Whisper Island (01) - Sturmwarnung
dem Augenblick die Verandatreppe herunter, als Becca die Beifahrertür des Pick-ups öffnete. Becca schnappte auf: Was zum Donnerwetter … so revanchierst du dich , aber mehr konnte sie nicht hören, denn da stieg Diana aus und fing an zu sprechen.
»Ich habe deine Helferin aus Coupeville mitgebracht«, sagte sie. »Wie geht’s dir, Debbie? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.«
Debbie antwortete ihr nicht. Stattdessen sagte sie zu Becca: »Du warst stundenlang weg. Du hast doch gesagt, Seth würde dich nach Coupeville bringen, um dir zu zeigen, wie du mit dem Bus dorthin kommst.«
»Ja. Hat er auch. Aber er hat seine Exfreundin getroffen, und sie haben sich unterhalten und …«
»Er hat dich einfach dort sitzen lassen?«
Um zu verhindern, dass Seth in ihren Augen noch schlechter dastand, sagte sie: »Nein, so war’s nicht. Aber während Seth sich unterhalten hat, habe ich Mrs Kinsale getroffen, und sie hat angeboten, mich mitzunehmen.«
»Aber du warst so lange weg. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Es hätte doch alles Mögliche passieren können.«
Und zusammen mit dem Gesagten strömte ihr Flüstern auf Becca ein: mit ihm … Schulabbrecher … kommt davon, wenn sie Drogen … halt das nicht mehr aus …
Becca hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten und Debbie gesagt, dass sie nicht ihre Mutter sei und sich deshalb auch keine Sorgen um sie zu machen brauche. Und dass Debbie Seth gar nicht so gut kannte, wie sie dachte, und aufhören solle, schlecht von ihm zu denken. Aber dann fiel ihr ein, dass sie Seth selbst gar nicht so gut kannte.
»Tut mir echt leid«, sagte Becca stattdessen. »War blöd von mir.«
»Es ist zum Teil meine Schuld, Debbie«, schaltete sich Diana ein. »Wir waren noch auf dem Friedhof, weil ich Charlie besuchen wollte. Tut mir leid. Aber es ist wirklich schön, dich zu sehen. Sollen wir nicht mal zusammen einen Kaffee trinken gehen? Im Useless Bay Coffee ? Wenn du mal Zeit hast?«
Debbie sagte: »Sicher«, aber sowohl ihr Gesichtsausdruck als auch ihr Flüstern drückten eher aus: nie im Leben . Außerdem hörte Becca denkt wohl … sie zurückbringen … na klar , was sie traf wie Geschosse aus einer Luftpistole.
Auf einmal war Becca sehr müde. Sie bedankte sich bei Diana und wollte in ihr Zimmer gehen. Aber als Diana wegfuhr, rief Debbie ihr hinterher: »Nachtisch hast du ja wohl nicht mitgebracht. Aber was ist mit den Tacos? Chloe und Josh warten immer noch auf dich.«
Also begleitete Becca Debbie in ihre Wohnung, wo Chloe und Josh nebeneinander auf dem Sofa saßen und sich ein altes Video von Das Dschungelcamp ansahen.
»Grandma hat alle Folgen aufgenommen«, verkündete Chloe. »Am besten finde ich, wenn sie Käfer essen müssen.«
»Oder Schlangen«, ergänzte Josh. »Schlangen finde ich auch toll.« Dann rutschte er von der Couch und fragte besorgt: »Hast du Derric gesehen? Kommt er bald wieder zum Spielen?«
Becca berührte seine Schulter und drückte sie sanft. »Ich habe ihn nur ganz kurz gesehen«, sagte sie. »Er hat fest geschlafen, aber er kommt bestimmt wieder zum Spielen her. Nur noch nicht so bald.«
»Och«, sagte Josh enttäuscht.
»Wolltet ihr nicht mit Becca Tacos essen?«, fragte Debbie, um ihn abzulenken. »Jetzt ist sie ja da. Wie sieht’s aus? Chloe?«
»Tacos!«, schrien die beiden sofort, rannten in die Küche und riefen: »Komm, Becca!«
Dies gab Debbie die Gelegenheit, Becca leise zu fragen: »Wie geht es ihm denn? Ich wusste nicht, was ich Josh sagen sollte.«
»Er liegt immer noch im Koma«, antwortete Becca, und als Debbie mitfühlend nickte, ging es ihr gleich ein wenig besser. Aber dann kam von Debbie: geschieht ihm ganz recht … was er getan hat , und Becca empfand dieses Flüstern wie einen Schlag ins Gesicht. Sie blinzelte und wandte sich ab.
Doch dann sagte Debbie: »Der arme Junge. Tut mir wirklich leid, das zu hören.« Und komischerweise klang sie dabei absolut ehrlich. Entweder war sie eine gute Lügnerin, oder › geschieht ihm ganz recht‹ bezog sich auf jemand anders. Und das zu unterscheiden war die Schwierigkeit beim Flüstern.
Dann seufzte Debbie und sagte: »Ich weiß ja nicht, wie du zu kalten Tacos stehst, aber wenn du welche möchtest, kannst du sie haben.« Und als Becca auf dem Weg in die Küche an Debbie vorbeiging, legte diese ihr den Arm um die Schultern und drückte sie.
Nach der kurzen Umarmung wollte Becca ihr gerne erzählen, dass sie das Grab ihrer Tochter gesehen hatte, obwohl sie wusste,
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