Whitney Houston - Die Biografie
Songmaterials, aber auch wegen der freudlosen und schlaffen Art, mit der die „neue“ Whitney sang. Ungläubig kommentierte beinahe jeder, wie gründlich sie ihre Stimmbänder ruiniert hatte. Der New Yorker Produzent Andrew Skurow erklärte: „Die Drogen haben sie offensichtlich sehr geschädigt. Whitney klingt überhaupt nicht mehr nach sich selbst. Es ist so traurig – ich hoffe, dass sie ihr Leben wieder auf die Reihe bekommt, denn sie ist unglaublich talentiert.“
In der ersten Woche nach Erscheinen stieg Just Whitney auf Platz 9 in die US-Albumcharts ein und verkaufte sich 200.000 Mal, aber danach hatte sich herumgesprochen, wie schlecht die Platte war, und die Verkaufszahlen rutschten sofort in den Keller. Schließlich holte auch dieses Album in den USA Gold, nachdem 700.000 Stück abgesetzt worden waren, aber das dauerte bis Mitte 2003, und dann verschwand es aus den Charts. So schlecht hatte sich keine ihrer Platten je verkauft, und das ganze Projekt wurde schnell als Superflop abgeschrieben. Auf ihrem zweitgrößten Markt, in Großbritannien, konnte Just Whitney keine höhere Platzierung als eine magere 76 erzielen, während in Deutschland immerhin noch ein sechzehnter Platz möglich war.
Als erste Single hatten Whitney und Bobby in einem kühnen, aber schlecht beratenen Versuch, die negative Presse abzuwehren und vielleicht sogar umzukehren, ausgerechnet das defensive „Whatchulookinat“ ausgekoppelt, das überhaupt keinen Eindruck in den Charts hinterließ. Nach elf Nummer-Eins-Hits musste sich Whitney in den USA diesmal mit einem mehr als enttäuschenden Platz 96 zufrieden geben. Weltweit zerpflückten die Kritiker das neue Album, und auch Whitney selbst kam nicht ungeschoren davon.
Der englische Guardian schrieb: „Nur wenige Künstler hatten in ihrer Karriere mit derart ungünstiger Publicity zu kämpfen wie Whitney Houston.“ Über das Album an sich urteilte Alexis Petridis: „Ähnlich wie Michael Jacksons Invincible gibt sich auch Just Whitney alle Mühe zu versichern, dass mit dem Künstler alles in bester Ordnung ist. Just Whitney ist musikalisch ein Rückschritt.“
Der Tagesspiegel schrieb: „Ihre Eleganz kannte keinen Fehler, dachte man. Heute steht Houstons Karriere auf dem Spiel. Der Comeback-Versuch Just Whitney könnte ihr Untergang sein.“
In Amerika war die Reaktion ähnlich niederschmetternd. Die Zeitschrift People nahm Whitneys jüngstes Projekt mit den Worten unter Beschuss: „Auf dem fünften Studioalbum ihrer siebzehn Jahre dauernden Karriere beweist Whitney, dass weniger nicht immer mehr ist, sondern manchmal einfach – weniger.“
Tom Moon pickte sich im Philadelphia Inquirer „My Love“ heraus und ätzte: „In einem Duett mit Ehemann Bobby Brown („Her mit dem Joint, ich hab ’ne bipolare Störung“) geben die beiden Turteltauben hier ihr Letztes, aber trotzdem glimmt nicht der kleinste Funke auf.“
Im Atlanta Journal-Constitution schrieb der Kritiker Craig Seymour: „Der größte Fehltritt auf dem Album ist das defensive ‚Whatchulookinat‘. Wenn die nervöse, klapperdürre Houston sich ernsthaft fragt, wieso sie angestarrt wird, dann hat sie offenbar schon lange nicht mehr in den Spiegel geguckt.“
Neva Chonin vom San Francisco Chronicle wies darauf hin: „ Just Whitney sollte ein Schlag ins Gesicht all jener Warner werden, die schon lange behaupten, dass Houston sich zu einer fleischgewordenen Neely O’Hara entwickelt.“ Leider wurde Whitney allmählich tatsächlich immer mehr zur Inkarnation jenes tragischen alkohol- und drogenabhängigen Stars aus Jacqueline Susanns Bestseller Das Tal der Puppen , die sich und ihre Karriere selbst zerstört.
Der Newark Star Ledger aus New Jersey berichtete: „Whitneys Fürsprecher haben immer wieder betont, die Musik würde beweisen, dass alle Sorgen unbegründet sind. Tja, und hier ist nun ihr neues Album – und jetzt müssen wir uns wirklich Sorgen machen.“ Der Autor, Dan Leroy, fragte eindringlich: „Kann jemand erklären, wie die erfahrenen R&B-Spezialisten bei Arista zulassen konnten, dass eine offenbar Drogenabhängige auf ihrem Weg zurück ins Rampenlicht eine Single wie ‚Whatchulookinat‘ veröffentlicht, die von typischer drogeninduzierter Paranoia durchdrungen ist?“
Am 13. Dezember 2002 hatte Whitney sich in Manhattan mit ihrem Bruder Michael im chinesischen Nobelrestaurant Mr. Chow’s verabredet. Bei einem Krabbengericht und einer Rindfleischvorspeise verwickelten sich die beiden in
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