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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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eine Pause. Seine Augen suchten ihre. Wie hungrig er war. Ihr wurde bewusst, dass er völlig unschuldig war,

dass er – unfassbarerweise – die sexuelle Neugier eines Jugendlichen hatte.
    »Sie sehen aus wie ein Soldat«, sagte sie.
    »Ist das gut?«
    Sie lächelte ihn strahlend an. »Sagen Siees mir.«
    Er hob die linke Hand an das Gesicht und strich sich über die Wange. Bitte, sie soll bemerken, dass ich keinen Ring trage, dachte er. Sie redete mit ihm wie zu einer echten Person. Sie war nett zu ihm. Er begann zu überlegen, ob er seine Arbeit nicht für eine Weile ruhen las- sen sollte. Vielleicht sollte er eine Zeit lang in Manhattan bleiben und so etwas wie ein Privatleben aufbauen. Er war zu lange mit der ver- dammten Firma verheiratet gewesen. Ja, er war bereit für ein echtes Leben.
    Er versuchte es mit einem anderen Thema. »Seit wann gibt es die- sen Club eigentlich?«
    Sie nahm eine Zigarette und bot ihm ebenfalls eine an. Sie zündete beide mit einem Feuerzeug an, das aussah, als gehörte es auf die Ti- tanic. Es war winzig, golden und hatte einen komplizierten Zündme- chanismus. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn es mitten in ihrem Ge- sicht explodiert wäre.
    »Zeigen Sie mal her.«
    Sie reichte es ihm.
    »Wie alt ist es?«
    »Ich habe es bei einem Trödler gekauft. Ich fand es hübsch.« »Nun, es könnte gefährlich werden.«
    Sie versuchte sich zu entsinnen, seit wann sie das Feuerzeug besaß. Seit mindestens siebzig, achtzig Jahren. Sie hatte es nie für nötig ge- halten, sich ein neues zu kaufen. Sie nahm es zurück. »Es funktioniert einwandfrei.«
    »Ich werde Ihnen ein richtiges Feuerzeug kaufen.«
    »Aber es funktioniert doch.«
    »Trotzdem, ich würde Ihnen gerne ein neues schenken, wirklich.« Er würde zu Bloomingdale's gehen und fünfzig Mäuse springen lassen. Diese junge Dame musste beeindruckt werden. So eine Gelegenheit durfte man sich nicht entgehen lassen.
    Sie schaute ihn unter gesenkten Augenlidern an. Sogar etwas Asiati- sches schimmerte auf ihrem wundersamen Gesicht durch. Er liebte es, wie asiatische Frauen aussahen; sie waren einfach bildschön. Aber diese Miriam Blaylock war noch schöner.

Er wollte sie einfach bloß küssen. Aber wie sollte er sie dazu krie- gen? Vielleicht würde sie mit ihm trinken. »Hören Sie«, sagte er, »ich werde Ihnen eins von diesen Cordier-Feuerzeugen kaufen – hmm, wirklich erstklassig, dieser Wodka. Und es will was heißen, wenn ich das sage.«
    Er war wirklich rührend. Im Augenblick verdrängte ein erster Anflug von Verliebtheit seinen Arbeitseifer. Sie fragte sich, ob es ihm gefallen oder ihn eher erschrecken würde, wenn sie ihn küsste?
    »Was ist Ihr wirklicher Beruf?«
    Er fragte sich, was das sollte. Versuchte sie, ihn auszuhorchen? Wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr offenbarte, dass er von der CIA war? Manchmal fanden Frauen es reizvoll, manchmal abstoßend. Im Allgemeinen hielten sie einen für ein großes Arschloch.
    »Was mein wirklicher Beruf ist? Nun, ich, ehm – ich bin kein Journa- list.«
    »Ich weiß, dass Sie kein Journalist sind, und langsam werde ich är- gerlich, weil Sie mich noch immer im Dunkeln tappen lassen.« »Tut mir Leid. Ich verrate es Ihnen, obwohl es eigentlich gegen die Vorschriften ...«
    »Sie sind Polizist. Ich hab's doch gewusst.«
    »Nein, nein.« Er holte seine Brieftasche heraus und klappte das Fach mit seinem Dienstausweis auf.
    Miriam nahm die Brieftasche und betrachtete den Ausweis. Sie fand, dass er völlig echt aussah, und wofür er stand war alles andere als be- ruhigend. Offenbar kam ihr Gegenüber von der Regierung.
    Sie prägte sich die Dienstnummer ein, dazu die Informationen auf dem ebenfalls sichtbaren Führerschein und die Kennnummer der Kre- ditkarte dahinter.
    »Fühlen Sie sich brüskiert?«
    »Nein, eher verwundert. Ich meine, das alles ist so – so merkwürdig. Was hat Ellen Wunderling wirklich getrieben, um die Aufmerksamkeit Ihrer Leute zu erregen?« Sie winkte Bill zu, der ihm sogleich einen neuen Drink brachte – viel Wodka, weniger Eis. »Ich meine, wie kann es sein, dass die CIA sich für so dummes Zeug wie Vampir-Ge- schichten interessiert?«
    »Was wäre, wenn ich Ihnen erzählte, dass diese Geschichten alles andere als dummes Zeug sind?«
    »Ich wüsste nicht, was ich dazu sagen sollte. Aber wirklich interes- sieren würde es mich nicht.«

Für Paul kam diese Reaktion ziemlich unerwartet. Er lehnte sich zu- rück und sah sie nachdenklich an. Aufgrund der

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