Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Polizei. Im Übrigen wird das Gelände von Beamten bewacht, Sie brauchen keinerlei Befürchtungen zu haben. Aber bitte, gehen Sie kein Risiko ein. Gehen Sie möglichst nicht allein spazieren, vor allem nicht im Dunklen. Begeben Sie sich jetzt bitte alle in die Bar, es werden Ihnen Getränke auf Kosten des Hauses gereicht. So, und nun muss ich noch einiges erledigen, außerdem war es eine harte Nacht für mich. Bitte, entschuldigen Sie mich.“
Sie ließ die Gäste stehen, die ihr bewegungslos hinterherstarrten, gab dem Kellner entsprechende Anweisungen und ging in den Stall. Dort fand sie Isabelle vor.
„Ist Shergar schon weg?“ fragte Camilla überflüssigerweise, denn die Angesprochene befand sich im leeren ehemaligen Stall von Shergar und säuberte ihn.
„Ja, vor zwei Stunden schon. Morgen wird er hoffentlich wohlbehalten in Dänemark ankommen, und dann? Ich wünsche ihm, dass er nun endlich in Ruhe seinen Lebensabend verbringen kann. Verdient hat er es sich nach den ewigen Umzügen.“
„Wer rastet, der rostet“, murmelte Camilla.
„Hast du den Gästen schon Bescheid gesagt?“
„Hm.“
„Wie haben sie es aufgenommen?“
Camilla atmete tief durch. „Wie ich gehofft habe. Die Menschheit ist derart sensationslüstern und abenteuergeil, dass von allen nur Signor Bernatti auf die Idee gekommen ist, dass ihnen ebenfalls Gefahr drohen könnte. Sie glaubten wohl, das wäre ein Krimi, der hier gespielt wird, du weißt schon, so als Animationshöhepunkt.“
„Heilige Einfalt!“
„Ja. Sei’s drum, sie haben jetzt den Ernst der Lage erfasst, will ich hoffen.“
Die Stalltür öffnete sich und der Whiskymeister trat ein. Unsicher und zögernd fragte er: „In der Destille geht so ein Gerücht um – äh – dass eine Leiche gefunden worden sei. Alle reden, keiner arbeitet und ich wollte fragen, ob etwas Wahres dran ist? Sonst kriege ich die Leute nicht zur Ruhe.“
Camilla sah den älteren Mann mit dem wetter- und whiskygegerbten Gesicht an. Sie hatte sich immer, wenn sie in der Destille war, mit ihm unterhalten. Er war ein guter Leiter der Whiskybrennerei: Ruhig, bauernschlau, und er konnte sich Gehör verschaffen, wenn es sein musste. Vom Whiskybrennen verstand er eine Menge; er hatte nie etwas anderes in seinem Leben getan, wie schon sein Vater und weiß Gott wie viele Generationen vor ihm. Sie wusste, dass er kaum aus eigener Neugier und eigenem Antrieb gekommen war. Sie führte ihn in die Sattelkammer und erzählte ihm, was sie den Gästen schon gesagt hatte.
Bleich sah er sie an. „Das ist ja entsetzlich! Wie schrecklich muss es für Sie gewesen sein.“
„Ich war nicht allein am Strand. Ein Freund, der gestern hier ankam, um mich zu besuchen, war dabei. Für ihn war es auch sehr schlimm. Und das Schlimmste ist…“
Sie stockte, wusste nicht, inwieweit sie ihn einweihen sollte. Er wartete ruhig, bis sie weiter sprach und sah sie nur freundlich fragend an.
Sie entschloss sich, etwas weiterzugehen. „Das Schlimmste ist, wie die Leiche zugerichtet wurde. Man hat sie in Reizwäsche gesteckt, ihr den Kopf und die Hände abgehackt und sie kopfüber bis zur Taille im Sand vergraben.“
Dem Alten fiel fast der Unterkiefer herunter. „Das ist ja furchtbar“, stammelte er. Und nach einer Weile: “Hoffentlich ist es keine von den Gästen.“
„Nein, von denen wird keine vermisst. Offenbar aus der Umgebung auch nicht. Es ist keine von hier.“
Schweigend musterte sie der alte Mann. „Wo ist eigentlich diese andere?“
„Wer?“
„Na, die andere deutsche Frau?“
Camilla spürte, wie ihr die Röte den Hals herauf kroch. Sie seufzte. „Die ist gestern Morgen abgereist. Der Job hat ihr nicht zugesagt, und als feststand, dass Ms. Waters ihre Nachfolge übernehmen würde, hat sie uns verlassen. Das heißt, ich hoffe, dass sie weggefahren und nicht die Leiche ist.“
Er murmelte etwas auf Gälisch. Camilla fragte: „Was haben Sie gesagt?“
Er grinste schelmisch und antwortete: „Wär nicht schade drum. Entschuldigen Sie. War nicht so gemeint.“
„Sie sind nicht der erste, der das sagt.“
Er fragte nicht, wer noch seiner Meinung sei.
„Wenn keine andere Frau hier vermisst wird, bestehen gute Chancen, dass sie in der Tat die Tote ist.“
„Na, hören Sie mal! Was hat sie Ihnen denn angetan?“
Er schüttelte den Kopf. „Das tut jetzt nichts mehr zur Sache. Aber gemocht hat sie keiner.“
„Nein.“
„Werden meine Arbeiter und ich auch
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