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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Geheimnis.
    Â»Du kannst nicht schlafen«, sagte Uda eines Nachts, als Elphaba wieder unter den Sternen saß.
    Doch auch wenn ihre Gedanken reich und vielfältig waren, waren ihre Worte arm, und sie knurrte bloß. Uda machte ein paar Witze, über die Elphaba zu lächeln versuchte, aber Uda lachte so viel, dass es für sie beide reichte. Laut und schallend. Es machte Elphaba müde.
    Â»Ist dieser Koch nicht das Hinterletzte?«, sagte Uda und erzählte irgendeine zusammenhanglose Anekdote, und sie gackerte über ihre eigene Geschichte. Elphaba versuchte mitzulachen, wenigstens zu grinsen, über ihr aber wurden die Sterne immer dichter, eher glitzernder Fischlaich als verstreute Salzkörner. Sie drehten sich auf ihren Stengeln und machten dabei ein quälendes, knirschendes Geräusch, doch sie konnte es nicht hören; Uda war zu derb und zu laut.
    Es gab viel zu hassen auf dieser Welt und zu viel zu lieben.
    Nicht lange und sie kamen ans Ufer des Kallensees, eines unheimlichen Gewässers, das dalag wie aus der Flanke einer Gewitterwolke geschnitten. Es war völlig grau, von keinerlei Lichtern erhellt. »Deshalb«, meinte Uda, »trinken Pferde das Wasser nicht und Reisende auch nicht. Deshalb wurde es nie mit Aquädukten in die Smaragdstadt geleitet. Es ist totes Wasser. So was hast du noch nicht gesehen.« Die Reisenden waren beeindruckt. Am westlichen Ufer erhob sich eine lavendelfarbene Masse, die ersten Anzeichen der Großen Kallen, des Gebirges, das den Winkus vom übrigen Oz abteilte. Von ihrem Standort aus erschienen die Berge als ein dünner Gasschleier.
    Uda demonstrierte den Nutzen des Nebelzaubers im Fall eines Angriffs durch eine Horde von Yunamatajägern. »Werden die uns überfallen?«, fragte der Junge, der Elphies Diener zu sein schien. »Die mach ich tot, bevor keiner weiß, was los ist.« Angst ging von ihm aus und übertrug sich auf die anderen. »Meistens geht es gut«, sagte Uda. »Wir müssen nur auf der Hut sein. Sie können freundlich sein. Wenn wir freundlich sind.«
    Die vier Wagen zuckelten tagsüber in einiger Entfernung voneinander dahin, begleitet von neun Pferden, zwei Milchkühen, einem Stier, einer Färse und etlichen Hühnern. Der Koch hatte einen Hund namens Mordefroh, der Elphaba aber eher ein Spielefroh zu sein schien, ein überall herumschnüffelndes neugieriges Ding. Einige hatten eine Zeitlang den Verdacht, er könnte in Wirklichkeit ein Hund sein, der sich verstellte, doch schließlich gaben sie den Gedanken auf. »Ha«, sagte Elphaba zu den anderen, »habt ihr so selten mit Tieren gesprochen, dass ihr den Unterschied nicht mehr kennt?« Nein, er war nur ein Hund, aber ein richtiger Prachthund, ein wütender Beller und ein schmeichelnder Bettler zugleich. Mordefroh war eine Gebirgskreuzung mit grauschwarzem Fell, eine Mischung aus Linstercollie, Lenxterrier und vielleicht Wolf. Seine Nase ging nach oben wie ein Butterkringel. Er ließ sich nicht davon abhalten zu jagen, aber er fing auch nicht viel. Nachts, wenn die Wagen im Karree aufgestellt waren, das Küchenfeuer brannte, die Tiere nahebei weideten und das Singen schließlich begann, verkroch sich Mordefroh unter einem der Wagen.
    Uda hörte, wie der Junge dem Hund seinen Namen sagte. »Ich heiße Liir«, sagte der Junge. »Du kannst mein Hund sein, wenn du willst.« Sie musste grinsen. Der dicke Junge schloss nicht leicht Freundschaft, und für ein einsames Kind war ein Hund genau das Richtige.
    Der Kallensee entschwand ihren Blicken. Weiter weg davon fühlten sich manche sicherer. Mit jeder Stunde wuchsen die Großen Kallen höher und massiger empor und nahmen bald die braune Farbe vonButtertaumelonen an. Der Pfad schlängelte sich weiter durch das Tal des Winkusflusses, dahinter die Berge. Uda kannte mehrere Furten, doch sie waren nicht deutlich markiert. Während sie danach suchten, erwischte Mordefroh endlich eine Talglache, wurde aber bei dem Kampf verletzt. Er blutete und winselte und bekam etwas gegen eine eventuelle Vergiftung. Liir nahm ihn bei der Weiterfahrt auf den Schoß, was Elphaba ein wenig eifersüchtig machte. Es amüsierte sie beinahe, so ein abgeschmacktes, antiquiertes Gefühl an sich zu entdecken.
    Der Koch war böse, dass Mordefroh lieber bei jemand anderem war als bei ihm, und schüttelte seine Kelle, als wollte er den Zorn des Küchenchefs der

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