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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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»Er ist der Herr hier im Hause, und ich möchte wissen, woher du dir das Recht nimmst, ihn zu kritisieren.«
    »Du brauchst mich nicht zu erinnern, wer hier der Boss ist«, fauchte Margaretta. »Ich weiß, dass ich zu kuschen hab. Oft genug hab ich das zu hören gekriegt.«
    Und so stritten sie noch eine Weile, bis es beiden leid war. Geeinigt hatten sie sich nicht, und immer lauerte die Gefahr, dass sie von Neuem loslegten.
    Auf der Rennbahn in Ballybunion ging es hoch her. Das Hauptereignis des Abends, das Entscheidungsrennen, hatte wettlustige Zuschauer in Massen angelockt. Über die Hündin wurde aufs Abenteuerlichste spekuliert, doch als Jacks Freunde und Nachbarn allmählich eintrafen, sanken die Wetterwartungen aufs Normale. Schließlich wurde sie als sicherer Favorit der fünf zu vier Wetten eingestuft. Jack hatte das Glück, auf sie eine Vierer-Wette abzuschließen, sobald die möglichen Einsätze auf der Anzeigetafel erschienen. Er setzte fünfundzwanzig Pfund, konnte also hundert Pfund erwarten und dazu den Zweihundertfünfzig-Pfund-Bonus, sollte seine Hündin als Erste die Ziellinie überqueren.
    Wie vor allen Großereignissen wurde es totenstill, als die sechs Greyhounds für den Endlauf in ihre Startboxen gebracht wurden. In dem Moment, da der Hase an den Sperrgittern vorbeiflitzte, stieg die Spannung. Begleitet von lauten Zurufen stürzten die Hunde los. Jeder, der auf einen der sechs laufenden Hunde gesetzt hatte, feuerte seinen Favoriten aus Leibeskräften an. Jacks Hündin kam gut aus der Startbox weg und war Zweite, als das Feld um die erste Kurve kam.
    Bei der zweiten Biegung war sie Dritte und hielt den Platz auch in der dritten Kurve. Sobald die Hunde in die Zielgerade einliefen, schwoll das Gebrüll der Zuschauer an, das Gekreisch der Frauen aber übertönte alles. Nun zeigte Jacks Hündin ihr wahres Talent. Sie erspähte eine Lücke im Läuferfeld nahe der Umzäunung, schoss wie ein Blitz dort hinein und lag von da an immer vorn. Sie gewann mit traumhaftem Vorsprung.
    Von allen Seiten schlugen die Gratulanten Jack auf die Schulter oder knufften ihm in die Seite. Man drängelte sich, um ihm die Hand zu schütteln. Jack sagte fast nichts dazu, wiederholte nur immer den einen Satz: »Hab ich’s nicht gesagt! Na, hab ich’s nicht gesagt!«
    Und dabei blieb er, bis alle seine Bewunderer abzogen, um sich ihr Geld von den Buchmachern zu holen.
    Eine Stunde nach dem Rennen war Jack in einer Ecke in der Lounge des Pubs eingekeilt, umringt von seinen zahlreichen Freunden. Ihm zu Füßen saß die Hündin. Unter seinem Stuhl stand die Siegestrophäe, ein massiver Silberpokal, um dessen Außenseite sechs eingravierte Windhunde herumliefen. In der Brieftasche steckten der Gewinn, den er vom Buchmacher kassiert hatte, und natürlich auch der Scheck über zweihundertfünfzig Pfund, der Bonus auf seinen Wetteinsatz. Ein ums andere Mal wurden die Gläser mit Brandy und Champagner gefüllt.
    Jack Murphy fühlte sich pudelwohl. So großartig hatte er sich noch nie gefühlt. Er tauchte die Finger in sein Glas Whiskey und rieb sie der Hündin ums Maul. Sie hob den Kopf, schaute mit weit geöffneten Augen in all die fremden Gesichter und erntete lautstarkes Lob.
    »Habe ich’s euch nicht gesagt«, frohlockte Jack Murphy. »Na, hab ich’s nicht gesagt.«
    Ein großer, sich aufrecht haltender Mann kam in die Lounge. Sofort wurde es still, man nickte ihm respektvoll zu und drückte sich beiseite, als er auf Jack und das vor ihm sitzende Windspiel zuschritt.
    Es war Mister McKechnick, der englische Aufkäufer. Auf irischen Windhund-Rennbahnen war er ebenso bekannt wie auf englischen. Ihm ging der Ruf voraus, ein grundehrlicher Geschäftsmann zu sein, und demzufolge bewunderte man ihn und begegnete ihm mit Ehrerbietung. Als Aufkäufer hatte er einen guten Namen. Nie wäre er auf Schnäppchen aus, hieß es. Für einen Hund zahlte er stets, was er wirklich wert war, nicht mehr und nicht weniger.
    Er gab dem Barkeeper einen Wink.
    »Einen Drink für alle, auf meine Kosten«, verkündete er. Als die Bestellung ausgeführt war, tranken alle auf seine Gesundheit. Dann erhob sich Jack Murphy von seinem Sitz. Er schwankte ein wenig, war aber keineswegs betrunken.
    »Schenk noch mal nach«, rief er dem Barkeeper zu.
    »Sie haben da eine erstklassige Hündin, Sir«, beglückwünschte ihn McKechnick.
    »Besten Dank, Sir«, erwiderte Jack. Die beiden Männer unterhielten sich eine Weile zwanglos, während dessen sich

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