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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Kerzenlicht plötzlich etwas Bedrohliches.
    Nahm David es auch wahr? Noa suchte in seinen Augen nach einer Antwort, aber David hatte seine Finger schon auf das Glas gelegt und sah Noa herausfordernd an. Und als jetzt auch Noa ihre Fingerspitzen auf die kühle Fläche legte, geschah plötzlich alles wie von selbst.
    Als hätten sie ihre Frage lautlos gestellt, glitt das Glas über das Spielfeld – auf das Feld mit der Aufschrift JA .
    David sah auf, er fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe, ganz kurz, ganz schnell. Noa räusperte sich. Sie zog ihre Fingerkuppen einen Millimeter zurück, weil sie die Elektrizität zwischen sich und David kaum noch ertragen konnte.
    Aber da war noch etwas anderes.
    Unwillkürlich duckte sich Noa, ihre Augen schwirrten durch den Wohnraum, über die Sessel, die Lampen … Ja, da war wieder dieses Gefühl. Dieses Gefühl, dass jemand sie ansah – nicht David, sondern jemand anderes, jemand, der eigentlich gar nicht da war. Spürte David es auch? Noch lag das Lächeln auf seinen Lippen, aber es hatte sich verändert. Es war scheuer geworden.
    »Wie ist dein Name?« Davids Stimme war nicht mehr als ein Wispern.
    Das Glas glitt zurück, leise und lautlos in die Mitte des Feldes und bewegte sich von dort aus weiter zu den Buchstaben. Auf das E . Das L …
    »Eliza«, formulierte Noa lautlos, als das Glas in der Mitte zum Stehen kam. Sie hob den Kopf. »Eliza. Sagt dir der Name was?« David schüttelte stumm den Kopf. Er beugte sich wieder über das Glas.
    »Eliza … wer bist du?«
    Das Glas blieb ruhig und wieder fühlte Noa den Impuls, aufzustehen, wegzulaufen – diesmal vor der Antwort und vor dieser immer unerträglicher werdenden Spannung im Raum. Das Gefühl, dass jemand sie ansah, verstärkte sich mit jeder Sekunde und Noas Mund war plötzlich furchtbar trocken. Schwindel erfasste sie. Sei doch nicht bekloppt, sagte eine Stimme in ihr. Dieses Spiel hat mit Spuk nicht das Geringste zu tun. Das ist Energie, irgendwelche Ströme, die aus eurem Hirn in die Fingerkuppen gleiten und auf diese Art das Glas bewegen. So würde es Kat, so würde es jeder normale Mensch erklären.
    Endlose Sekunden lang geschah gar nichts. Dann, fast ruckartig, setzte sich das Glas in Bewegung. Es steuerte wieder auf die Buchstaben zu, bildete Worte, zwei Stück.
    ICH WAR
    Noa schluckte, was ihr schwer fiel, als säße ihr ein Splitter in der Kehle. Das Glas glitt auf die Zahlen zu. Auf die Eins , dann in Richtung Acht.
    ICH WAR 18
    Das hatte das Glas buchstabiert.
    Das Lächeln auf Davids Lippen war verschwunden. Wieder fuhr seine Zunge über die Oberlippe und diesmal merkte Noa, dass es Nervosität war. Seine Fingerkuppen zuckten, als erwöge er das Spiel zu beenden.
    Noa schrie leise auf, als draußen ein Blitz den Himmel erhellte. Für eine Sekunde war es taghell, dann sofort wieder schwarz. Der Donner blieb aus.
    Weder sie noch David hatten eine weitere Frage gestellt – aber das Glas antwortete. Es raste auf die Buchstaben zu, so schnell und zielstrebig, als fürchte plötzlich jemand nicht ausreden zu können. Aus den Buchstaben wurden Wörter, aus den Wörtern Sätze, die Noa wie im Fieber verfolgte.
    AM 21 AUGUST 1975 WURDE ICH AUF DEM DACHBODEN DIESES HAUSES ERMORDET
    DIE WAHRHEIT KAM NIE ANS LICHT
    ABER JETZT
    Weiter kam es nicht. Zeitgleich mit dem ohrenbetäubenden Donnerkrachen zog David die Finger zurück, sprang vom Stuhl auf, der polternd nach hinten fiel, und schrie Noa ins Gesicht: »Es reicht! Verdammt noch mal, es reicht! Ihr seid ja gestörter als mein Bruder, ich lass mich nicht zum Affen machen, das hier ist kein gottverdammter Psychothriller und ich bin kein Idiot, mit dem ihr eure Späße machen könnt. Ich lebe hier, okay?«
    Noa war starr vor Entsetzen. Im nächsten Moment stand Kat im Zimmer, ein Tuch um den nackten Körper geschlungen, hinter ihr Gilbert im Schlafanzug – beide starrten David an, dann Noa. Ein neuer Blitz erhellte den Himmel, gleißend hell und scharf, zwei Atemzüge später folgte wie ein krachender Paukenschlag der Donner.
    Aus Noas Mund kam kein Laut.
    David stürzte zur Tür, er stieß Kat so heftig zur Seite, dass sie gegen Gilbert fiel. Kurz darauf krachte die Haustür ins Schloss. Ein Windstoß fegte durchs Fenster, riss an Kats Haaren, löschte zwei Kerzen auf dem Tisch. Draußen entlud sich der Regen, prasselnd und plötzlich, als hätte jemand an einem Strick gezogen.
    Noa ertappte sich bei dem verzweifelten Wunsch, dass irgendjemand Cut rief,

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