommt man nie auf die andere Seite.« Er schüttelte sich und merkte, wie die Panik von ihm wich. Das sah doch alles richtig gut aus!

    Die Runen waren ihre Vertrauten. Doch oft waren sie launische, spitzbübische Trolle, machten sich über sie lustig und gaben ihr Rätsel auf, wenn sie ihren Rat am meisten brauchte. So wie heute. Skadi erinnerte sich, was Åsgård sie über das Orakel gelehrt hatte. »Sei vor allem ehrlich zu dir selbst, sei ehrlich in deinen Fragen, dann sind die Stäbe auch ehrlich zu dir.«
    Und nun saß sie schon seit einer Stunde da und starrte auf das Rätsel. Sie spürte die Kälte nicht, für eine Spitzbergenerin war der Winter in Europa wie ein milder Frühlingstag. »Wohin führt mein Weg?«, hatte sie gefragt. Und nun sah sie die Antwort, eine Antwort, die eine Frage war: »Wohin willst du gehen?«, fragte das Orakel. Sie flehte, bat um Erkenntnis und schimpfte. Doch jedes Mal, wenn sie die Runen aufs Neue warf, lautete die Antwort: »Wohin willst du gehen?« Entnervt gab Skadi auf. Was wusste sie schon. Warum hatte Åsgård sie nicht auf so etwas vorbereitet? Es war einfach nicht fair. Oder war es das, was die alte Schamanin gemeint hatte, als sie einmal warnte: »Versuche niemals das Orakel zu betrügen. Es spielt dir sonst boshafte Streiche.« »Lebt ein Troll in den

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