Whisper (German Edition)
haben, als der Bus, der nicht für Geländestrecken gemacht war, und bei jedem Schlagloch ächzte und stöhnte. Richi hatte alle Hände voll damit zu tun, in dem fahlen Licht den besten Weg zu finden, kurvte von links nach rechts und war froh, als er endlich die Einfahrt der Ranch passierte, und auf dem geschotterten Parkplatz direkt vor dem Haus stehen bleiben konnte.
Er war noch nicht ausgestiegen, als bereits ein Mann, bekleidet mit Hut, Jeans, blinkender Gürtelschnalle und Boots aus der Haustür stolperte, kurz auf der breiten Veranda stehenblieb, aber dann die Stufen seitlich am Haus nach unten sprang und auf das Fahrzeug zuschritt. Der Pick Up war seitlich hinter dem Bus stehen geblieben. Stefan war einer der Ersten, der aus dem Gefährt fiel, sich streckte und reckte, wie nach einem Marathonlauf stöhnte, aber dann mit ausgebreiteten Armen auf den Cowboy zu stolperte und ihn herzlich umarmte. Voll überschäumender Freude klopften sie sich gegenseitig auf die Schulter, schlugen sich ins Kreuz, lachten und feixten. Janina konnte nur grinsend zusehen. Es war jedes Mal dasselbe. Kinsky und Stefan waren ein unschlagbares Duo wenn es darum ging, Blödsinn zu machen. Immer war einer zu irgendwelchen Späßen aufgelegt, riss einen Witz oder ließ eine bestimmt bescheuerte Bemerkung los. Doch wenn es darum ging, den Ernst einer Lage zu erkennen, dann arbeiteten die beiden Hand in Hand. Mit ein Grund, warum Stefan jetzt ganz nach Six Soul gekommen war. Er gehörte einfach zum Team. Es fehlte etwas, wenn er nicht da war.
Die Kids waren ebenfalls nach und nach aus dem Bus gestiegen, versammelten sich etwas unsicher neben dem Fahrzeug, sprachen nur flüsternd miteinander und sahen sich vorsichtig um. Der Cowboy bemerkte die Gruppierung und schob Stefan schließlich beiseite. Sein Blick glitt über die fünf Köpfe und ein breites Grinsen schob sich über sein Antlitz. Mit einer weitläufigen Bewegung hob er seinen Arm, beschrieb einen Halbkreis und ließ seinen Gruß mit lauter, kraftvoller Stimme über den Hof ertönen.
„Willkommen auf der Six Soul Ranch!“
2
J asmin, ein Mädchen mit dunklen, halblangen Haaren und grünen Augen, wartete noch im Auto, als es schon lange stand und der Motor bereits abgestellt war. Ihr Blick erfasste den Cowboy und sie glaubte in ihm Jonathan Kinsky zu erkennen. Der Mann, dem die Farm gehörte. Auf irgendeinem Bild hatte sie sein Gesicht gesehen und es sich gemerkt. Weiters waren da der Lenker des Busses, der schon am Flughafen nur englisch gesprochen hatte, dann Janina, die Begleiterin, gefolgt von den sechs jungen Leuten, die aufgefordert worden waren, ihr Gepäck aus dem Bus zu holen. Zumindest vermutete Jasmin das, da der Fahrer die Heckklappe öffnete und einen Koffer nach dem anderen herausholte. Jonathan Kinsky und einer der Jugendlichen, nun ja, wohl eher schon mehr ein junger Mann, schienen sich besonders gut zu kennen, da sie sehr vertraut einander grüßten.
Jasmin atmete durch. Was hatte man sich dabei gedacht, sie hierher zu schicken? Sie hatte keine wirkliche Lust auf Jugendliche, war ihnen sonst auch aus dem Weg gegangen. Es befanden sich für ihren Geschmack viele fremde Menschen auf dem Hof, weswegen sie sich scheute, aus dem Fahrzeug zu steigen. Vorsichtig warf sie einen Blick auf die umstehenden Gebäude.
Die Ranch war auf einer kleinen Lichtung erbaut worden. Nach hinten und nach rechts erstreckte sich der Wald, während sich die Wiese nach links zog, von einigen Bäumen etwas abgegrenzt wurde, aber weiter Richtung Berghang verlief. Ein Zeichen, dass es weiter Richtung Gebirge flacher wurde und nicht zu felsig war. Die Ranch bestand aus einem Haupthaus, gebaut aus lauter Rundstämmen, die übereinandergelegt worden waren. Es wirkte nicht allzu groß, besaß eine weite Terrasse, die die Hanglage etwas ausglich, weswegen es Stufen gab, die nach unten führten.
Neben dem Haupthaus gab es eine große Scheune mit einem Stall. Die Tür, oben offen, unten geschlossen, deutete auf Pferde hin. Etwas weiter abseits gab es drei weitere Blockhäuser, wesentlich kleiner, aber im selben Stil errichtet. Quadratisch, aus denselben Rundstämmen. Rechts stand ein weiteres Blockhaus, welches mehr in den Wald hineingebaut worden war. Vor jedem Haus gab es eine Veranda, die teilweise überdacht und ringsum mit einem Geländer versehen war. Generell machten die Häuser den Eindruck, einfach vom LKW entnommen und hingestellt worden zu sein.
Ansonsten gab es auf der Ranch
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