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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dass ich einfach losgefahren bin.«
    »Hm.« Ralph holte ein altes Cowboytaschentuch hervor und wischte sich die Hände ab. »Da musst du ja ganz schön übel dran gewesen sein.«
    Und als Seth nickte, sagte er: »Verstanden«, und ging zum Haus.
    Seth lief hinter ihm her. Dann tat Ralph etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Er legte im Gehen seinen Arm um Seths Schultern. »Junge, nicht alles im Leben dreht sich um dich. Und je früher du das lernst, desto besser.«
    »Gut. Okay. Schon klar, Grandpa. Aber ich versteh nicht, was das mit Hayley zu tun haben soll.«
    Ralph kicherte. Und was er jetzt tat, hatte Seth noch weniger erwartet. Er drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und sagte: »Mach noch mal ’ne halbe Stunde Ballwerfen mit Gus. Dann ist er müde, und ich hab meine Ruhe. Und dann fährst du zur Cartwright-Farm und sagst Hayleys kleiner Schwester Brooke Guten Tag. Die vermisst dich bestimmt schon.«
    »Die ist doch erst zwölf.«
    »Du sollst sie nicht heiraten, Junge. Du sollst ihr Guten Tag sagen. Das schaffst du schon.«
    Die Smugglers Cove Blumenfarm stand auf einem Stück Farmland nördlich vom South Whidbey State Park. Jahrzehnte zuvor war das Land aus einem dichten Waldstück herausgeschält worden. Als Seth dort ankam, fuhr er nicht direkt auf die lange Zufahrt, sondern blieb an der Straße stehen und betrachtete die Farm.
    Sie hatte ihm schon immer gefallen. Sie wirkte wie ein Anwesen aus dem 19. Jahrhundert und war so, wie eine Farm sein sollte: umgeben von hügeligem Land, die Gebäude rot angestrichen, ein Traktor vor der Tür und vier Klafter gestapeltes Holz an einer überdachten Stelle nahe des Wohnhauses.
    Für Seth war sie perfekt. Doch Hayley hatte immer gesagt, sie käme ihm nur perfekt vor, weil er nicht hier leben und arbeiten musste. Außerdem fand sie es albern, dass die komplette Farm in derselben roten Farbe gestrichen war. »Das spart viel Geld, sagt Dad. Aber sie hätten doch wenigstens für das Wohnhaus eine andere Farbe nehmen können.«
    Seth gefiel das Haus so, wie es war. Er fand es schön, wie es sich auf seinem kleinen Hügel leicht von der Straße abhob, während hinter ihm der Wald aufragte. Ihm gefiel auch, dass der lange, niedrige Hühnerstall nah an der Straße stand und den vor langer Zeit mit der Hand aufgemalten Schriftzug Smugglers Cove Blumenfarm trug. Die Farben verblassten allmählich, aber auch das gefiel ihm, denn das Verblassen symbolisierte für ihn Dauerhaftigkeit, und es machte ihn froh, zu wissen, dass manche Dinge immer so blieben, wie sie waren.
    Er bog in die Zufahrt ein, die – wie viele Zufahrten auf der Insel – nicht gepflastert war. Vor langer Zeit war hier eine feste Schicht Kieselsteine verlegt worden. Aber inzwischen hatten die vielen Fahrzeuge, die hier im Laufe der Jahre entlanggefahren waren, Spuren gebildet, und dazwischen wuchs Moos im Winter, kriechender Hahnenfuß im Frühling und wildes Gras im Sommer. Der Herbst war die Übergangsphase. Da setzten die Regenfälle ein, und der Boden wartete erst eine Weile, bis er neue Gewächse hervorbrachte.
    Seth ruckelte auf das Haus zu. Dabei kam er an der Wiese vorbei, wo Mrs Cartwrights Pferde grasten. Er sah zu ihnen hinüber und wunderte sich, dass die Stuten gar keine Fohlen hatten. Dies war doch die Jahreszeit dafür, denn auf der Farm wurden Pferde gezüchtet.
    Der Lieferwagen war auch nirgends zu sehen. Ebenso wenig wie der alte Geländewagen der Familie. Der Truck stand normalerweise neben der Scheune, und der Geländewagen hatte seinen Parkplatz nahe beim Haus neben einem alten Ahornbaum. Heute lag an dieser Stelle ein Haufen Holz. Die Menge entsprach den vier Klaftern, die die Familie brauchte, um über den Winter zu kommen.
    Sonst war das Holz immer ordentlich gestapelt. Darauf legte Mr Cartwright besonderen Wert, und er fing immer sofort damit an, sobald das Holz geliefert wurde. Außerdem waren die riesigen Gemüsebeete im Herbst immer schon längst bepflanzt. Seth fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Als Erstes kam ihm der Gedanke, dass Mr Cartwright seine Familie verlassen hatte. Und das wäre sehr schlimm.
    Es sah nicht so aus, als ob jemand zu Hause wäre, aber Seth stieg trotzdem aus dem VW aus. Er lief den Steinweg entlang zur Veranda, und als er die Stufen hochstieg, sah er durch die dünnen Vorhänge, dass drinnen Licht flimmerte. Das bedeutete, dass jemand Fernsehen guckte, und er klopfte an.
    Hayleys Schwester Brooke kam an die Tür. Sie hielt sie nur so weit

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