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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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tigen kleinen Mädchens einen langsamen, demütigenden Tod sterben. Das musste für ihn die Höchststrafe sein.
    Sie beobachtete, wie er an seinem Wodka auf Eis nippte. Er hatte einen Stoly bestellt und danach Bill etwas gefragt, das sie nicht hatte verstehen können. Bill hatte nur wenige Worte zu ihm gesagt, aber sie hatte es von seinen Lippen abgelesen: »Dort drüben sitzt die Besitze- rin. Fragen Sie sie.«
    Also trank er sich Mut an. Sie sah zu, wie er den Drink hinunter- spülte. Er wandte sich in ihre Richtung.
    Dies war der entscheidende Moment. Wenn er sie erkannte, würde er sie in Stücke schießen.
    Ihre Blicke trafen sich. Er kam auf sie zu.
    »Sie sind Stoly-Trinker«, sagte sie zu ihm, als er ihren Tisch er- reichte. »Sie sollten mal Charodei versuchen.«
    Paul war so erstaunt gewesen, als er sie erblickte, dass er fast gestol- pert wäre. In den annähernd fünfzig Jahren seines Lebens war er noch nie einer Frau begegnet, die einen so tiefgreifenden Eindruck auf ihn gemacht hatte. Sie war eine Vision, eine verdammte Vision. Er liebte Nasen, und ihre war so anmutig und hatte eine so süße Spitze, dass sie förmlich darum bettelte, geküsst zu werden. Er liebte einen reinen Teint, und ihre helle, cremeweiße Haut war perlglatt und vollkommen makellos. Er liebte Lippen, und ihre waren einfach exquisit und wurden von einem leichten, amüsierten Lächeln umspielt, das auf einen ange- nehmen Charakter hindeutete. Und ihre Augen – ihre strahlenden Au- gen blickten so neugierig, so unschuldig und frisch, dass er sie für höchstens zweiundzwanzig hielt. Sie trug dunkelblaue Seide, die aus- sah, als hätte sie einiges gekostet. Und ihr gehörte dieser fabelhafte Club. Der Laden war klein, hatte aber Klasse.
    »Bitte«, sagte sie mit einer Stimme, die einem Engel zur Ehre ge- reicht hätte, »setzen Sie sich.« Sie blickte an ihm vorbei. »Bring ihm einen Charodei, Billy.«
    Als sich ihre Augen trafen, merkte er, dass er nicht mehr weg- schauen konnte. Gott, hatte sie einen offenen Blick. Gott, war sie selbstbewusst. Er liebte solche Frauen.

»Mal sehen, wie er Ihnen schmeckt. Ist ein kleiner Test von mir.« Ihr Lächeln – es war unglaublich nett. Genau das war der Punkt: Er hatte eine höllisch attraktive Frau vor sich, mit einladenden, wunderschön geformten Brüsten und einem engelhaften Gesicht, und dann war diese Frau auch noch unfassbar nett. Man konnte es an der zarten Un- gezwungenheit ihres Lächelns erkennen und in der Melodie ihrer Stimme hören. Frauen, die man an Orten wie diesem traf, waren nach seiner Erfahrung oft bildschön, aber distanziert und unfreundlich. Doch er wusste, wenn er etwas Besonderes sah – und diese junge Dame war etwas ganzBesonderes.
    Aber Paul vergaß nicht, dass er sich auf einer Mission befand. Er war hier, um Vampire zu töten, nicht um eine Zwanzigjährige abzuschlep- pen. Er sagte: »Ich stelle Nachforschungen über Ellen Wunderling an«, doch in Gedanken meinte er: ‘Wenn ich ohne Ihre Telefonnum- mer nach Hause gehe, werde ich mich umbringen.’
    Ihr Lächeln wurde, wie er fand, ein wenig traurig. »Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht verstanden, Mister.«
    »Ward, Paul Ward. Ich bin Journalist.«
    »Dürfte ich Ihren Presseausweis sehen? Es tut mir Leid, dass ich da- nach fragen muss, aber seit der Geschichte sind wir fast eine Touriste- nattraktion geworden. Ist schon komisch, denn wir haben eigentlich nichts mit der Gothic-Szene zu tun.«
    »Das glaube ich. Sie haben hier einen wirklich geschmackvoll einge- richteten Club. Ich frage mich, ob Sie mir verraten könnten –« »Mister Ward, ich denke, Sie sollten die Polizei fragen. Detective Lieutenant Timothy Kennerly. Er hat jeden meiner Angestellten min- destens dreimal verhört.«
    »Und dabei ist nichts herausgekommen?«
    »Nun, ich habe sie gesehen. Wir alle haben sie gesehen. Sie kam rein und bestellte eine Cola. Sie war ziemlich verschwitzt, kam wahr- scheinlich gerade vom Sport. Sie wirkte völlig ungezwungen, machte keine Probleme. Mehr weiß ich nicht.«
    Paul war klar, dass er würde gehen müssen, falls sie ihn noch einmal nach seinem Presseausweis fragte. Er besaß keinen Presseausweis. In seiner Brieftasche befanden sich auf fünf verschiedene Namen aus- gestellte Führerscheine aus drei Ländern, dazu ein halbes Dutzend Kreditkarten, die, sobald er eine davon benutzte, augenblicklich alle Warnlampen von Langley bis nach Grönland aufleuchten ließen. Miriam sah, dass er im Begriff war

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