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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Waffen waren ihre Klugheit und Schnelligkeit; über Technologie verfügten sie nicht. Es war, neben seiner Computer-Datenbank, vor allem seine Nacht- sichtbrille gewesen, die ihnen einem nach dem anderen zum Verhäng- nis geworden war.
    Der Tod eines Vampirs war schauerlich. Es mit anzusehen machte ihm jedes Mal zu schaffen, und er wusste, dass es auch seine Leute belastete. Ein Vampir kämpfte härter um sein Leben, als ein Mensch sich vorzustellen vermochte. Sie versteckten sich wie Ratten, weil ih- nen ihr Leben so verdammt viel bedeutete. Wenn man ihren schreckli- chen Todeskampf sah, bekam man manchmal fast Mitleid. Ein Vampir starb langsam. »Sehr langsam«, sagte er laut.
    Er betrachtete die Karte der Kanalisation im 13. Arrondissement. Die

letzten baulichen Veränderungen waren vor einem Jahr durchgeführt worden. Er fuhr mit dem Finger einen zugeschütteten Tunnel entlang. Vermutlich hatte es mit der Eindämmung der alten Abfallstoffe der Gerbereien und Färbereien zu tun, die es früher in der Gegend zuhauf gegeben hatte.
    Dies war zweifellos der Grund dafür, weshalb die Karte immer auf dem neuesten Stand gehalten wurde. Die Franzosen hatten in dieser Gegend ein Problem mit kontaminiertem Grundwasser, und sie waren dabei, das gesamte Erdreich zu säubern.
    Das Hoteltelefon klingelte. Er hob sofort ab.
    »Zwei deiner Leute wurden heute Morgen um sechs Uhr dreißig im Zentralarchiv der Polizeipräfektur erwischt.« Es war Sam Mazur von der amerikanischen Botschaft.
    »O Gott.«
    »Die Franzosen haben sie von dem Augenblick an gefilmt, als sie in das Gebäude eindrangen! Paul, das war absolute Amateurscheiße!« »Werden sie –«
    »Sie werden aufgrund ihrer diplomatischen Immunität freigelassen. Aber die Franzosen werden sie umgehend zum Flughafen bringen und in die erste Maschine nach Washington setzen. Die beiden sind am Ende. Und noch was – sie durften nur deswegen so lange in dem Ar- chiv rumschnüffeln, weil die Sureté jede ihrer Eingaben aufzeichnen wollte, nachdem sie sich in die Datenbank gehackt hatten. Die Sureté weiß, wie sie es gemacht haben, was sie gefunden haben – alles.« »Bin schon unterwegs.«
    Er kannte sich mit der Métro nicht sonderlich gut aus, aber er wusste, dass sie im Pariser Mittagsverkehr das schnellste Fortbewegungsmit- tel war. Er stieg in Montparnasse in den Zug und wurde fast verrückt, als er sah, dass sie scheinbar im Schleichtempo durch den U- Bahn-Tunnel krochen. In Gedanken ging er alle Möglichkeiten durch, um eine Lösung zu finden, die Becky und Charlie und die ganze Ope- ration womöglich doch noch retten würde.
    Nach weniger als einer Viertelstunde eilte er die Stufen zum Place de la Concorde hoch.
    Das streng bewachte amerikanische Botschaftsgebäude wirkte äu- ßerst prunkvoll. Außerdem ging es hier vergleichsweise gemächlich zu, im Gegensatz zu den meisten anderen US-Botschaften rund um den Globus. Die Horden von Visa-Antragstellern und betrübten Bür- gern, die ihren Reisepass verloren hatten, fanden sich vor dem einige

Straßen entfernten Konsulat. Mit seinem Diplomatenpass gelangte er problemlos an den französischen Wachen und den Marines vorbei. Er trat durch einen Metall-Detektor und zeigte dem Beamten seinen Revolver, den zu tragen ihm sein falscher Interpol-Pass erlaubte. Nun, falsch war eigentlich das falsche Wort. Dass er und seine Leute Inter- pol-Papiere benutzten, war das Ergebnis einer Absprache zwischen der CIA und der Internationalen Polizeibehörde.
    Sams Büro befand sich auf halbem Weg in einem breiten Flur, der aussah, als würde er in einen Palast gehören. Was auch tatsächlich der Fall war. Das Gebäude war ein Palast gewesen, bevor es zur US- Botschaft umfunktioniert wurde. Er betrat das Vorzimmer, in dem eine völlig andere Atmosphäre herrschte: Weißes Neonlicht, überall Com- puter-Bildschirme, Aktenschränke, und die Decke war deutlich niedri- ger.
    »Ich bin Paul Ward«, sagte er zu dem Sekretär, der zu seiner Über- raschung Franzose war. Er wusste nicht, was ein Einheimischer in ei- ner Anstellung mit höchster Sicherheitsstufe zu suchen hatte. Die Zei- ten hatten sich wahrlich geändert.
    Sam saß an seinem Stahlschreibtisch. Die Jalousien, hinter denen wahrscheinlich ein Luftschacht lag, waren heruntergezogen. Das Rat- tern des Klimaanlagen-Aggregats ließ den Fußboden erzittern, obwohl das Büro selbst keine Klimaanlage hatte. Es lag bloß in der Nähe des Aggregats.
    »Paul, du alter Sack, ich dachte, sie

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