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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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langsam, aber sicher ausbooten? Sowie er die Küche betrat, taten die Eltern ganz geschäftig, und wenn sie sich unterhielten, verstummten sie sofort, wenn er sich blicken ließ. Als wollte sein Vater ihn wissen lassen, dass er sich vorsehen solle, dass er mehr Eisen im Feuer hätte, als er dächte. Darauf gab es nur eine Antwort. Sie hatten mit Willie Kontakt aufgenommen, versuchten, ihn wieder nach Hause zu holen. Wie aber konnte er in Erfahrung bringen, ob das wirklich so war? Wenn es einer wusste, dann Mick Kelly.
    »Das ist eine Frage, zu der ich mich, bei meiner Berufsehre, nicht äußern kann«, bekam John Cutler von Mick Kelly zu hören, als er von ihm wissen wollte, ob sein Verdacht auf Tatsachen beruhte, es zwischen seinem Vater und Willie zu einem Briefwechsel gekommen wäre.
    »Danke, damit ist alles klar!« Triumphierend knallte er sein Glas auf die Theke.
    »Mitnichten«, beschwichtigte ihn Mick. »Sie haben sich nicht geschrieben. Ehrenwort. Von der Ecke hast du nichts zu befürchten, zumindest entzieht es sich meiner Kenntnis.«
    Niedergeschlagen schüttelte John den Kopf. »Er hat einen Trumpf im Hinterhalt — Willie, nur der kann es sein.«
    Die Cutlers besaßen kein Auto.
    Das einzige Zugeständnis, das Tom Cutler an Modernisierung machte, war, einen Traktor aus zweiter Hand anzuschaffen, und selbst das tat er nur zögernd. Bis dahin hatte er die Wirtschaft mit zwei Pferden betrieben. Sich von denen zu trennen, hatte ihm äußerst missfallen, nur der Kauf eines Ponys söhnte ihn mit deren Verlust aus. Geld für ein Auto auszugeben, kam für ihn nicht in Frage. Er ließ einen leichten Wagen für das Pony bauen, und mit dem fuhren er und Minnie sonntags zur Messe, nutzten den Wagen auch für gelegentliche Fahrten ins Dorf oder ins Moor, wenn die Zeit zum Torfstechen ran war. Der Traktor und der Hänger wurden hauptsächlich für den Milchtransport zur Molkerei benutzt und für die Arbeiten auf dem Acker. Allerdings nahm ihn John auch regelmäßig für seine Besuche im Pub.
    Es war an einem Spätseptembermorgen, als der alte Mann sich beim Frühstück an seine Frau wandte. »Sowie du mit dem Abwasch fertig bist, spann ich das Pony für dich an. Wir brauchen etliches aus dem Dorf.«
    Minnie nickte gehorsam.
    »Kauf die nötigen Lebensmittel, ein viertel Pfund Nägel, Dreizöller, und sieben Meter Seil. Es ist Zeit, die getrockneten Soden aus dem Torfstich zu holen. Die Latten auf dem Hänger müssen festgezurrt werden, und wir brauchen auch neue Zügel.«
    Wieder nickte Minnie ergeben. »Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    »Bring auch ein paar Glimmstängel mit«, bat John.
    Das alte Paar wechselte Blicke, doch keiner verlor ein Wort. Tom stand auf und ging zur Tür. Bevor er ins Freie trat, drehte er sich zu seiner Frau um. »Du wirst das bringen, was ich dir gesagt habe, nur das und nicht mehr.« Mit den Händen in den Taschen verließ er pfeifend das Haus.
    Schweigend erhob sich auch John und folgte ihm. Seine Mutter hatte ihn zurückhalten wollen, aber da war er schon draußen. Sie hatte ihm sagen wollen, dass sie hinter dem Rücken des Vaters ein paar Päckchen Zigaretten mitbringen würde, hatte aber kein Wort über die Lippen gebracht. Johns Gesichtsausdruck hatte ihr Angst eingeflößt. Sie befürchtete schon, er würde seinen Vater abfangen und es mit ihm ausfechten, aber nein, er ging schnurstracks zum Traktor, warf den Motor an und fuhr los. Was hatte doch Mick Kelly gesagt? »Ich kann dir da nicht weiter raten. Ich kann nur sagen, dass es um deinen Sohn nicht gut steht.«
    Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nicht lange über Probleme zu grübeln, und so konzentrierte sie sich auch jetzt auf ihre Fahrt ins Dorf. Trotzdem spürte sie, dass sich die Dinge zuspitzten. Ihr Inneres sagte ihr, dass etwas geschehen müsste, um Schlimmes zu verhüten. Mit ihrem Mann darüber zu sprechen war zwecklos. Sie hatte es seit Mick Kellys letztem Besuch mehrfach versucht, aber schon bei der ersten Andeutung hatte er sie nicht weiterreden lassen. Der Rosenkranz blieb ihr einziger Trost, von ihm erhoffte sie sich Beistand. Sie zog ihn aus der Schürzentasche und begann die endlose Reihe der Ave Marias. Den ganzen Weg zum Dorf und zurück würde sie beten und in der Pfarrkirche Kerzen anzünden. Diese Vorstellung tröstete sie. Die Altarkerze allein mit ihrem friedvollen Schein würde sie in einen anderen Zustand versetzen, würde Balsam auf ihre Seele sein. Nur selten konnte sie sich solche Momente

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