Whiskey für alle
nicht tun kann.«
»Wieso nicht?«
»Nun hör sich das einer an. Fragt, wieso nicht, und weiß es ganz genau. Was soll aus deiner Mutter und mir werden, wenn du uns eine Frau ins Haus bringst?«
»Ihr könnt doch ein Zimmer haben.«
»Ha, ein Zimmer! Dass ich nicht lache, ein ganzes Zimmer für uns! Und was ist mit Essen und ein bisschen Geld?«
»In der Überschreibung werden die Garantien festgelegt. Der Notar wird schon darauf achten.«
»Der Notar wird aber nicht jeden Tag hier sein und darauf achten, dass die Garantien eingehalten werden! Ohne fünftausend Pfund kommt mir keine andere Frau ins Haus. Ich bestehe auch auf einer eigenen Behausung auf meinem Grund und Boden, muss gar nichts Pompöses sein, nur ein einfaches Häuschen für zwei. Ist das etwa zuviel verlangt?«
Verzweifelt hob John die Arme. »Woher soll ich fünftausend Pfund nehmen und das Geld für einen Hausbau?«, schrie er wütend.
»Sieh zu, dass deine zukünftige Frau ein Vermögen hat, das würde helfen.«
»Meine zukünftige Frau, wie du sie nennst, hat kein Geld.«
»Dann borg dir was«, sagte der Alte.
»Das ist unmöglich, nicht eine so horrende Summe; ein paar tausend vielleicht, aber nicht das, was du verlangst.«
Tom Cutler zuckte mit den Schultern. »Es geht nicht anders, ich muss an mich und deine Mutter denken. Wer, wenn nicht ich. Ein anderer tut es nicht. Das hat sich tausendmal erwiesen. Und wenn du jetzt fertig bist, scher dich an die Arbeit und hole die Kühe rein.«
»So beendest du unser Gespräch? Wir reden über meine Zukunft, und ich soll die Kühe reinholen? Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«
»Was soll es da sonst noch zu sagen geben? Höchstens, dass du dir selbst zu verdanken hast, wie es um dich steht.«
»Ich hätte es mir selbst zu verdanken?«, rief John aufgebracht.
»Du solltest der Wahrheit ins Gesicht schauen, mein Junge. In den letzten fünfzehn Jahren hat man dich nur noch Abend für Abend im Pub gesehen.«
»Ach, komm doch nicht damit«, wehrte sich John erbost. »Mehr als ein paar Pint habe ich nie getrunken, und das leistet sich jeder Bettler auf der Landstraße.«
»Jeden Abend ein paar Pint, da kommt in der Woche ’ne ganz schöne Menge zusammen«, hielt ihm der Vater vor. »Ein sparsamer Mann hätte da schon ein hübsches Sümmchen auf die hohe Kante gelegt.«
»Was hätte ich denn beiseitelegen können bei den erbärmlichen paar Pfund, die du mir zahlst? Ein Päckchen Zigaretten und ein Drink, da bleibt nichts mehr, rein gar nichts.« Mit geballten Fäusten schoss er an seinem Vater vorbei und hinaus.
»Suff und Zigaretten sind der beste Weg in die Armut«, rief der Alte, schleuderte ihm die Worte wie Steine einem räudigen Hund hinterher. Eine Weile blieb er schweigend in der Tür stehen, ehe er sich zu seiner Frau umdrehte.
»Wie findest du das?«, fragte er. Beide wirkten weitaus älter, als sie waren, einer so verhutzelt wie der andere. Bleiche, verhärmte Gesichter, vergammelte Zähne, krumme Rücken. Ein Spiegelbild von Entbehrung und Verzicht.
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, erwiderte Minnie Cutler.
Tom schüttelte den Kopf über die verfahrene Sache.
»Glaubst du, er hat ein Frauenzimmer?«
»Ich denke nicht«, meinte sie nach einer Weile, »jedenfalls nichts Festes.«
»Das dachte ich mir auch. Der möchte nur ans Erbe und es dann versaufen.«
»Wenn du ihm den Hof überschreibst, findet er vielleicht eine Frau. Solange das hier nicht sein Eigentum ist, nimmt ihn keine.«
»Das kann ich nicht machen. Wir wissen doch beide, dass das schiefgeht.«
»Wir haben doch aber genug, Tom. Gott weiß, wie viel du auf der Bank hast.«
»In dieser Welt kann man nie genug haben, du törichtes Weib. Wenn ich einmal gehe, ist das alles hier seins, aber bis dahin bekommt er seinen Lohn und wird nach meiner Pfeife tanzen. Ich habe mich krumm und dumm geschuftet für unsern Hof, und du nicht minder. Er wird schön warten, bis es soweit ist.«
»Ich weiß nicht, Tom.« Minnie Cutler verschränkte die Arme. »Er ist fünfunddreißig. Er muss langsam an Nachkommen denken. Die meisten Männer seines Alters haben ihren eigenen Grund und Boden oder bewirtschaften ihn wenigstens eigenständig.«
»Das geht nicht gut, Minnie«, beharrte Tom Cutler. »Schau dich nur um. Dann siehst du, wie das Los derer ist, die überschrieben haben.«
»Manchen geht es aber auch gut, Tom.«
»Herrgott noch mal, mach dir doch nichts vor, Frau. Die tun nur so, als ob es ihnen gut
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