Whiskey für alle
diejenigen, die in Hörweite saßen, achtungsvoll zurückzogen. Geschäft war Geschäft, und niemand wollte einem fairen Handel im Wege sein.
»Was meinen Sie, wie viel ist sie wert?«, brachte McKechnick das Gespräch auf den Punkt.
»Das kommt mir etwas plötzlich«, antwortete Jack. »Darüber müsste ich eine Weile nachdenken.«
»Versuchen Sie es doch einmal mit einer Schätzung«, drängte ihn McKechnick.
Jack schürzte die Lippen und kratzte sich am Kopf. Er schaute auf die Hündin und schaute auf den Aufkäufer. Dann ging sein Blick zum Fußboden und von dort zur Decke. Schließlich blickte er in die ernsten, erwartungsvollen Gesichter rundum und war immer noch unschlüssig, einen Preis zu nennen. Dennoch wahr ihm klar, McKechnick war kein bloßer Müßiggänger, sondern war ein Mann, der viel zu tun und wenig Zeit hatte.
»Ich würde meinen, Sir«, äußerte Jack so ernsthaft er nur konnte, »sie ist jeden Penny von zwölfhundert Pfund wert.«
»Was halten Sie von neunhundert?«, fragte der Engländer und lächelte.
»Wenn überhaupt, dann eher elfhundert«, entgeg-nete Jack ebenfalls lächelnd.
»Glatte Tausend wären wohl mehr angebracht, finden Sie nicht?«, sagte McKechnick und lachte herzlich.
»Auch nicht schlecht«, erwiderte Jack mit einem Lacher.
McKechnick streckte die Hand aus, und Jack schlug ein. Alle in der Menge klatschten Beifall.
»Den Scheck gebe ich Ihnen nachher, wenn sich die Aufregung hier gelegt hat«, flüsterte der Geschäftsmann ihm zu.
Mit einem Kopfnicken bekundete Jack sein Einverständnis. McKechnick winkte einen kleinen Mann mit Lippenbärtchen heran, der an der Tür stand.
»Mein Gehilfe wird sie jetzt in seine Obhut nehmen.«
Ehe die Hündin weggeführt wurde, beugte sich Jack zu ihr, schlang die Arme um sie und sagte mit Tränen in den Augen: »Lebwohl, mein Schätzchen. Lebwohl und viel Glück auf den Weg.«
McKechnick schlug vor, ihn zu seinem Hotel zu begleiten. In der Lounge der Hotelgäste überreichte ihm der Engländer den Scheck. Jack zog eine Zehn-Pfund-Note aus seiner Brieftasche und steckte sie seinem Geschäftspartner in die Jackentasche, als Glückspenny gewissermaßen. Sie begossen das Geschäft mit etlichen Drinks.
»Selbstverständlich sind Sie heute Abend mein Gast«, lud ihn McKechnick ein, und Jack hatte nichts dagegen. Um zwölf kündigte der Herr aus England an, er würde sich jetzt zurückziehen. »Ich muss morgen zu den Rennen nach Limerick, und dort möchte ich nicht den ganzen Tag verkatert herumlaufen«, erklärte er.
»Auch ich gedenke dort hinzufahren«, eröffnete ihm Jack, »es ist wirklich das Beste, sich hinzuhauen.«
In Limerick erging es ihnen prächtig. An beiden Renntagen hatten sie auf mehrere Sieger gesetzt. McKechnick verfügte über ausgezeichnete Verbindungen, und die Informationen, die er auf diesem Wege erhielt, erwiesen sich als höchst wertvoll. Bis weit in die Nacht zogen sie von einem Pub in den nächsten, stimmten in die Rundgesänge ein und schlossen neue Freundschaften. Am letzten Abend waren sie schon ein ganzer Trupp. Zwischen Tanzen und Singen trieb es sie fröhlich um. Eine Flasche Champagner nach der anderen wurde geleert. Um Mitternacht gab McKechnick bekannt, er würde sich zur Ruhe begeben, und führte als Begründung an, schon frühzeitig zu den Curragh-Pferderennen aufbrechen zu wollen. Er fragte Jack, ob er vielleicht Lust hätte, ihn zu begleiten, und der stimmte spontan zu.
Am nächsten Morgen machte sich eine ansehnliche Schar von Limerick auf den Weg nach Curragh. Jack stieg bei McKechnick ein, und zu den Mitreisenden gehörten eine Lady mit Adelstitel, die mehrere Rennpferde besaß, ein Buchmacher und zwei alleinstehende Damen mittleren Alters, Freundinnen der Lady
Das Glück blieb ihnen auch bei den Curragh-Ren-nen hold. Bezüglich des Alkoholkonsums am Tage hielten sie sich an eine goldene Regel: Vor halb sechs am Nachmittag durfte kein Tropfen Alkohol angerührt werden. McKechnick vertrat die Theorie, dass Wetten und Trinken nicht Hand in Hand gingen. Sie setzten ihre Wetten bei vier Rennen und gewannen drei davon.
McKechnick erklärte mehr als einmal, dass Jack ihr Glücksbringer war. Um halb sechs begaben sie sich zur Bar an der Haupttribüne und genehmigten sich etliche Gin Tonics. Schon nach einer Stunde herrschte Hochstimmung.
Um halb sieben telefonierte die adlige Lady mit einem Theater in Dublin und bestellte Karten für die Abendvorstellung eines Stücks, das, wie sie Jack
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