Whitley Strieber
würden dich am Eingang gleich festnehmen.«
»Was ist mit meinen Leuten?«
»Air France, Business-Class. Gibt Schlimmeres.«
Bis sie in Langley eintrafen. Die Sache war längst nicht ausgestan- den, auf keinen Fall, für keinen von ihnen. Es war ein Riesenskandal, und es würde eine Weile dauern, die Sache wieder gerade zu biegen. Wenn dies überhaupt möglich war. Das Weiße Haus hatte einfach zum falschen Zeitpunkt angefangen, Fragen zu stellen.
»Sind sie schon in der Luft?«
»Sie werden gerade aus dem Kittchen entlassen. Die Franzosen mö- gen es nicht, wenn Leute in ihre Sicherheitsbereiche eindringen, be- sonderswenn es Amerikaner sind.«
»Sam, du wirst mich dafür hassen, aber du musst einen Weg finden, um meine Leute im Land zu halten. Ich brauche sie dringend – und zwar sofort.«
Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Es ist vorbei.«
»Fordere irgendwelche Gefallen ein, die dir die Leute schulden. Tu ir- gendetwas.«
»Ich kann nichts tun. Die beiden sind am Ende.«
»Dann brauche ich sofort einen Termin beim Botschafter.« Sam blinzelte. »Machst du Witze? Du willst einen Politiker in die Ge- schichte reinziehen? Trotteln wie dir blasen Politiker keine Zuckerwatte in den Hintern.«
Paul versuchte es mit einem Druckmittel, das er für seine letzte – seine einzige – Trumpfkarte hielt. »Es geht um Terrorismus, Sam. Ich stecke mitten in einer schwierigen Operation, die Frankreich nur inso- fern betrifft, als wir einen internationalen Terroristen bis auf französi- sches Territorium verfolgten. Wenn wir diese Frau verlieren, werden unschuldige Menschen sterben.«
Sam hob den Telefonhörer ab. »Du brauchst nicht den Botschafter.« Er sprach in rasend schnellem Französisch. Paul konnte ihm nicht ge- nau folgen, verstand aber, dass Sam sich zu einem äußerst einfluss- reichen Individuum hochtelefonierte und dieses Individuum um eine dringende, sofortige Intervention bat.
Sam legte auf. »Der Chef der Sureté-Abteilung für Innere Sicherheit wird uns in zehn Minuten empfangen.«
Dieses Mal hatten sie einen Botschafts-Citroen samt Fahrer, weswe- gen sie viel leichter durch die Stadt kamen. »Ihr drei macht ohne jegli- ches Hilfspersonal in der Weltgeschichte rum«, sagte Sam. »Ist doch klar, dass es Probleme gibt – bei einer so dünn besetzten Operation, die ohne jede Rückendeckung durchgeführt wird.«
»Was zählt ist, dass wir effektiv sind.«
»Ich möchte dir nicht zu nahe treten, Paul. Aber ich muss dir sagen, dass du beschissen aussiehst. Genau genommen sieht jedes Un- fallopfer besser aus als du. Was immer du so effektiv betreibst, es macht dich fertig.«
Er und Sam hatten gemeinsam gelernt, mit Klaviersaiten Menschen zu erdrosseln und Hauskatzen Mikrofone unter die Haut zu pflanzen. Sie waren gemeinsam in Kambodscha gewesen, wo ihnen ihre Ausbil- dung nichts genutzt und nichts geklappt hatte, das sie in Angriff ge- nommen hatten. Sie hatten gemeinsam einen geheimen Krieg ausge- tragen, obwohl es längst ein offener Krieg gewesen war.
»Ist bloß eine weitere Scheiß-Operation, mein Freund. Du siehst üb- rigens großartig aus. Muss vom Tennis, vom Golf und vom Schwim-
men kommen.«
»Und von den Poker-Abenden mit den Briten. Ist ein nettes Leben hier, solange man nicht in die Art Schwierigkeiten gerät, in denen deine beiden Tölpel stecken.«
Wenn die Polizei in de Gaulle nur nicht alles vermasselt hätte. Oder er die Operation nicht unter dem Deckmantel von Interpol durchführen müsste. So wie er die Sache sah, hätten sie der Kreatur sofort nach der Landung eine Kugel verpassen und sie in ein Säurebad werfen oder einäschern sollen. Stattdessen wollten sie sie ins Flughafen-Ge- fängnis sperren. Logisch, dass der Vampir ihnen entwischt war. »Ich wünschte, ich könnte dir verraten, worum es bei der Operation geht«, sagte Paul. »Es wäre um einiges leichter, wenn jeder ver- dammte Polizist und jeder Sicherheitsbeamte auf dem Planeten es wüsste. Aber das würde riesige Probleme geben. Es wäre die aberwit- zigste und unvorhersehbarste Geschichte, die du dir vorstellen kannst.«
»Tja, das erklärt alles. Aber dich macht die Sache fertig, alter Kum- pel. So wie ich es sehe, bist du mit deinen Möglichkeiten am Ende.« Sie hielten vor einem beeindruckenden französisch-viktorianischen Gebäude, dem Sitz der Sureté. Paul ging davon aus, dass sie eine aufwändige bürokratische Prozedur erwartete und sie sich eine Weile würden gedulden müssen. Doch wenig später
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