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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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persönlichen Gefallen tun.
    »Nehmen Sie doch beide. Sie bezahlen sie jetzt, und wenn Sie damit zu Hause sind, lassen Sie Ihre Frau entscheiden, welcher ihr besser gefällt. Den anderen, den sie nicht möchte, schicken Sie einfach zurück, und wir erstatten Ihnen selbstverständlich den Kaufpreis.«
    Das leuchtete ihm ein, war eine exzellente Idee.
    »Aber da wäre noch ein Haken«, erklärte Jack Murphy dem Verkäufer. »Meine Frau ist sehr sparsam und achtet sehr genau aufs Geld; vielleicht sind Sie so gut und setzen den Preis etwas herunter.«
    »Damit habe ich kein Problem«, versicherte ihm der Verkäufer, griff in eine Schublade und nahm zwei Preisschilder heraus. Auf dem einen stand dreißig und auf dem anderen fünfundzwanzig Pfund. Er heftete das Dreißig-Pfund-Schild an den Bisam und den Anhänger mit der Fünfundzwanzig an den Mantel aus Kanadischem Eichhörnchen. Mit beiden Kartons unter dem Arm ging Jack zum Hotel zurück und verabschiedete sich dankbar von seiner jungen Freundin, wobei er ihr eine Zehn-Pfund-Note in die Hand drückte.
    Es war schon ziemlich spät, als er endlich zu Hause ankam. Dass er recht kühl empfangen wurde, muss wohl nicht betont werden. Kein Wort des Willkommens kam seiner Frau über die Lippen, jedenfalls zunächst nicht. Aber dann brachte er die Pakete zum Vorschein. Stolz riss er sie auf und schenkte ihr den Bisammantel. Der andere sei ein Stück zur Ansicht und könnte zurückgeschickt werden, erklärte er dabei.
    Seine Frau war entzückt. Sie drückte sich den Mantel an den Körper und streichelte mit der freien Hand immer wieder darüber.
    In der Nacht schlief Jack Murphy den Schlaf des Gerechten. Am Morgen brachte ihm seine Frau das Frühstück ans Bett. Sie setzte sich auf die Bettkante und sah ihm beseligt zu, während er aß.
    »Ich habe eine gute Nachricht für dich«, sagte sie.
    »Nämlich?«, fragte Jack so nebenhin.
    »Du brauchst den anderen Mantel nicht zurückzuschicken. Margaretta meint, für fünfundzwanzig Pfund ist das ein Schnäppchen. Sie will ihn behalten.«

Erhängt

    Kein Anblick ist so grotesk und pathetisch zugleich wie der eines Erhängten, zumal er dem menschlichen Verständnis von Ebenmaß so gänzlich widerspricht. Man kann sich keine erbärmlichere Parodie vorstellen. So nimmt es nicht wunder, dass Billy Fitz und John Murphy einige Augenblicke völlig perplex waren, als sie am Deckenbalken in Looneys Schuppen Denny Bruder hängen sahen — die schlaffen Hände und der abgesackte Kopf wirkten nahezu komisch. Als hätte es vorher eine Absprache gegeben, klang von der nahe gelegenen Kirche das Angelusläuten gedämpft herüber.
    Billy fasste sich als Erster. Vorsichtig berührte er den baumelnden Fuß, und als nichts geschah, versetzte er ihm einen sachten Schubs. Unversehens fing der Körper langsam an, sich zu drehen. Der erschrockene Aufschrei der Jungen kam wie aus einem Mund, und entsetzt ergriffen beide die Flucht.
    Denny Bruder, von Beruf Kfz-Mechaniker, war vor etwa fünf Jahren ins Dorf gekommen. Er hatte sich Looneys Schuppen gemietet und sich binnen kurzer Zeit einen Ruf als versierter Fachmann erworben, der sich blendend mit Autos auskannte. Er war nicht unbedingt ein verdrießlicher Mensch, eher wirkte er niedergeschlagen. Mit Kindern verlor er nie die Geduld, so neugierig sie auch waren. Doch er ging ungern unter Menschen, meist sah man ihn allein umherstreifen oder ins Kino gehen, wo jeden zweiten Abend ein Film lief.
    Anfänglich mied er sogar jede Gastwirtschaft, und auch die Mädchen interessierten ihn nicht. Das wiederum beruhte auf Gegenseitigkeit. Er gehörte nicht gerade zu den attraktivsten Männern. Er war von mittlerer Größe, hatte eine Knollennase und wulstige Lippen. Deshalb wirkte er nicht unbedingt abstoßend, aber er hatte — wie die älteren Frauen im Dorf meinten — ein wenig ansprechendes Gesicht. Doch mit der Zeit gewöhnte man. sich in der Gemeinde an sein Erscheinungsbild und akzeptierte ihn.
    Allzu lange lebte Denny Bruder noch nicht in der kleinen Ortschaft, als sich Imogen Furey einen Gebrauchtwagen leistete. Imogen war die Frau von Jack Furey, dem Viehhändler. Jack hatte bereits ein Auto, doch Imogen erzählte allen, die es hören wollten, dass er unentwegt auf Viehmärkten im ganzen Land herumkurvte. Im Grunde genommen lief es darauf hinaus, dass sein Auto nie in der Garage stand. Wenn Jack unterwegs war, inspizierte Imogen die weiter draußen liegenden Wiesen und Weiden, zählte das Vieh und

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