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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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ge- baut, unter Zuhilfenahme seiner einzigartigen Kenntnisse über visuelle Wahrnehmung und den Einsatz von illuminierten Spiegeln. Wenn Gäste einen Raum des Clubs verließen, schienen sie in einem flirren- den schwarzen Nebel zu verschwinden, und auf genauso geheimnis- volle Weise tauchten sie im nächsten Raum wieder auf. Daher der Name Veils – Schleier.
    Sie rauchte und wartete. Miriam war gut im Warten. Sie konnte Tage und ganze Wochen warten.
    Sie fragte sich, ob der Mann schon in den Staaten auf Hüterjagd ge- gangen war. Bei der letzten Zusammenkunft im Januar 1900 hatte die amerikanische Hüterschaft aus neun Mitgliedern bestanden. Vielleicht war seitdem der eine oder andere hergezogen, aber anzunehmen war es nicht. Sie waren kein Nomadenvolk.
    Zwei amerikanische Hüter waren 1977 bei dem Flugzeug-Unglück auf Teneriffa ums Leben gekommen. Deswegen war es möglich, dass einschließlich ihrer selbst nur noch sieben Amerikaner übrig waren. Genauso war möglich, dass, wenn die Vampirjäger auch auf diesem Kontinent schon ihr bösartiges Werk vollbracht hatten, sie, Miriam Blaylock, die inzwischen einzige Überlebende war.
    Ganz allein auf der Welt. Ja, auch das war möglich.
    Sie hing diesem unheimlichen Gedanken nach, als sie plötzlich eine dunkle, angenehm klingende Männerstimme vernahm: »Sagen Sie, haben Sie jemals von einer gewissen Ellen Wunderling gehört?« Er stand am Tresen, ein groß gewachsener Mann mit stechendem Blick. Er bedachte Bill mit einem abschätzenden Ermittler-Lächeln. Miriams Herz schlug niemals schneller vor Aufregung. Jedenfalls hatte es dies so lange nicht getan, dass sie sich nicht mehr entsinnen konnte, wann ihr dies das letzte Mal passiert war. In diesem Augen- blick jedoch raste es.
    »Das ist er«, flüsterte Leo aufgeregt, »das ist er!«
    »Warst du bei Luis?«
    »Miriam, muss ich wirklich?«

»Ja, und zwar auf der Stelle!«
    Das Mädchen stand auf und ging. Nun konnte Miriam sich ungestört auf den Mann konzentrieren. Schau dir diese Augen an, dieses Ge- sicht und wie sich unter der billigen Kleidung seine Muskeln abzeich- nen. Er sah verdammt gut aus, dieser Jäger. Sie spürte, dass sie feucht wurde zwischen den Beinen ... was eigenartig war, aber nicht völlig überraschend. Sie hatte an den Menschen Gefallen gefunden, aber dass sie sich von ihnen spontan sexuell erregen ließ, kam höchst selten vor. Doch während ihr Geschlechtsorgan zitternd zum Leben er- wachte, füllte sich ihr Mund gleichzeitig mit betäubendem Schleim, denn ein anderer Teil in ihr spürte die Bedrohung und bereitete sich auf einen tödlichen Kampf vor.
    Schau ihn dir an, seine alberne Kleidung, sein Furcht einflößendes Gesicht. Fanden andere es auch Furcht einflößend? Sie wussten nicht, wer er war. Sie hatten keine Ahnung, womit er sich beschäftigte und was er getan hatte.
    Schau dir seinen massiven Unterkiefer an, die Kontur seiner Nase, die dunkel schimmernde Haut. Und die Augen, wie sie immer wieder unruhig flatterten, wie die Augen eines nervösen Fuchses.
    Es war fast, als wäre es kein menschliches Gesicht, sondern das ei- nes exotischen Tiers.
    Die Wölbung in seinem Sakko verriet, dass er eine Waffe trug und dass die Waffe groß war – vielleicht eine Magnum oder noch Schlim- meres.
    Sie saß im Halbdunkel, trotzdem aber fragte sie sich, ob es klug ge- wesen war, ihn so nah an sich herankommen zu lassen. Wenn er sie erkannte – aber das war absurd. Er war schließlich nur ein Mensch. Doch seine Bewegungen, ihre Anmut und Präzision – war er wirklich nur ein Mensch?
    Natürlich war er das. Sie machte sich zu viele Gedanken, geriet tat- sächlich in Panik. Andererseits ... es war keine Panik. Es war Be- gierde, verdammt nochmal, echte, lebendige Begierde. Sie wollte die- sen Mann haben.
    Was hatte sie sich dadurch angetan, dass sie so oft mit menschli- chen Wesen gespielt hatte? Es warpervers, unter einem Mann liegen zu wollen. Sie hatte diese Variante einige Male mit John Blaylock pro- biert, und deswegen hatte sie sich nach seinem Ableben wieder auf Frauen besonnen. Frauen konnten einem echte Lust bereiten, und au- ßerdem waren sie die besseren Sklaven. Sarah machte ihr Spaß und

war, allen Mängeln zum Trotz, ein reizvoller Zeitvertreib. Leo würde ein gefräßiges kleines Tier werden. Miriam hatte für sie schon einige köst- liche Abartigkeiten geplant ... und als Erstes würde der Jäger dort drü- ben an die Reihe kommen. Er würde durch die Hand eines eher einfäl-

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