Whitney Houston - Die Biografie
außerdem klar, dass sie nicht die geringste Absicht hegte, nach Hollywood oder Manhattan zu ziehen. „Bei meiner Familie in New Jersey kann ich immer noch ich selbst sein. Ich liebe das Musikgeschäft, aber das ist nicht mein Leben. Hier habe ich die Möglichkeit, mal auszugehen oder im Einkaufszentrum zu bummeln. Die Leute fallen nicht über mich her. Für mich ist es wichtig, weiter Mensch zu bleiben. Alle halten mich für einen Superstar, aber ich weiß, was wirklich läuft.“
Doch inzwischen stöberte nicht nur die Presse in ihrem Privatleben herum, auch einige Komiker begannen, sich über sie lustig zu machen. In der satirischen Show In Living Color lästerte man in einem Sketch darüber, sie sei „zu weiß“. Whitney erklärte verteidigend: „Wenn ich singe, dann denke ich nicht darüber nach, ob die Musik jetzt schwarz oder weiß ist. Ich singe Songs, die allen gefallen.“
Auch für I’m Your Baby Tonight zeichnete Clive Davis wieder als leitender Produzent verantwortlich, was bedeutete, dass er jeden Aspekt der Songs und auch der Präsentation genau kontrollierte. Whitney wies jedoch gern darauf hin, dass sie keine Scheu hatte, ihre eigene Meinung zu sagen. „Ich könnte doch nicht einfach dasitzen und mich zurückhalten. Ich hatte immer Einfluss auf die Songs, die ausgewählt wurden, ebenso wie auf die Konzepte der Videos und auf meinen Look.“
Die erste Single aus dem neuen Werk, „I’m Your Baby Tonight“, erreichte im Oktober 1990 in England Platz 5, in Deutschland Platz 37 und in den USA im Dezember Platz 1. Das Album selbst schaffte es jedoch nur bis auf den dritten Platz.
Seit die ersten beiden Alben erschienen waren, hatte sich die Musikszene gewandelt, und ein neuer Trend beherrschte die Charts: Rap. Die Plätze 1 und 2 der Billboard -Albumcharts hielten Vanilla Ice und MC Hammer, und so kam es, dass erstmals eine LP von Whitney Houston die Chartspitze verfehlte.
Nachdem ihr Debüt sich weltweit zweiundzwanzig Millionen Mal verkauft hatte und der Nachfolger Whitney immerhin noch stolze neunzehn Millionen Exemplare abgesetzt hatte, war es relativ enttäuschend, dass I’m Your Baby Tonight es auf nur zehn Millionen brachte. Trotz gesunkener Verkaufszahlen wurde die Sängerin jedoch weiterhin mit Auszeichnungen bedacht und koppelte einige Hits aus dem Album aus.
Es war die Zeit, in der die USA sich nach längerer Zeit wieder an einem Krieg beteiligten und in den Irak einmarschierten, und in der die patriotischen Gefühle enorm hochkochten. Am 27. Januar 1991 wurde das Superbowl-Footballspiel im Fernsehen übertragen, das in den USA traditionell das Sportereignis mit der höchsten Einschaltquote ist. Als Whitney Houston auf die Bühne trat und mit unglaublicher Überzeugung die amerikanische Nationalhymne sang, schmolz ganz Amerika dahin. Die Nachfrage nach einer Aufnahme war enorm, und so wurden in aller Eile eine Single-CD sowie ein Video mit dem Fernsehauftritt auf den Markt geworfen. Die CD verkaufte sich in den USA 750.000 Mal und kam bis auf Platz 20 der Billboard -Charts.
Whitneys Version des „Star Spangled Banner“ war so beliebt, dass unglaublich viel darüber geschrieben wurde – und schließlich herauskam, dass sie bei dem Auftritt nicht etwa live gesungen, sondern nur gemimt hatte. Das lag jedoch daran, dass es bei der Superbowl-Übertragung allgemein Usus ist, dass die Nationalhymne zuvor von dem betreffenden Künstler eingesungen und bei dem eigentlichen Auftritt dann abgespielt wird, um sicherzugehen, dass es keine Probleme mit dem Ton gibt. Trotz dieser Enthüllung verkaufte sich die Single immer noch wie geschnitten Brot. Die Erlöse von CD und Video gingen an den Gulf Crisis Fund.
Plötzlich galt Whitney als die patriotischste Diva, die Amerika zu bieten hatte. Die Sängerin und ihre Karriere wurden nun ganz anders wahrgenommen. Am 31. März war sie als Headliner in einem Fernsehspecial des Senders HBO zu sehen, der Welcome Home Heroes hieß und gleichzeitig auch von der Radiosenderkette Westwood One übertragen wurde. Whitney trat im Norfolk Naval Air Stadion auf, wo die Rückkehr der amerikanischen Truppen aus dem Persischen Golf gefeiert wurde, und das Konzert war ein Riesenerfolg. Der mit Spannung erwartete Höhepunkt der Show war natürlich ihre bewegende Version von „The Star Spangled Banner“, die sie dieses Mal wirklich live sang.
Vor dem Ausbruch des Krieges im Mittleren Osten hatte Whitney eine Europatournee geplant, die sie jedoch aufgrund der
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