Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
mit Georg am Strand abgespielt hatte. Die Beamten schwiegen und der eine von ihnen schrieb alles mit. Später las er ihre Aussage vor, sie wurde gefragt, ob alles seine Richtigkeit habe, und dann verabschiedeten sie sich.
Aufatmend sackte Camilla auf ihren Sessel. Jetzt würden sie zu Georg gehen.
Sie überlegte, wo McLeish wohl sein könnte, da sie ihn seit morgens nicht mehr gesehen hatte. Bei MacCoinnich konnte er nicht mehr sein. Sie schlenderte in seine Bibliothek, die immer noch leer war. Zögernd klopfte sie an sein Schlafzimmer. Nach ein paar Sekunden hörte sie ein verschlafenes „Herein.“
Zögernd blieb sie in der Tür stehen. „Kommen Sie ruhig, ich bin wach“, rief er ihr entgegen.
Er lag im Morgenmantel auf dem Bett, nur mit einem Plaid zugedeckt. „Ich hatte mich nur ein wenig hingelegt, war plötzlich so müde.“
„So ging es mir vor ein paar Stunden“, sagte Camilla.
„Was geht da draußen jetzt vor sich?“ fragte Abbot.
„Sie vernehmen die Gäste einzeln, die Angestellten haben sie offenbar schon durch, Eilidh jedenfalls ist bereits befragt worden. Zu mir sind sie auch schon gekommen, im Moment ist Georg dran. Es ging ganz schnell und schmerzlos“, fügte sie hinzu.
„Das dicke Ende kommt noch.“
„Wie ist es heute Morgen gelaufen bei MacCoinnich?“
„Ich habe ihm alles ohne Ausnahme erzählt. Er ist auch der Meinung, dass wir unsere Version aussagen sollten. Die Situation ist für uns einfach zu belastend.“
„Axel hat vorhin von ihm aus angerufen. Ich muss heute Abend hinfahren und mit ihm sprechen. Noch weiß er von gar nichts. Vielleicht spricht Ihr Freund schon mit ihm.“
„Das glaube ich nicht, dazu ist er zu schweigsam. Aber sobald die Polizei aus dem Haus ist, sollten Sie losfahren. Und passen Sie vorsichtshalber auf, dass Ihnen keiner folgt.“
„Das hört sich an wie im Krimi.“
„Ist es ja auch, nur leider echt.“
„Hat man Sie eigentlich schon vernommen?“
„Nein, noch nicht.“
„Wo waren Sie denn den ganzen Tag?“
„Hier im Schlafzimmer.“
„Ich werde mal nachsehen, wie weit die Polizisten sind; ich brenne darauf, endlich zu Axel zu fahren.“
„Haben Sie die Autoschlüssel?“
Sie nickte, winkte ihm zu und ging in Richtung Rezeption.
Eilidh saß immer noch dort.
„Irgend etwas Neues?“ fragte Camilla sie.
„Nein.“
„Was machen die Gäste?“
„Sitzen offenbar alle noch in der Bar. Seit die Beamten zu Ihnen gegangen sind, ist keiner mehr rausgekommen.“
Sie werden die Einladung der freien Getränke ausnutzen und alle sturzbetrunken sein, dachte Camilla. Fast wurde sie von ihrer Neugier besiegt, in die Bar zu gehen und sich zu vergewissern, aber der Gedanke an endlose Fragereien hielt sie zurück. Sie wollte so schnell wie möglich losfahren. Draußen setzte bereits die Dämmerung ein. Nun hörte sie Schritte die Treppe herunterkommen. Es waren die beiden Kripo-Beamten mit Georg im Fahrwasser. Als er sie sah, verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse: Augen zur Decke, Zunge ausgesteckt. Camilla hoffte, dass das nichts Beunruhigendes zu bedeuten hatte. Die beiden Männer nickten ihr freundlich, aber ohne zu lächeln, zu. Im Foyer blieben sie stehen, sahen in ihre Notizblöcke und murmelten etwas. Dann sah der eine hoch und fragte: „Ist Mr. McLeish im Haus?“
„Natürlich. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm“, antwortete Camilla. Die beiden folgten ihr. Sie klopfte wieder an Abbots Schlafzimmertür. Keine Antwort. In der Bibliothek fand sie ihn dann schließlich. „So, bitte“, sagte sie und hielt den Beamten die Tür auf. McLeish saß an seinem Zier-Schreibtisch, voller Würde, ernst, distinguiert, ganz Herr der Lage.
Georg und sie setzten sich in ihren Salon. Sie brauchten nicht lange zu warten; viel hatte Abbot ja auch nicht auszusagen. Dann sah sie die beiden Polizisten aus dem Hotel kommen. Sie stiegen in ihr Auto und fuhren weg.
„Endlich!“ rief Camilla. „Jetzt geht’s los.“
„Soll ich mitkommen?“
Sie dachte nach. „Nein, eigentlich möchte ich wenigstens eine kleine Weile mit Axel allein sein. Das verstehst du doch?“
„Na, selbstverständlich. Ich dachte nur, du brauchst vielleicht einen Chauffeur. Ich würde natürlich im Auto bleiben.“
„Unter den Umständen… Wenn es dir nichts ausmacht?“
„Nein. Hier herumsitzen ist auch nicht nach meinem Geschmack. Hat dieser Typ, wo Axel jetzt weilt, nicht jede Menge Pferde?“
„Ja, er züchtet sie.“
„Dann werde ich mir so lange
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