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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dass sie sich damit auf gefährliches Terrain begeben würde. Doch es tat ihr leid, mit anzusehen, wie Debbie sich quälte und wünschte, sie könnte den Tod ihrer Tochter rückgängig machen, wo dies doch die einzige Sache war, an der sie nichts ändern konnte.
    Deshalb sagte sie: »Als Mrs Kinsale auf dem Rückweg am Friedhof angehalten hat, um Blumen auf das Grab ihres Mannes zu stellen, hatte sie auch die Hunde dabei und ließ sie auf dem Friedhof herumlaufen.«
    »Die und ihre Hunde.« Debbie klang vorsichtig, aber sie schien nicht böse zu sein. Also sprach Becca weiter.
    »Ich bin mit ihnen mitgelaufen und hab versucht, sie zu fangen. Und da habe ich das Grab Ihrer Tochter gesehen.«
    Sofort schoss eine Wand zwischen Debbie und Becca in die Höhe, und in Beccas Ohren fühlte es sich an wie ein Druckabfall, als folgende Satzfetzen sie trafen: der Helm … sie weiß Bescheid . Und dann kam: nein, nein, nein angeweht wie ein Orkan, wie der Wüstenwind, der San Diego heimsuchte. Der gnadenlose, staubtrockene Santa-Ana-Wind, der alles verdorren ließ, was auf seinem Weg lag.
    Becca sagte: »Das ist ein hübsches Bild von ihr. Das auf ihrem Grab.«
    Doch Debbie sagte nur: »Wir machen die Tacos in der Mikrowelle warm.«

K APITEL 22
    Seth Darrow grübelte eine Woche lang über seinen Streit mit Hayley nach, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und mit jemandem darüber reden musste. In der Zeit hatte er gemacht, was er immer machte. Er arbeitete morgens im Star Store , er probte mit seinem Trio, er hielt sich im Gemeindezentrum auf und er ging seinen Eltern aus dem Weg, um ihre Fragen nach dem Nachhilfelehrer nicht beantworten zu müssen. Aber nichts von alledem konnte ihn von Hayley ablenken.
    »Vergiss sie, Lieblingsenkelsohn«, hätte sein Großvater zu ihm gesagt. Aber das konnte Seth einfach nicht. Und nach einer Woche hatte er auch vom Grübeln genug und wollte reden. Egal, mit wem. Egal, worüber.
    Und mit wem hätte er besser reden können als mit seinem Großvater? Außerdem hatte Ralph immer noch Gus, und Seth wollte seinen Hund endlich zurückhaben. Also fuhr er zur Newman Road.
    Ralph war im Garten und stand auf einer Trittleiter. Er pflückte die verwelkten Blüten von seinen eindrucksvollen Rhododendronbüschen und warf sie auf den Boden.
    Gus hatte auf der Veranda gelegen und gedöst, aber offenbar hörte er den Wagen und erkannte ihn auch. Denn als Seth in den Garten gelaufen kam, stürmte Gus auf ihn zu, bellte, hüpfte und schleckte ihm die Wange.
    Ralph blieb stumm, während Seth und sein Hund sich begrüßten. Sie wälzten sich auf der Wiese und liefen zusammen im Kreis. Dann holte Seth Gus’ Ball aus der Tasche und fing an, ihn zu werfen.
    Da sagte Ralph: »Du machst sein ganzes Training zunichte. Dadurch gewöhnst du ihm nie ab, einfach wegzulaufen. Du musst konsequent bleiben, Seth.«
    »Wenn ich einen Ball oder Futter dabeihabe, ist er brav. Er würde alles tun, um was zu fressen zu kriegen.«
    Ralph schüttelte den Kopf. »Jetzt lass ihn in Ruhe und mach dich nützlich. Stell die Leiter mal woandershin.«
    »Wo willst du sie denn haben?«
    »Was glaubst du wohl? Vor dem nächsten Rhododendronbusch natürlich, was sonst?«
    Ralph klang gereizt, aber Seth wusste, dass er nur so tat. Eigentlich machte es ihm Spaß, sich in seinem Garten abzurackern. Trotzdem fragte Seth ihn: »Wirst du das alles zwischendurch nicht mal leid?«, und zeigte dabei auf die riesige Wiese und die unzähligen Pflanzen. »Das Grünzeug wächst immer weiter, und du kaufst immer höhere Leitern. Wo soll das bloß mal enden?«
    »Es endet, wenn ich sterbe«, antwortete Ralph trocken. »Einen kräftigen Rhododendronbusch überlebt man nicht so leicht.«
    Er steckte die Hand in die Hosentasche und holte einen Krokantriegel heraus. Den brach er in zwei Stücke und gab Seth die eine Hälfte. »Ich liebe die Dinger«, sagte er. »Die bleiben in den Zähnen stecken, und man hat den ganzen Tag was davon.«
    Eine Weile kauten sie auf ihren Riegeln herum, während Gus ihre Füße beschnüffelte. Ralph zeigte auf eine Grenzmauer aus Felsbrocken, auf der eine Ranke wuchs, und sagte: »Das verdammte alte Gestrüpp dahinten hat schon wieder den ganzen Sommer nicht geblüht. Seit fünf Jahren hege und pflege ich die Dinger, aber ich habe noch keine einzige Blüte gesehen.«
    Seth sah sich um. »Ehrlich gesagt, wundert es mich, dass hier überhaupt was blüht.«
    »Da gibt es nichts zu wundern. Schließlich kümmere ich mich

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