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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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„Kamloops“ auf einem Hinweisschild stehen sehen. Doch auch das war nicht ihr Ziel. Sie waren auf dem Weg in die Berge. Der letzte Ort, den sie passieren würden, nannte sich „Big Bar Creek“. Und wenn sie die Straße, diesen Highway beobachtete … Mann, laut Internet war der Trans Canada Highway eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in British Columbia, aber so wie es aussah, herrschte absolut tote Hose. Sie konnte die Autos fast an einer Hand abzählen, die ihr in der letzten Stunde begegnet waren. Bevor zehn Autos am Stück an ihr vorbei fuhren, würde sie einem Elch den Huf schütteln.
    Nochmal seufzte das Mädchen auf.
    „Was ist? Ist dir schlecht?“
    Patrick sah von seinem Gameboy auf und linste zu ihr hinüber. Er saß in dem Bus auf der ganz rechten Seite, Christina ganz links, während Judith in der Mitte in ihrem Sitz eingenickt war. Christina schüttelte den Kopf.
    „Nein, Mann“, entgegnete sie, „aber hast du schon mal raus geschaut. Ich meine, ehrlich, ich habe mich auf Kanada gefreut. Keine Eltern, keine Vorschriften, keine Schule, aber wenn ich mir das so ansehe ... Was werden wir hier draußen machen? Ameisen zählen?“
    Patrick ließ seinen Gameboy sinken und schob sein kantiges, fast schon männliches Gesicht über das Gerät, starrte zuerst Christina an, bevor er einen Blick hinauswarf.
    „In British Columbia wird nur zu vier Prozent Landwirtschaft betrieben. Den Rest nennt man Wald, gewisse Teile auch Urwald. Die Rocky Mountains ziehen sich durch das Land, wie auch hier bedeutende Flüsse entspringen, die Richtung Pazifik fließen. Allen voran der Fraser River. Was hast du erwartet? Wir fahren nicht nach Reno, sondern in die schnarchende Einöde. Wir lernen reiten, wir lernen, wie man in der Wildnis überlebt, wie man lebt, wenn der Strom ausfällt und der winterliche Blizzard ein Fahren in die nächste Stadt unmöglich macht. Sozusagen der Furz der Welt.“
    Christina verzog das Gesicht.
    „Du hast wohl die Weisheiten mit dem Löffel gefressen, was?“
    Patrick versuchte sich wieder auf den Gameboy zu konzentrieren, ließ ihn aber ein weiteres Mal sinken.
    „Nein, im Internet ganz zufällig gefunden. Eh, was glaubst du? Ich habe ein wenig was über BC gelesen. Wir werden hier eine ruhige Kugel schieben, uns hin und wieder von einem Pferd durch die Gegend schaukeln lassen und Mami und Papi danken, dass wir mal ausspannen durften. Sieh es von der Seite.“
    Christina ließ ihren Kopf zurückfallen.
    „Na großartig“, maulte sie.
    „Sagt mal, kann einer von euch reiten?“
    Ein dunkler Kopf schob sich über die Sitzbank nach vorne und blickte auf Christina.
    „Ich habe extra ein paar Reitstunden genommen, um nicht vollkommen bescheuert auszusehen. Wie sieht es mit euch aus?“
    Christina blickte in die großen, dunklen Augen des kleinen, schmächtigen Mädchens namens Edith, die schon im Flugzeug neben ihr gesessen hatte. Sie war lustig, aufgedreht und durchaus sympathisch, wenn auch ein wenig nervig, da ihre Stimme hell und durchdringend war.
    „Sorry“, entgegnete Christina, „ich bin noch nie auf einem Pferd gesessen. Ich glaube, die Viecher sind mir zu groß. Und du Patrick?“
    Der Junge sah abermals auf.
    „Pferde? Gott bewahre. Die haben weder einen Bildschirm noch Tasten, noch einen Lautsprecher, noch sonst irgendwas, womit ich mich auskenne. Mich kriegt keiner auf so ein Vieh.“
    Christina musste grinsten. Wenigstens war sie mit ihrer reiterlichen Unkenntnis nicht ganz allein.
    „Und du?“, fragte sie weiter nach hinten, blickte an Edith vorbei auf die undurchdringliche, dunkle Wolle von Markus, der sich aufgefordert fühlte, sein Buch zur Seite zu legen.
    „Reiten?“, fragte er und begann breit zu grinsen. „Ich gucke meinem Pferd lieber in die Augen.“
    Christina und Edith verzogen beide nahezu gleichzeitig ihre Gesichter. Blöder Weiberheld.
    „Und du?“
    Der andere Junge mit der Scherfrisur reagierte nicht, weswegen ihn Edith heftig anstieß.
    „He, du!“
    Sein Kopf wackelte etwas hin und her, bis er endlich die Augen öffnete.
    „Wie … was …“, meinte er verschlafen, bemerkte aber das Schütteln an seiner Schulter.
    „Reiten, Kleiner. Kannst du das, oder kannst du das nicht?“
    Der Junge sah ziemlich betreten aus der Wäsche. Es dauerte eine Weile, bis er vom schlafenden Jenseits ins Diesseits herüber geklettert war.
    „Reiten?“ Er gähnte breit.
    „Ja, reiten“, wiederholte Edith. „Bist du schon mal auf´m Gaul gesessen, oder

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