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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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weiter nur so drauflosschwadronieren wie der arme Barbo?« Carlotta sprach aus, was die anderen dachten.
    »Nun, sie fahren mit zwei Wagen, sind aber nur zu zweit.«
    »Wenn wir also den zweiten Wagen von ihnen mieten könnten …«, dachte Alfredo weiter.
    »Dann könnten wir die Kinder darin unterbringen.« Das war Carlotta.
    Sunshine schluckte schwer an dem Wort »Kinder«, doch der Plan klang einfach zu gut, um darüber eine Diskussion anzufangen. »Das VID-Team könnte sich selbst einen Wagen besorgen«, meinte sie daher nur.
    Alles weitere war dann nur noch Verhandlungssache, das richtige Ausspielen der Tausche. Und so schlossen sich die überlebenden Tunnel-Soldaten dem fahrenden Volk an, wurden zu einer Zirkusattraktion, einer von vielen auf dem Weg zum Sammelpunkt. Skadi und der heimgekehrte Garfield wurden kurzerhand zu Mitgliedern der Royal Shakespeare Theater Truppe erklärt und das VID-Team blieb einfach, was es war. Um vier Uhr morgens passierten sie die äußere Stadtgrenze – sie waren noch einmal davongekommen.

Forever Blue

    Tonia hatte ihn eines Nachts damit konfrontiert. »Dein Bruder lebt irgendwo da unten«, eine vage Geste in Richtung Mole, »auf einem dieser Hausboote – voll auf Sklak. Aber das weißt du vermutlich schon, nicht wahr, Blue?«
    Das war die Revanche für vergangene Nacht, oder war es die Nacht davor gewesen? Sie hatte reden wollen, er war einfach rausgegangen. Armes reiches Mädchen, wem wollte sie hier etwas vormachen?
    »Wäre es nicht nett, wenn ihr Jungs euch wieder vertragen würdet?« Sie schaltete ihre Kleinmädchenstimme ein. »Ich war ja sooo enttäuscht, als ich hörte, dass ihr euch getrennt habt.«
    Blue hörte die Worte, doch ihren Sinn verstand er nicht. Pierce hier, auf Freezone? Er glaubte es nicht, wollte es nicht glauben. Er griff sich eine Flasche Whiskey, ging rüber ins Studio, nahm wahllos eine CD und schaltete den Player auf Repeat. Er legte sich auf den Boden, spürte das Vibrieren des Basses am ganzen Körper, und während er trank, begann bereits das Vergessen. Alles nur ein Trick, sagte er sich, die Hand ist schneller als das Auge.
    Es war während einer dieser nie endenden dunklen Nächte, in der er sich eingestand, dass er fast sein ganzes Leben in einer behüteten Traumwelt gelebt hatte. Da war immer sein großer Bruder gewesen, der auf ihn aufgepasst hatte, und später gab es zahllose Manager und persönliche Assistenten, die die Wirklichkeit von ihm fern hielten. Er war der sensible Künstler, der sorgfältig abgeschirmt wurde, ihr Goldesel, den nichts irritieren durfte. Mit der Zeit lernte Blue, die Realität auszublenden. Sie wurde zum weißen Fleck seiner Wahrnehmung – Orte und Menschen, die er nicht kannte, sah er einfach nicht. Und dabei hatte er geglaubt, er würde das Leben kennen. Was für ein Witz.
    Das hier war allerdings auch nicht das Leben. Tonias Hazienda war nichts weiter als eine Vorhölle mit Designerinventar und Designerdrogen.
    Jeder Tag, den er in der Sonne liegend verbrachte, entfernte ihn mehr von seinem Ziel, höhlte in aus. Die Band fiel auseinander. Zuerst ging Jaki. Sie hatte Shell eines Nachmittags mit zwei von Lilliths Mädchen in einer der Badehütten gefunden, alle drei völlig zugedröhnt und nackt. Als sie ging, sah Blue, wie Tonias Augen kurz aufleuchteten, und er erkannte, dass dies alles Teil eines Planes war.
    Da hatte er zum ersten Mal eine Ahnung, wie es mit der Band weitergehen würde: Alles wäre nur noch ein großes So-tun-als-ob-Spiel. So-tun-als-ob sie neue Songs einspielten und so-tun-als-ob sie noch eine richtige Band waren.
    Blue wurde mit der Zeit ziemlich gut darin, sich etwas vorzumachen. Die Drogen halfen ihm dabei. Und in Tonias Haus standen sie reichlich zur Verfügung. Sie machten das Vergessen so einfach. Sie machten das So-tun-als-Ob so viel leichter.
    »Wir haben dort ein komplettes Studio, alles High-End, die neueste Soft- und Hardware«, hatte die schwarzhaarige Sirene Shell und Toto gelockt. Die beiden hatten es geglaubt. Blue hatte nicht einmal mehr zugehört.
    Zuerst taten sie alle so, als würden sie Songs für eine neue CD einüben. Doch wer wusste besser als Blue, dass diese neuen Songs gar nicht existierten? Dann stand eines Tages dieser alte Mann im Übungsraum – Takaheshi Sakamoto – und erzählte etwas von einem großen Festival, dem Ereignis auf Freezone, live im World Net, und dass die Bladerunner dort auftreten sollten. »Natürlich nur in ihrer alten Formation«, hatte

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