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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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erklärte, in allen Zeitungen am letzten Dienstag günstige Kritiken erhalten hatte. Jack schlief während der gesamten Vorstellung tief und fest, war aber des Lobes voll, nachdem sich der Schlussvorhang gesenkt hatte.
    An das, was danach passierte, erinnerte er sich kaum. Über dem Rest des Abends lag ein Dunstschleier. Während der Mahlzeit in einem der besseren Hotels der Stadt verfiel er noch am Tisch in einen Tiefschlaf. Als er erwachte, befand er sich in einer ihm fremden Umgebung. Er lag im Bett in einem hellen, mit Teppich ausgelegten Zimmer. Ein völlig in Weiß gekleidetes Zimmermädchen rüttelte ihn an der Schulter.
    »Man hat mich beauftragt, Sie nicht später als halb zwölf zu wecken, Sir«, informierte ihn das Zimmermädchen.
    »Wer hat Sie beauftragt?«, fragte Jack.
    »Ihre Freunde, Sir. Es ist Sonntag, und die letzte Messe beginnt um zwölf. Ich habe Ihnen Tee gebracht. Ich stelle alles hier hin.«
    Sorgsam setzte sie das Tablett mit den Teesachen auf einem Stuhl neben dem Bett ab. Dann schlich sie leise aus dem Zimmer. Mühsam hob Jack den Kopf aus den Kissen. Sich aus dem Bett zu quälen war weit schmerzhafter. Langsam kleidete er sich an, überall tat es ihm weh, als sei sein Körper voller Brüschen und Beulen und müsste mit äußerstem Feingefühl behandelt werden. Irgendwie tastete er sich die Treppe hinunter und wankte von dort in die Kirche.
    Die Messe verging wie im Traum. Unter Aufbietung aller Kräfte vermochte er sich am Ende aus der Kirchenbank zu erheben. Er schleppte sich zurück ins Hotel, ging sofort nach oben und legte sich hin. Beim nächsten Erwachen fühlte er sich frisch und munter. Er sammelte seine verstreut umherliegende Kleidung auf und ging die Taschen durch. Sein Geld war da. Beruhigt legte er sich wieder ins Bett und war froh, dass man ihn nicht bestohlen hatte.
    Dann dachte er zum ersten Mal seit Tagen an seine Frau und unweigerlich auch an Margaretta. Er konnte sich ihr schadenfrohes Loszetern richtig ausmalen. Tiefe Reue überkam ihm beim Gedanken an sein geliebtes Weib. Er sah den Gram in ihren Augen, während ihre Schwester sich rechthaberisch aufspielte. An der Zimmertür klopfte es, leise zwar, aber bestimmt.
    »Herein!«, rief Jack. Es war das Zimmermädchen, das ihn am Morgen zuvor geweckt hatte. Wieder kam sie mit einem Tablett.
    »Was für einen Tag haben wir heute?«, fragte Jack.
    »Es ist Montag, Sir.«
    »Allmächtiger Gott!«, rief Jack aus. »Können Sie mir auch sagen, wie spät es ist?«
    »Es ist acht Uhr früh, Sir.«
    Er stöhnte auf und vergrub das Gesicht in den Händen, raufte sich die Haare und stöhnte weiter.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl? Fehlt Ihnen was, Sir?«, fragte das Mädchen besorgt.
    »Am liebsten wäre ich tot«, brachte Jack heraus.
    Erst jetzt nahm er das Mädchen richtig wahr. Sie war jung, höchstens achtzehn, und hatte ein sympathisches, Anteil nehmendes Gesicht. Anteilnahme war genau das, was Jack jetzt brauchte, ganz gleich, woher sie kam. Während sie ihm den Tee zubereitete und einschenkte, schilderte er ihr in allen Einzelheiten seine Abenteuer. Sie hörte ihm aufmerksam zu, und als er endete, wiegte sie weise den Kopf.
    »Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht gar so sehr grämen«, tröstete sie ihn. »Ihr Geld haben Sie ja noch, und das ist schon mal nicht schlecht.«
    »Sie haben gut reden«, erwiderte er mit einem Anflug von Sarkasmus. »Aber ich bin es doch, der das ausbaden und sich alles anhören muss.«
    »Das Beste, was Sie in Ihrer Lage tun können«, erklärte sie ihm unumwunden, »ist, Ihrer Frau einen Pelzmantel zu kaufen. Ich schwöre, sie wird kein Wort mehr sagen, wenn Sie zu Hause ankommen und einen richtig guten Pelzmantel für sie mithaben.«
    »Einen Pelzmantel«, wiederholte er und überlegte sich ihren Vorschlag.
    »Wo soll ich auf die Schnelle so einen herkriegen?«
    »Ich wüsste da was«, sagte sie ganz aufgeräumt, »um zwölf habe ich eine Stunde Mittagspause. Wenn’s Ihnen recht ist, treffen wir uns vor dem Hotel, und ich zeig Ihnen, wo es so was gibt.«
    »Nein, wirklich? Das wäre toll, einfach toll.«
    Sie hielt Wort und war um zwölf Uhr zur Stelle. Zehn Minuten später waren sie auf der Grafton Street unterwegs. Um halb eins hatten sie zwei Mäntel in die engere Wahl gezogen.
    Der eine war ein Bisam zu hundertfünfzig Pfund und der andere Kanadisches Eichhörnchen zu hundertvierzig.
    »Hören Sie«, sagte der Verkäufer, ihn ins Vertrauen ziehend, als würde er ihm einen höchst

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