Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
die Fohlen ansehen.“
„Vielleicht darfst du ja sogar beim Ausmisten helfen!“ neckte Camilla ihren Freund.
KAPITEL XII
Sie fuhren durch eine Dunkelheit, die man als Großstädter kaum noch gewohnt ist. Georg erzählte Camilla, was er den Polizisten gesagt hatte; dass er sich ein paar Tage Urlaub genehmigt hätte, um sie hier zu besuchen und vorher in London gewesen wäre, zwecks Stadtbesichtigung. Er musste mehrmals abbremsen, weil es keine Straßenbeleuchtung gab und selbst der Himmel war pechschwarz.
Camilla sah sich mehrmals um, ob sie auch keine Lichter in der Ferne sah, aber auf der ganzen Strecke kam ihnen nur einmal ein Auto entgegen. Schließlich fanden sie das Gestüt.
„Licht aus!“ rief Camilla, kaum, dass sie durch das Tor gefahren waren.
„Warum denn? Dann sehe ich ja nichts mehr.“
Trotzdem bremste er, schaltete das Licht aus und versuchte, sich an die völlige Dunkelheit zu gewöhnen. Langsam hob sich der etwas hellere Sandweg von der Schwärze ab. Georg fuhr wieder an. „Fahr um das Wohnhaus herum.“
„Was soll denn das ganze?“
„Ich möchte nicht, dass mich noch irgendein Stallbursche sieht. Muss ja nicht unbedingt sein.“
„Ach so.“ Georg fuhr weiter, tatsächlich führte ein kleinerer Weg um das Wohnhaus, um vor einer Hintertür zu enden. Gemeinsam gingen sie zur Tür und klopften. Hinter der verhangenen Glasscheibe konnte man Licht sehen. Fast sofort ging die Tür auf. Der Mann, der sie geöffnet hatte, schien McCoinnich zu sein, im Hintergrund sah sie eine gemütliche, ländlich eingerichtete Küche, deren Mitte von einem unbehandelten, robusten runden Tisch eingenommen wurde. Daran saß Axel. Er hatte sich schon halb erhoben und kam jetzt auf sie zugestürzt. Beide fielen sich in die Arme. Dann wandte Camilla sich an MacCoinnich: „Guten Abend, entschuldigen Sie mein Benehmen. Mein Name ist von Trisenne. Camilla, wenn Sie mögen.“
Er schüttelte ihre Hand und stellte sich ebenfalls vor. „Uisdean MacCoinnich“, grummelte er.
Georg und Axel begrüßten sich mit gegenseitigem Schulterklopfen.
Dann sagte MacCoinnich: „Tja, ich denke, Sie haben einiges zu besprechen. Ich werde mich solange zurückziehen; wenn Sie mich brauchen, ich bin im ersten Stock, das erste Zimmer links. Möchten Sie etwas trinken? Hier ist Kaffee.“ Er stellte eine große Thermoskanne auf den Tisch.
„Darf mein Freund sich Ihre Pferde ansehen?“ fragte ihn Camilla.
MacCoinnich musterte Georg. Das Ergebnis schien zufriedenstellend zu sein. „Nur zu. Aber streicheln Sie sie möglichst nicht.“
Die beiden Männer verließen die Küche durch eine Seitentür, die durch einen Zwischentrakt in den Stall führte, soweit Camilla das durch die kurz geöffnete Tür wahrnehmen konnte.
Kaum allein gelassen, fielen sie und Axel sich wieder in die Arme. Als sie nach zehn Minuten in der Lage waren, ihre Lippen voneinander zu lösen, setzten sie sich nebeneinander an den Tisch und schenkten sich Kaffee ein.
„Hat er dir ein Gästezimmer gegeben?“ fragte Camilla.
„Ja, sogar ein sehr schönes. Der Bursche scheint Geld zu haben.“
Camilla sah sich in der Küche um. Sie sah erst auf den zweiten, gründlichen Blick teuer aus. Teure Töpfe, Messing, Kupfer, solide, schwere Möbel, italienische Terrakotta-Fliesen. Eine Küche zum Verweilen.
„Toll“, sagte Camilla. „Richtig zum Wohlfühlen.“
Er nahm ihre Hand und streichelte sie. „Nun erzähle mir erst einmal, was passiert ist. Ich habe diesen Menschen, Gott, was sind das bloß für Namen? Die kann sich doch keiner merken, schon versucht, auszufragen, aber er war verschlossen wie eine Auster.“
Camilla lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an, Axel setzte seine Pfeife wieder in Gang, und dann erzählte sie. Mehrmals musste er sie unterbrechen, weil sie Details vergaß, die für die Logik wichtig waren. Als sie sich dem Ende der Ereignisse näherte, sah sie bestürzt, aber nicht sonderlich überrascht, wie sich sein Gesicht verdüsterte. Als sie zu der erfundenen Geschichte für die Polizei kam und als Krönung auch noch ihr falsches Alibi mit Robert erwähnte, erkannte sie ihren Mann fast nicht wieder. So aufgebracht hatte sie ihn noch nicht gesehen.
„Ja, das ist der Stand der Dinge bis jetzt“, endete sie.
Axel sprang auf und biss fast in seine Pfeife. Dann drehte er sich zu ihr um und zischte sie mit vor Wut funkelnden Augen an: „Sag’ mal, seid ihr alle da oben verrückt geworden? Für wie blöd haltet
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